Pirat des Herzens
ihr ausgesprochen unangenehm. Doch der Mann war ein Hochverräter und verdiente die Todesstrafe. Ein Exempel mußte statuiert werden. Wenn der Gedanke nur nicht so scheußlich wäre.
»Was denkt Ihr, Cecil?«
» O’Neill ist der Herr der Meere. Er hat uns viele Jahre gute Dienste geleistet. Wir sollten sämtliche Aspekte der irischen Problematik in Betracht ziehen und überlegen, ob der Galgen wirklich die beste Lösung ist.«
Elisabeth nickte erleichtert. »FitzMaurice ist in den Untergrund gegangen. Perrot weiß nicht einmal, wo er sich aufhält. «
»Und der Pirat hat ihn gut versorgt. Er wird sich vor dem Frühling nicht wieder blicken lassen.«
»Wir müssen den Rebellen in diesem Frühjahr festsetzen!« schnaubte Elisabeth verärgert. »Ich will kein weiteres Jahr Krieg gegen den Schuft führen. Es reicht! Der verfluchte Ire hat England bereits zu viel Geld gekostet!«
Cecil breitete die Hände aus. »FitzMaurice ist ein schlauer Fuchs. In dem neuen Vertrag mit Spanien müssen wir eindeutig klarstellen, daß wir die spanische Einmischung in Irland nicht länger dulden.«
»Das gilt auch für Schottland«, fügte Elisabeth hinzu.
»Unsere Chancen stehen gut, Hoheit. Mit O’Neill im Gefängnis und ohne die Unterstützung der Spanier wird FitzMaurice bald gefaßt sein.«
»Das hoffe ich inständig«, murmelte die Königin.
Cecil blickte ihr in die Augen, und dann sagte er etwas Merkwürdiges. »FitzGerald machte uns nicht halb so viel Schwierigkeiten wie sein tollwütiger Vetter.«
Elisabeth erwiderte seinen Blick. Ihr Ratgeber hatte wieder einmal recht. FitzGerald war wie eine lästige Stechmücke. Dem Mann ging es nur darum, das Land Desmond wie ein Despot zu regieren, ohne Einmischung von außen.
Längst bereute Elisabeth den Tag, an dem sie sich dem Beschluß des Kronrates gebeugt und Gerald FitzGerald seine Besitztümer und seine Titel entzogen hatte. Cecil war damals der einzige, der Bedenken im Hinblick auf Südirlands Zukunft anmeldete, wenn Graf Desmond entmachtet wäre. Und nachdem FitzMaurice an die Macht gekommen war, ging es ihm nicht darum, der erste unter den irischen Lords zu sein. Er wollte die katholische Religion wieder einführen und Englands Königin vom Thron stürzen.
Es gab kein Fenster, kein Licht. In der Zelle war es stockfinster. Und es stank nach den Exkrementen ungezählter Gefangener, die vor ihm in dem Loch eingekerkert waren. Durch die dicken Mauern drang kein Laut von außen. Der Kerker lag viele Klafter tief unter der Erde.
Wie würde sein Leben wohl enden? Welche Ironie! Er, Shane O'Neills Sohn, lag wegen einer Frau in Ketten, die er einst geliebt hatte.
Dieser Gedanke versetzte ihm einen bohrenden Stich. Er schloß die Augen. Nein, es war nicht Liebe. Es war nur Wollust, grenzenlose Wollust. Er hatte seinen unersättlichen Hunger nach ihr mit Liebe verwechselt.
Es war sinnlos, an Katherine zu denken. Mit ihr war er fertig. Ihr zuliebe hatte er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen und nicht erkannt, was für ein hinterhältiges Weibsstück sie war. Er mußte überlegen, wie er der Henkersschlinge entkommen konnte.
Liam wollte leben. Er hatte seinen letzten Schachzug noch nicht gemacht. Und er brauchte einen Partner. Er brauchte die Königin. Bess würde mit Sicherheit nach ihm schicken, um ihn zur Rede zu stellen, ihm Vorhaltungen zu machen. Liam kannte sich mit Frauen aus. Die Königin hatte ihn ins Herz geschlossen und war über seinen Verrat rasend vor Zorn. Er mußte Geduld haben, um die Tage, vielleicht auch Wochen zu überstehen, die sie ihn in diesem finsteren Kerker schmoren ließ. Und dann mußte er ihr schmeicheln, um sie buhlen - wie er einst um Katherine gebuhlt hatte.
Liam begann, ruhelos die wenigen Schritte in der Zelle hin und her zu wandern. Er wollte frei sein, um sein Leben als Herr der Meere weiterzuführen, ein Leben, das ihm unterdessen freilich schal und öde geworden war.
Bis vor kurzem war Katherine der lohnende Preis gewesen, seine geliebte Frau, ihre gemeinsame Rückkehr nach Irland. Er hatte sich eine strahlende Zukunft mit ihr ausgemalt. Dieser Traum war geplatzt wie eine Seifenblase. Dennoch wollte er seine Freiheit.
Katherine war mit Macgregor und Guy völlig erschöpft von der stürmischen Seereise in London angekommen. Kurz nachdem sie erfahren hatte, daß Liam im Gefängnis saß, hatte sie die Insel verlassen. Alles hatte sich geändert. Sein Leben stand nun auf dem Spiel.
Liam hatte sie betrogen und verdiente
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