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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Kinder.
    „Ob es wohl irgendwo solche tüchtigen Kinder gibt wie euch!“ sagte Pippi. „Aber jetzt sollt ihr auch eine Belohnung haben.“
    Und sie zog eine Menge Goldstücke aus ihren Taschen hervor, und jedes Kind bekam ein Goldstück. Und jedes Kind bekam auch eine große Tüte Bonbons, die Pippi aus ihrem Rucksack holte.
    Und so kam es, daß unter den Kindern, die sich eigentlich schämen sollten, große Freude herrschte. Und als Fräulein Rosenbloms Verhör zu Ende war und alle nach Hause gehen sollten, lief keines der Kinder so schnell wie die, die in der Ecke gestanden hatten. Aber erst drängten sich alle um Pippi.

    226

    „Danke, danke, liebe Pippi“, sagten sie. „Danke für das Geld und die Bonbons!“
    „Ach was“, sagte Pippi, „dafür braucht ihr mir nicht zu danken. Aber daß ich euch vor den wollenen Unterhosen bewahrt habe, das dürft ihr niemals vergessen!“

    227

    Pippi bekommt einen Brief

    Die Tage vergingen, und es wurde Herbst. Erst wurde es Herbst, und dann wurde es Winter, ein langer und kalter Winter, der so aussah, als ob er nie zu Ende gehen wollte.
    Thomas und Annika hatten viel in der Schule zu tun, und mit jedem Tag fühlten sie sich mehr müde, und es fiel ihnen immer schwerer, frühmorgens aufzustehen. Frau Settergren fing an, sich über ihre blassen Wangen und ihren schlechten Appetit ernsthaft zu beunruhigen. Und dazu kam noch, daß sie beide plötzlich die Masern bekamen und zwei Wochen im Bett bleiben mußten. Das wären ein paar sehr langweilige Wochen geworden, wenn Pippi nicht jeden Tag vor ihr Fenster gekommen wäre und Kunststücke gemacht hätte. Der Arzt hatte ihr wegen der Ansteckungsgefahr verboten, ins Krankenzimmer zu gehen, und Pippi gehorchte, wenn sie auch meinte, daß sie sich zutrauen könnte, ein oder zwei Milliarden Masernbazillen an einem Nachmittag zwischen den Nägeln zu zerdrücken. Aber vor dem Fenster Kunststücke zu machen, hatte ihr niemand verboten. Das Kinderzimmer lag im oberen Stock, und Pippi hatte eine Leiter zum Fenster aufgestellt. Und es war spannend für Thomas und Annika, in ihren Betten zu liegen und zu raten, wie Pippi aussehen würde, wenn sie draußen auf der Leiter erschiene. Denn sie sah nicht an zwei Tagen hintereinander gleich aus. Manchmal hatte sie sich als Schornsteinfeger verkleidet, manchmal als Gespenst im weißen Umhang, manchmal stellte sie eine Hexe vor. Mitunter führte sie lustige Theaterstücke vor dem Fenster auf, und sie spielte alle Rollen selbst. Hin und wieder machte sie auf der Leiter gymnastische Übungen. Sie stand auf einer der obersten 228

    Sprossen und ließ die Leiter hin und her schwingen, so daß Thomas und Annika vor Schreck schrien und glaubten, daß sie jeden Augenblick hinunterkrachen würde. Aber das tat sie nicht. Wenn sie wieder hinunterkletterte, tat sie es immer mit dem Kopf zuerst, nur damit es für Thomas und Annika noch lustiger sein sollte. Und jeden Tag ging sie in die Stadt und kaufte Äpfel und Apfelsinen und Bonbons. Sie legte alles in einen Korb und band eine lange Schnur daran. Dann mußte Herr Nilsson mit der Schnur zu Thomas hinaufklettern, der das Fenster aufmachte und den Korb hochzog. Mitunter brachte Herr Nilsson auch einen Brief von Pippi, wenn sie nicht selbst kommen konnte. Aber das geschah nicht so oft, denn Pippi hielt sich fast den ganzen Tag auf der Leiter auf. Manchmal preßte sie ihre Nase gegen die Fensterscheibe, verdrehte die Augen und zog die allerschrecklichsten Grimassen, und sie sagte zu Thomas und Annika, daß sie jeder ein Goldstück bekommen sollten, wenn sie es fertig brächten, nicht über sie zu lachen. Aber das war ja ganz unmöglich. Thomas und Annika lachten so, daß sie beinahe aus den Betten gefallen wären.
    So langsam wurden sie wieder gesund und durften aufstehen.
    Aber ach, wie blaß und mager waren sie! Am ersten Tage, als sie auf waren, saß Pippi bei ihnen in der Küche und sah zu, wie sie Hafergrütze aßen. Das heißt, sie sollten sie essen, aber es ging furchtbar schlecht. Ihre Mutter wurde ganz nervös, als sie sah, wie sie dasaßen und im Essen herumstocherten.
    „Eßt doch eure schöne Hafergrütze“, sagte sie.
    Annika rührte mit dem Löffel im Teller herum, aber sie konnte absolut nichts hinunterkriegen.
    „Warum muß ich das eigentlich essen“, sagte sie klagend.
    „Wie kannst du so dumm fragen!“ sagte Pippi. „Es ist klar, daß du deine gute Grütze essen mußt. Denn wenn du nicht deine gute Grütze ißt, dann kannst du

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