Pirat des Herzens
in die Augen, unfähig, eine Bewegung zu machen. Sie hätte nie geahnt, daß ein solcher Kuß überhaupt möglich war.
Erst jetzt bemerkte sie, daß sie sich an seinen breiten Schultern festklammerte. Sie machte einen hilflosen Versuch, ihn von sich zu stoßen, zwang sich, nicht an die pochende Hitze zu denken, die sich zwischen ihre Schenkel drängte. »Mein Vater wird Euch kein Lösegeld bezahlen, wenn Ihr mir Gewalt antut«, stieß sie heiser hervor.
Sein Mund beschrieb einen Halbkreis brennender Küsse an ihrem Halsansatz. Ihr Herz dröhnte. Er hob lächelnd den Kopf. »Ich werde Euch keine Gewalt antun, mein Schatz. Einer Frau wie Euch würde ich niemals Gewalt antun.«
»Ihr nehmt mich nicht ernst!« fuhr sie ihn an.
»Ich nehme Euch sogar sehr ernst«, murmelte er und blickte ihr tief in die Augen.
»Dann gebt mich frei!« forderte sie.
Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, ihre Brüste. »Ich kann nicht.«
»Warum nicht?« rief sie verzweifelt.
Seine Kiefermuskeln spannten sich. Wieder strichen seine Fingerkuppen über ihre Wangen. »Weil Ihr die schönste Frau seid, die mir je begegnet ist, weil ich mich vor Verlangen nach Euch verzehre.«
Katherine blickte ihn ungläubig an. »Aber Ihr könnt mich nicht haben! Ich bin kein Apfel, in den Ihr nach Lust und Laune beißen könnt. Ich bin Katherine FitzGerald, Tochter des Grafen von Desmond, von Geburt und Erziehung eine adelige Dame. Ihr könnt mich nicht haben!«
Seine funkelnden Augen ließen nicht von ihr ab. Es dauerte eine Weile, bevor er sprach. »Ihr irrt! Ihr gehört mir bereits. Wir sind nicht in Desmond. Wir befinden uns auf meinem Schiff. Auf hoher See. Hier bin ich König, Herr über alles und jeden, soweit das Auge reicht. Ihr gehört mir, seit Ihr mir in die Hände gefallen seid. Ich tue unschuldigen Frauen keine Gewalt an. Noch heute nacht beweise ich Euch, daß Eure Angst unnötig war.«
»Denkt an das Lösegeld, das ich Euch bringe! Das ist mehr wert als ein flüchtiges Vergnügen.«
Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. »Ich will kein Lösegeld.« Er hob ihr Kinn. Sein Blick heftete sich auf ihre Lippen. »Lösegeld ist das Letzte, was mir am Herzen liegt.«
»Gebt mich frei! Bitte!«
Sein Blick suchte ihre Augen. »Es tut mir leid, Katherine, daß ich es bin, der Euch die Wahrheit sagen muß. Selbst wenn ich Lösegeld für Euch verlangen wollte, es wäre aussichtslos.«
Katherine erstarrte. »Was wollt Ihr damit sagen?«
Er seufzte. »Euer Vater ist seit vielen Jahren der Gefangene der Königin.«
Katherine erstarrte, brachte keinen Laut hervor, konnte nicht atmen.
Er suchte ihren Blick. »FitzGerald wurde wegen Hochverrats verurteilt, sein Besitz eingezogen, sein Titel aberkannt. Es gibt keinen Grafen von Desmond mehr, kein Schloß, kein Land, nur einen in Ungnade gefallenen Gefangenen.«
Katherine blickte ihn verständnislos an.
3
In Katherines Kopf schrie eine schrille Stimme: Das kann nicht sein!
Dann drang die Stimme des Piraten wieder in ihr Bewußtsein. »Ihr seht also, Katherine, Euer Vater kann weder Lösegeld bezahlen, noch kann er Euch helfen.«
Ihre grünen Augen flackerten wild. »Ich glaube Euch kein Wort. Ihr lügt!«
Er blieb ruhig. »Ich lüge nicht. Ich sage nur, was die ganze Welt weiß.«
Katherine weigerte sich, ihm zu glauben. Ihr Vater, ein Gefangener der Krone; seines Titels, seiner Besitztümer beraubt? Nein, das durfte nicht wahr sein.
Der Ton des Piraten wurde sanfter. »Aber Euer Vater lebt, Katherine. Er wurde nicht enthauptet. Soweit ich weiß, lebt er in Southwark unter Hausarrest.«
Katherine zuckte zusammen, ihr Busen hob und senkte sich schwer. »Southwark?« fragte sie benommen. Southwark, nicht Desmond.
Ihr Vater war ein Gefangener der Krone, lebte gezwungenermaßen in London - in der Verbannung.
»Ich verstehe Euren Schock.« Der Pirat musterte sie prüfend.
Katherine haßte ihn. Sie haßte ihn für seine Gleichgültigkeit, für seine sündigen Absichten, dafür, daß er ihr die schlimme Nachricht überbracht hatte. »Ihr versteht nichts«, entgegnete sie schneidend. »Geht mir aus den Augen!«
Sein kantiges Gesicht wurde abweisend. Katherine sank gegen die Wand. Wenn ihr Vater Gefangener der Krone und all seiner Reichtümer beraubt war, so war ihre Flucht aus dem Kloster sinnlos. Wenn ihr Vater in die Verbannung geschickt worden war, so war auch sie in Ungnade gefallen und verbannt. Ohne Adelstitel, ohne Mitgift würde kein Mann sie haben wollen. Sie stand ohne Zukunft
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