Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
gebrauchen könnte, falls man Pferde scheu machen wollte. Na also, dann kamen wir nach Hongkong. Und da brauchten wir noch einen Matrosen. Und da bekamen wir Theodor. Zweieinhalb Meter lang war er, rabenschwarzes Haar hatte er, das ihm bis zum Gürtel reichte, und einen einzigen großen Stachel im Mund. Agaton und Theodor waren sich wirklich kolossal ähnlich. Besonders Theodor. Sie sahen sich einfach ähnlich wie zwei Zwillinge.“
    „Das war ja komisch“, sagte Tante Laura.
    „Komisch?“ fragte Pippi. „Was war dabei komisch?“
    „Daß sie sich so ähnlich sahen“, sagte Tante Laura. „Das war doch komisch!“
    „Nee“, sagte Pippi. „Das war nicht eine Spur komisch. Denn sie waren Zwillinge. Beide. Sogar schon von Geburt an.“
    Sie schaute Tante Laura beinah etwas vorwurfsvoll an.
    „Ich verstehe nicht, was du meinst, Tante Laura. Gibt es da etwas zu fragen und zu streiten, wenn zwei arme Zwillinge sich zufällig ähnlich sehen? Dafür können sie ja nichts. Du mußt nicht glauben, Tantchen, daß jemand freiwillig wie Agaton aussieht. Auch nicht wie Theodor.“
    „Ja aber“, sagte Tante Laura, „warum sprichst du dann von einem komischen Zusammentreffen?“
    „Wenn ich nur ein kleines bißchen Schwung in den Kaffeeklatsch hier bringen könnte, dann würdet ihr schon von komischen Zusammentreffen zu hören bekommen. Ja, könnt ihr euch denken, sowohl Agaton wie Theodor hatten so etwas 210

    Unnatürliches an sich, daß sie einwärts mit den Zehen gingen.
    Und bei jedem Schritt, den sie gingen, stieß der rechte große Zeh mit dem linken zusammen. War das nicht ein komisches Zusammentreffen? Das fanden zum mindesten die großen Zehen.“
    Pippi nahm noch einen Zwieback. Tante Laura erhob sich, um zu gehen.
    „Ja aber, du wolltest doch von dem merkwürdigen Zusammentreffen gestern erzählen, Tante Laura“, sagte Frau Settergren.
    „Ich glaube, ich warte damit bis zum nächstenmal“, sagte Tante Laura. „Wenn ich es mir richtig überlege, dann war das übrigens nicht so besonders merkwürdig.“
    Sie verabschiedete sich von Thomas und Annika. Dann strich sie Pippi über ihren roten Kopf.
    „Auf Wiedersehen, Kleine“, sagte sie. „Du hast recht. Ich glaube, ich fange an, mich schon besser zu fühlen. Ich bin gar nicht mehr so nervös.“
    „Oh, wie ich mich darüber freue“, sagte Pippi und drückte Tante Laura heftig an sich. „Weißt du was, Tantchen? Vater war sehr zufrieden, als wir Theodor in Hongkong bekamen.
    Denn er sagte, jetzt könne er genau doppelt so viele Pferde scheu machen.“

    211

    Pippi findet einen Spunk

    Eines Morgens kamen Thomas und Annika wie gewöhnlich in Pippis Küche gerannt und riefen: „Guten Morgen!“ Aber sie bekamen keine Antwort. Pippi saß mitten auf dem Küchentisch mit Herrn Nilsson, dem kleinen Affen, im Arm und einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.
    „Guten Morgen“, sagten Thomas und Annika noch einmal.
    „Denkt bloß“, sagte Pippi träumerisch, „denkt bloß, daß ich das gefunden habe! Gerade ich und niemand anders!“
    „Was hast du gefunden?“ fragten Thomas und Annika. Sie wunderten sich nicht im geringsten darüber, daß Pippi etwas gefunden hatte, denn das tat sie immer, aber sie wollten wissen, was es war. „Was hast du eigentlich gefunden, Pippi?“
    „Ein neues Wort“, sagte Pippi, und sie schaute Thomas und Annika glücklich an. „Ein funkelnagelneues Wort!“
    „Was für ein Wort?“ fragte Thomas.
    „Ein wunderschönes Wort“, sagte Pippi. „Eins der besten, die ich je gehört habe.“
    „So sag es doch“, sagte Annika.
    „Spunk!“ sagte Pippi triumphierend.
    „Spunk?“ fragte Thomas. „Was bedeutet das?“
    „Wenn ich das bloß wüßte“, sagte Pippi. „Das einzige, was ich weiß, ist, daß es nicht Staubsauger bedeutet.“
    Thomas und Annika überlegten eine Weile. Schließlich sagte Annika:
    „Aber wenn du nicht weißt, was es bedeutet, dann nützt es ja nichts!“
    „Nein, das ist es ja, was mich ärgert“, sagte Pippi.
    „Wer hat eigentlich zuerst herausgefunden, was die Wörter 212

    alle bedeuten sollen?“ fragte Thomas.
    „Vermutlich ein Haufen alter Professoren“, sagte Pippi. „Und man kann wirklich sagen, daß die Menschen komisch sind.
    Was für Wörter sie sich ausgedacht haben! Wanne und Holzpflock und Schnur und all so was – kein Mensch kann begreifen, wo sie das her haben. Aber Spunk, was wirklich ein schönes Wort ist, darauf kommen sie nicht. Was für ein Glück, daß ich es

Weitere Kostenlose Bücher