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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Seeleute blieben beim Boot. Die Nebelschwaden teilten sich, gaben die Zinnen einer Burg in der Ferne frei. Der Himmel wurde fahl, der Nebel lichtete sich zusehends. Bald kam die äußere Burgmauer in Sicht.
    »Wo sind wir, O’Neill?« flüsterte Katherine.
    »Tilbury Castle«, antwortete Liam leise. »Ihr wartet hier mit Mac.«
    »Und wohin geht Ihr?«
    Er antwortete nicht, tauchte in den Schatten ein und verschwand.
    Die Burg konnte O’Neill nicht betreten, denn die Tore blieben üblicherweise bis Sonnenaufgang geschlossen. In der Nähe lag vermutlich ein Dorf. Wollte er dort eine Transportmöglichkeit organisieren? Katherine wunderte sich über seine Verwegenheit, direkt neben einer von Soldaten bewachten Burg Pferde und Wagen zu stehlen.
    Es dauerte nicht lang, und er tauchte auf einem hohen Pferd sitzend auf, zwei weitere Gäule an der Führleine. Ehe sie es sich versah, wurde Katherine in den Sattel gehoben. Kurz darauf trabten drei Reiter auf der Straße nach London.
    »Könnt Ihr reiten?« fragte er dicht neben ihr.
    »Kommt die Frage nicht ein wenig spät?« entgegnete sie, sicher im Sattel sitzend und froh, nicht im Damensattel reiten zu müssen.
    »Eine waschechte Irin, die nicht reiten kann, hätte mich schwer enttäuscht«, entgegnete er belustigt.
    Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er mußte nicht bei Verstand sein, Spaß an dem gefährlichen Abenteuer zu haben. Was geschah, wenn sie von Soldaten der Königin aufgegriffen wurden? Was würde Elisabeth mit ihr anfangen, der Tochter eines Rebellen? Würde man sie dazu verurteilen, mit ihrem Vater unter Hausarrest zu leben?
    Katherine verwarf alle ängstlichen Gedanken. Der Nebel lichtete sich immer mehr. Der rote Feuerball der Sonne stieg langsam in den grauen Morgenhimmel. Bald tauchten spitze Türme, ein Meer von Dächern, Kaminen und Zinnen vor ihnen auf, überragt von der mächtigen Kuppel der St. Pauls Kathedrale. Liam ritt neben ihr, Macgregor dahinter. Katherine suchte nach einer Spur Unsicherheit in den Zügen des Piraten, sah aber nur Entschlossenheit.
    Bald ritten sie durch das Stadttor und durch ein Gewirr menschenleerer Gassen.
    Die Stadt schlief noch. Nur gelegentlich drang Grölen und Lachen Betrunkener aus einer Schankstube. Liam schien sich bestens in dem Gewirr von Gassen und Plätzen zurechtzufinden.
    Sie ritten an den Mauern des Towers vorbei. Der Mann kann nicht bei Verstand sein, dachte Katherine. Niemand, der die Gesetze der Krone übertreten hatte, würde sich in die Nähe des grausigen Ortes wagen, der sein Schicksal besiegeln konnte.
    Sie ritten über die London Bridge, wandten sich nach Osten und erreichten ein Stadtviertel mit vielen Schänken, Brauereien und Bordellen. Eine Gruppe gutgekleideter Herren trat lachend auf die Gasse. Katherine tat so, als würde sie die halbnackten, grell bemalten Frauen an der Straßenecke nicht sehen. Eine üppige Hure rief ein paar Obszönitä-ten herüber. Katherine bekam rote Ohren, der Pirat reagierte nicht darauf.
    An einem langgezogenen Gebäude, einer Art Lagerhaus, wandte Liam sich nach links und hielt an einer Mauer, die ein schindelgedecktes Haus umgab. »Wartet hier!« befahl er Katherine und Macgregor.
    Er benutzte nicht das Tor, ging die Mauer entlang und bog um eine Ecke. Fünfzehn Minuten später wurde das Tor geöffnet. Liam stand im Schatten des Torflügels, den Umhang an den Schultern zurückgeworfen. Darunter trug er ein Wams über dem Hemd, Kniehosen und hohe Stulpenstiefel. Er winkte ungeduldig. Katherine drückte ihrem Pferd die Absätze in die Flanken. Ihr Herz vollführte einen aufgeregten Tanz. Endlich sollte sie ihren Vater Wiedersehen - endlich!
    Sie glitt aus dem Sattel, eilte die Steinstufen zum Eingang hinauf und schlug gegen die schwere Tür. Als niemand öffnete, schlug sie erneut gegen die Tür.
    »Wer da zu dieser frühen Stunde?« rief eine barsche Frauenstimme.
    »Eleanor!« rief Katherine. »Ich bin es - Katherine FitzGerald!«
    Die Tür wurde entriegelt und geöffnet. Eleanor blickte Katherine fassungslos an, dann den Piraten. »Herr im Himmel! Wie kommst du hierher?!«
    Sie war eine zierliche Frau von ausnehmender Schönheit. Dunkelblondes Haar umrahmte ihr ovales, makelloses Gesicht. Beim Sprechen zeigte sie ebenmäßige, weiße Zähne. Sie war eine geborene Butler, die Tochter von Baron Duboyne, und sie war nur drei Jahre älter als Katherine.
    »Ich bin wieder daheim«, flüsterte Katherine und lächelte unsicher.
    Eleanor erwiderte ihr Lächeln

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