Pirat des Herzens
nimmer als Lord anerkennen. Und die Engländer hassen und fürchten Euch.« Geralds schwarze Augen sprühten Feuer. »Aber ich akzeptiere Euch, Liam.«
»Vater!« schrie Katherine, am ganzen Körper zitternd. »Nein!«
Liams Augen waren schmale Schlitze. »Ich brauche keine Gemahlin. Und ich brauche keine Söhne. Wie Ihr richtig sagt, ich bin kein Edelmann. Was soll ich meinen Söhnen hinterlassen? Den Steinhaufen, den ich meine Heimat nenne? Meine drei Piratenschiffe?« Er lachte böse. »Ich will keine Ehefrau, FitzGerald, und ich habe nie einen Clan gebraucht. Und einen Sohn will ich schon gar nicht.«
»Euer Sohn könnte«, flüsterte Gerald fiebernd, »einen Teil von Desmond erben.«
Katherine weigerte sich zu glauben, was ihr Vater sagte.
Liam lächelte spöttisch. »Euer Angebot ist lächerlich. Desmond existiert nicht mehr.«
Katherine haßte den Piraten mehr denn je.
Gerald schwieg lange. Die beiden Männer schätzten die Habgier, die Pläne und Listen des anderen ab. Gerald brach das knisternde Schweigen. »Wäre ich noch der Graf von Desmond, würdet Ihr meine Tochter nehmen, selbst wenn sie häßlich wie eine Kröte wäre und ohne Mitgift, ohne zweimal zu überlegen!«
Liam legte den Kopf zur Seite. »Vermutlich.«
Gerald blickte ihn wütend an.
»Da Ihr mich nicht von meinem Ziel abbringt, Mylord, brechen wir nun auf«, setzte Liam gelassen hinzu.
Katherine liefen Tränen übers Gesicht. Ein Rest ihres Stolzes hinderte sie daran, sich ihrem Vater zu Füßen zu werfen, seine Knie zu umfassen und ihn anzubetteln wie ein kleines Kind, sie nicht zu verlassen. Sein Verrat schmerzte wie ein Dolch in ihrer Brust.
»Ich werde Euren Kopf bekommen, O’Neill«, drohte FitzGerald endlich. Seine Augen glühten.
»Ich wünsch Euch viel Glück dabei.« Liam wandte sich an Katherine. »Kommt, wir gehen!«
Katherine hob den Kopf. Durch einen Tränenschleier sah sie die Gefühllosigkeit, die Entschlossenheit in seinem Gesicht. Für ihn war dieser Besuch nichts als ein Spiel. Sie war eine Närrin. Sie hatte erwartet, daß ihr Vater den ehrlichen Versuch unternehmen würde, ihren Peiniger zu überlisten. Statt dessen hatte er versucht, sie an den Piraten zu verschachern.
Liams graue Augen senkten sich in ihre. Seine Hand schloß sich um ihre Finger. Sie war zu betäubt, um ihn abzuschütteln. »Kommt, Katherine«, sagte er beinahe zärtlich. »Ihr habt verloren.«
Katherine unterdrückte ein Schluchzen.
Geralds Blick war undurchdringlich. Liam ging zur Tür, einen Arm um Katherine gelegt. Sie war unfähig zu denken.
Als sie bereits unten in der finsteren Halle angelangt waren, rief Eleanor ihnen nach und kam eilig die Treppe herunter. »O’Neill. Ich muß Euch noch etwas sagen.«
Liam blieb stehen. »Beeilt Euch.«
Katherine wollte eigentlich nichts mehr von ihrer Stiefmutter hören, hob dennoch den Blick.
Eleanor lächelte. »Ich glaube zwar nicht, daß er sich einmischen wird. Aber vielleicht ist er wütend - weil Ihr etwas gestohlen habt, das ihm gehört.«
Liam reagierte ungeduldig. »Ihr sprecht in Rätseln, und ich habe keine Zeit für Spielchen. Sagt, was Ihr zu sagen habt, Lady FitzGerald.«
»Nun denn. Ich spreche von Hugh Barry.«
Katherine erschrak, als sie den Namen ihres verstorbenen Verlobten hörte. »Was redest du da?« stammelte sie. »Hugh ist tot, Eleanor. Er starb bei Affane vor sechs Jahren.«
»Nein, Katherine«, widersprach Eleanor. »Wußtest du nicht, daß er seine Verletzungen überlebte? Als man ihn begraben wollte, stellte man fest, daß er noch lebte. Aber es dauerte viele Wochen, bevor die Ärzte sicher waren, daß er seine schweren Verletzungen überleben würde. Es war ein Wunder, ein Geschenk Gottes, sagten sie. Er lebt, Katherine. Hugh Barry lebt.«
Das mußte eine Lüge sein, eine schreckliche, gemeine Lüge. Denn wenn Hugh lebte, hätte er Katherine längst aus dem Kloster geholt. Aber konnte Eleanor eine so furchtbare Lüge erfinden? Der Boden unter Katherines Füßen schwankte, sie sank in Liams Arme.
Als der Pirat sprach, klang seine Stimme hohl und wie aus weiter Ferne. »Wer zum Teufel ist Hugh Barry?« fragte er.
Eleanor lachte leise. »Katherines Freund aus der Kindheit - der Mann, den sie an ihrem fünfzehnten Geburtstag heiraten sollte.«
Sie blickte Liam lange an. »Vielleicht entscheidet Ihr Euch doch dafür, Katherine zu heiraten, O’Neill.«
5
Schon als Kind hatte er sich eine gleichmütige Haltung angeeignet, als er bei Hofe ein irischer
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