Pirat des Herzens
stimmte für eine Begnadigung und die Rückkehr Eures Vaters nach Desmond. Die Gegenpartei unter Ormond stimmte für seine Eliminierung.«
Katherine ballte die Fäuste. »Und der schwarze Tom Butler siegte.«
Der Pirat nickte. »Aber auch nur mit Hilfe Eures Vaters. Nach zwei Jahren wurde er nämlich aus dem Tower entlassen und durfte in Southwark wohnen, unter Bewachung und mancherlei Restriktionen. Er aber versuchte zu fliehen. Der Schiffskapitän, der ihn nach Irland bringen sollte, entpuppte sich freilich als verräterischer Judas. Ich glaube, die Königin war richtig froh, endlich einen handfesten Beweis gegen Desmond in der Hand zu haben und ihn unschädlich machen zu können. Er wurde des Hochverrats angeklagt und verurteilt, verlor seinen Besitz und seinen Titel. Das ist zwei Jahre her.
Soweit ich weiß, lebt er in St. Leger House in Southwark unter Arrest.«
Katherine war völlig benommen. »Mein Vater ist also seit der Schlacht von Affane in Gefangenschaft«, bestätigte sie dumpf.
Er nickte. »Die Notwendigkeit, Südirland unter die Herrschaft der Krone zu bringen, war der Anlaß für seine Verurteilung. Euer Vater war der mächtigste Lord von Irland und der rebellischste. Sein Schicksal war bereits besiegelt, als Butler ihn in Affane gefangennahm.«
Katherine schwankte und schloß die Augen. Seit sie in Frankreich lebte, saß ihr Vater im Gefängnis oder lebte unter Hausarrest. Sechs Jahre war er nun seiner Freiheit beraubt. Und er hatte alles verloren. Es war so ungerecht.
»Ihr müßt Euch mit den Tatsachen abfinden, wenn Ihr überleben wollt.« Der sachliche Ton des Piraten brachte sie in die Gegenwart zurück. »Hört mir gut zu, denn ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin ein Mann der See, ohne Clan, ohne Vaterland. Ich bin auf mich selbst angewiesen, und mein Handeln ist danach ausgerichtet.«
Sie blickte ihm unverwandt in die Augen. »Was redet Ihr? Ihr seid ein O’Neill. Ihr habt einen Clan und ein Vaterland. Und wenn Ihr Euch dagegen entschieden habt, so ist das Eurer Dummheit zuzuschreiben.«
Er lächelte bitter. >>Mein Vater war irisch wie Ihr, aber meine Mutter war Engländerin. Die O’Neills sehen in mir einen Engländer. Und die Engländer halten mich für ebenso wild wie meinen Vater.«
Er sprach gleichmütig, ohne Selbstmitleid oder Bedauern. Katherine begriff plötzlich. Ihre Lebenssituation ähnelten einander. Auch er hatte einen berühmten Namen, der ihm nichts nützte, auch er hatte Verwandte, die ihm keinerlei Rückhalt gaben. Er hatte sich der Wahrheit gestellt und trotzte den Stürmen des Lebens auf seine Weise. Er riet ihr, ihr Leben auf ihre Weise zu meistern. »Heißt das, ich kann nur überleben, wenn ich mit Euch das Bett teile?« fragte sie höhnisch. »Ich bin also ein ideales Opfer für einen Mann wie Euch. Es gibt niemand, der Euch zur Rechenschaft zieht, niemand, der meine Schmach rächen würde.«
Seine Augen funkelten. »Eine intelligente Frau«, murmelte er. »Schön, eigensinnig und klug - welch eine seltene Mischung.«
Katherine errötete. Seine Worte konnten keine plumpe Schmeichelei sein, denn eine ideale Frau war weder eigensinnig noch klug, sondern keusch, bescheiden und gehorsam, im großen wie im kleinen. Er aber lächelte sie an, als freue er sich über ihre Eigenschaften. Katherine reckte das Kinn. »Ich bin nicht Euer Opfer. Ich glaube nicht, daß ich völlig schutzlos in dieser Welt stehe. Ich glaube nicht, daß Ihr mit mir machen könnt, was Euch beliebt, und ungestraft davonkommt.«
Die Muskeln seiner Wangen spannten sich, er erhob sich zu seiner ganzen drohenden Größe. »Ihr seid ein Opfer, Katherine. Ihr seid ein Opfer politischer Umstände.« Er blickte sie durchdringend an. »Aber nicht ich habe über das Schicksal Eures Vaters bestimmt - nicht ich habe ihn schuldig gesprochen und bestraft. Gebt mir nicht die Schuld an dem unbesonnenen Handeln Eures Vaters. Nicht ich habe Euch Erbe, Namen und gesellschaftliche Stellung genommen.«
»Ich klage Euch wegen Eures unbesonnenen Handelns an«, schrie sie zornig und ballte die Fäuste.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich bin nie unbesonnen.« Er kam um den Tisch herum. Katherine wich zurück und stand an der Wand. Sein Lächeln war gefährlich. »Aber in einem Punkt habt Ihr recht.«
Sein Blick glitt über ihr Gesicht. »Ihr habt einen Beschützer, Katherine, einen einzigen Beschützer auf der ganzen Welt, und der bin ich.«
Sie japste. »Und wer beschützt mich vor Euch?«
Er
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