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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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deiner lieben Mutter - wer hätte das gedacht!«
    Vor sechs Jahren war Katherine ein mageres, hoch aufgeschossenes Mädchen. Sie errötete vor Freude, mit ihrer schönen Mutter verglichen zu werden. »Ach Vater, sag so etwas nicht«, flüsterte sie verlegen.
    Gerald blickte über ihren Kopf hinweg zu dem Piraten. »Ja, du bist so schön wie sie.«
    Die beiden Männer sahen einander unverwandt in die Augen. Gerald war nicht nur dünn und hager, er war auch erschreckend bleich. Tiefe Furchen hatten sich um Augen und Mund eingegraben. Sein Gesicht verzerrte sich, sanft schob er seine Tochter beiseite, humpelte zu einem Stuhl und ließ sich schwer darauf nieder.
    Besorgt beugte Katherine sich über ihn.
    »Vater, was ist mit deinem Bein?«
    »Es ist die verfluchte Hüfte. Die Wunde ist nie richtig verheilt. Eine Kugel. In kalten Winternächten ist es besonders schlimm.« Er lächelte gequält.
    Katherine sank auf die Knie. »Wie furchtbar! Hast du denn alles an die Krone verloren? Warum mußt du in solcher Armut leben? Gibt es keine Hoffnung? Keine Gerechtigkeit?«
    Seine schwarzen Augen glühten. Er umklammerte die Armlehnen. »Es gibt keine Hoffnung, kein Erbarmen, Katie. Schon gar nicht von der Königin.«
    Katherine stockte der Atem. Bis zu diesem Augenblick hatte sie wie ein kleines Kind auf ein Wunder gehofft, daß alles ein böser Alptraum sei; hatte gehofft, daß ihr mächtiger, unbesiegbarer Vater einen Plan hätte, um das Unrecht ungeschehen zu machen. Gerald FitzGerald, Graf von Desmond, der mächtigste Lord von Irland, wie sein Vater und Großvater vor ihm, war in eine einflußreiche, wohlhabende Familie hineingeboren mit dem Wissen, daß seine Familie für immer und ewig auf Desmond über die anderen irischen Lords herrschen würde. Katherine konnte das Ausmaß der Ungerechtigkeit nicht fassen.
    »Katie, meine Verbannung ist ein schweres Schicksal. Ich lebe nur in der Hoffnung, eines Tages nach Irland zurückkehren zu dürfen. Ich denke an nichts anderes. Aber weine nicht, Liebling. Wenigstens schmachte ich nicht im Tower. Und das habe ich Eleanor zu verdanken.« Er lächelte seine Frau an. »Vor einem Jahr kam sie aus Desmond und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um eine Audienz bei der Königin zu erhalten. Es gelang ihr schließlich, die Königin zu überreden, mich an Sir Warham Leger unter Hausarrest zu überstellen.« Sein Blick wanderte zu Liam. »Wie seid Ihr an den Wachen vorbeigekommen, O’Neill?«
    Liam lächelte. »Das war nicht schwer. Sie trinken Bier und würfeln. Jetzt träumen sie von Würfeln und Bier.«
    Katherine wischte sich die Augen.
    »Ich staune, Euch in Begleitung meiner Tochter zu sehen, O’Neill.«
    Liam legte eine Hand auf Katherines Schulter, bevor sie etwas sagen konnte. »Eure Tochter überredete die Äbtissin des Klosters in Frankreich, sie nach Irland reisen zu lassen. Ich kaperte ihr Schiff im Ärmelkanal. Da sie keinen Beschützer hat, habe ich diese Rolle übernommen.«
    Katherine sprang wütend auf die Füße. »Vater! Er hat mich in seine Gewalt genommen! Er will mich zu... zu seiner Geliebten machen!«
    Gerald kam mühsam auf die Füße.
    Katherine erschrak. Sie war zu voreilig gewesen. Gehetzt blickte sie von einem zum anderen. Die beiden Männer maßen sich mit Blicken wie zwei Rivalen vor einem Duell. Eleanor verfolgte die Szene mit lebhaftem Interesse.
    »Wie günstig für Euch, O’Neill, daß meine ungeratene Tochter aus dem Kloster entsprungen ist, ich verarmt bin und unter Hausarrest stehe und keinerlei Schritte gegen Euch unternehmen kann.«
    »Ja.«
    Katherine schrie empört auf. »Vater! Du kannst ihm sicher eine kleine Summe Lösegeld anbieten und ihn von seinem teuflischen Vorhaben abbringen!«
    »Schweig, Katie!« befahl Gerald barsch.
    Katherine wich einen Schritt zurück, das Blut gefror ihr in den Adern. Aber sie mußte sprechen, ihre Zukunft stand auf dem Spiel. »Vater, ich kann nicht bei dem Piraten bleiben. Ich muß frei sein. Ich will heiraten. Mein Onkel kann mit Sicherheit eine Summe für mich aufbringen. Bitte verhandle mit dem Piraten und einige dich mit ihm!«
    Geralds Gesichtszüge wurden weich. »Katie, ich besitze nur die Kleider, die ich auf dem Leib trage. Ich kann dem Piraten keinen Penny bezahlen. Und ich kann keinen Ehemann für dich finden. Kein anständiger Mann würde dich haben wollen - keiner.«
    Katherine stöhnte. »Aber...«
    »Willst du mit mir streiten?«
    Sie zuckte zusammen, ließ die Schultern hängen. »Nein«,

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