Pippi Langstrumpf
Schreibhilfen.
„Nein, das ist nicht so wichtig“, sagte Pippi. „Ich mache mir eigentlich nicht so besonders viel aus wollenen Hosen. So habe ich das nicht gemeint. Aber ihr könnt ja notieren, daß ich eine große Tüte Bonbons bekommen soll.“
„Ich will dir noch eine letzte Frage stellen“, sagte Fräulein Rosenblom, und ihre Stimme klang merkwürdig gepreßt.
„Ja, immer los“, sagte Pippi. „Solch einen Fragesport kann ich gut leiden.“
„Kannst du darauf antworten“, sagte Fräulein Rosenblom:
„Peter und Paul sollen sich eine Torte teilen. Wenn Peter ein Viertel bekommt, was bekommt dann Paul?“
„Bauchschmerzen“, sagte Pippi. Sie wandte sich zu den Schreibhilfen. „Notiert das“, sagte sie ernsthaft. „Schreibt auf, daß Paul Bauchschmerzen bekommt.“
Aber jetzt war Fräulein Rosenblom fertig mit Pippi.
„Du bist das unwissendste und unartigste Kind, das ich je gesehen habe. Stell dich sofort da drüben in die Reihe und schäme dich.“
Pippi trabte gehorsam fort, aber sie murmelte böse vor sich hin:
„Ungerecht! Ich, die ich auf jede einzige Frage antworten konnte!“
Nachdem sie ein paar Schritte gegangen war, fiel ihr plötzlich etwas ein, und sie bahnte sich mit den Ellbogen schnell einen Weg zurück zu Fräulein Rosenblom.
„Entschuldigen Sie“, sagte sie, „aber ich habe ja vergessen, meine Brustweite anzugeben und meine Höhe über dem Meeresspiegel. Notiert das“, sagte sie zu den Schreibhilfen.
„Nicht, weil ich Suppe haben will, Gott bewahre! Aber Ordnung in der Buchführung muß sein.“
„Wenn du dich nicht sofort da drüben hinstellst und 224
schämst“, sagte Fräulein Rosenblom, „dann kenne ich ein kleines Mädchen, das bald Prügel bekommt.“
„Armes Kind!“ sagte Pippi. „Wer ist es? Schickt es zu mir, damit ich es verteidigen kann. Notiert das!“
Und Pippi ging hin und stellte sich zu den Kindern, die sich schämen sollten. Da herrschte eine traurige Stimmung! Manche Kinder schluchzten und weinten, wenn sie daran dachten, was ihre Eltern und Geschwister sagen würden, wenn sie ohne Geld und Bonbons heute nach Hause kämen.
Pippi schaute sich unter den weinenden Kindern um und schluckte ein paarmal. Dann sagte sie:
„Wir machen jetzt selbst einen Fragesport!“
Die Kinder sahen etwas munterer aus, aber sie verstanden nicht richtig, was Pippi meinte.
„Stellt euch in zwei Reihen auf“, sagte Pippi. „Alle, die wissen, daß Karl XII. gestorben ist, stellen sich in die eine Reihe, und die, die es noch nicht gehört haben, stellen sich in die zweite.“
Da alle Kinder wußten, das Karl XII. tot war, bildete sich nur eine einzige Reihe.
„Das geht nicht“, sagte Pippi. „Es müssen mindestens zwei Reihen sein, sonst ist es nicht richtig. Fragt Fräulein Rosenblom, die kann es euch sagen.“
Sie überlegte.
„Jetzt weiß ich es“, sagte sie schließlich. „Alle richtigen, voll ausgebildeten Rangen stellen sich in eine Reihe.“
„Und welche sollen in der zweiten Reihe stehen?“ fragte eifrig ein kleines Mädchen, das nicht zugeben wollte, daß es eine Range war.
„In die zweite Reihe stellen wir alle noch nicht ganz fertig ausgebildeten Rangen“, sagte Pippi.
Drüben an Fräulein Rosenbloms Tisch ging das Verhör weiter, und hin und wieder kam ein kleines weinendes Kind zu Pippis Schar hinübergetrabt.
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„Und jetzt kommt etwas Schweres“, sagte Pippi. „Jetzt wollen wir sehen, ob ihr eure Schulaufgaben ordentlich gelernt habt.“
Sie wandte sich an einen kleinen mageren Jungen in blauem Hemd.
„Nenne mir jemand, der gestorben ist“, sagte sie.
Der Junge sah etwas verwundert aus, aber dann sagte er:
„Die alte Frau Pettersson in Nr. 57.“
„Sieh mal an“, sagte Pippi. „Weißt du noch welche?“
Nein, das wußte der Junge nicht. Da formte Pippi die Hände vor ihrem Mund zu einem Trichter und flüsterte hörbar:
„Karl XII.!“
Dann fragte Pippi alle Kinder der Reihe nach, ob sie jemand wüßten, der tot war, und alle antworteten:
„Die alte Frau Pettersson in Nr. 57 und Karl XII.“
„Dieses Verhör geht über alles Erwarten gut“, sagte Pippi.
„Jetzt will ich euch nur noch etwas fragen: Wenn Peter und Paul sich eine Torte teilen sollen und Peter absolut nicht mehr haben will, sondern er setzt sich in eine Ecke und knabbert an einem kleinen trockenen Viertel, wer ist da gezwungen, sich zu opfern und den ganzen Rest der Torte in sich reinzustopfen?“
„Paul!“ schrien alle
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