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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Katherine entriß Liam ihren Arm. »Charakterloser Wurm!« zischte sie.
    Liams Augen verengten sich. »Meint Ihr ihn - oder mich?«
    »Euch!« fauchte sie. »Ihr seid kein heißblütiger Ire, sondern ein dekadenter Brite - ja, das habt Ihr soeben bewiesen!«
    »Das habe ich schon öfter gehört«, entgegnete Liam gepreßt. »Und Ihr, Katherine, seid eine törichte Närrin, den mächtigsten Mann Irlands zu provozieren.«
    »Mächtig, pah!« höhnte sie. »Mein Vater war mächtig! Der Kerl ist nur eine fette Kröte! Es hat Euch ja sichtlich gefallen, ihn zu umschmeicheln.«
    Liams graue Augen sprühten Funken. »Ohne Passierscheine kommen wir nirgendwo hin, Mistreß.«
    »Passierscheine? Wozu brauchen wir Passierscheine?«
    »Lord Perrot hat eine Menge neuer Gesetze erlassen, um den Iren das Leben schwerzumachen. Eines dieser Gesetze verbietet das Reisen. Jeder Reisende braucht von ihm Unterzeichnete Dokumente. Wir sind von dieser Verordnung nicht ausgenommen.«
    Katherine starrte ihn ungläubig an. »Aber... das ist ja unerträglich!«
    »Nicht weniger unerträglich, als den Barden und Poeten zu verbieten, ihre Kunst auszuüben, oder den Bauern ihre Trachten und Dialekte«, erklärte Liam.
    Katherine war entsetzt. »Gedichte und Musik sind verboten?«
    »Unter anderem.«
    »Er ist ein Tyrann!« schrie Katherine.
    »Er ist ein tapferer und guter Soldat. Und er ist der von der Königin ernannte Präsident des Geheimen Staatsrats. Wir stehen zwar unter dem Schutz der Königin, dennoch könnte es ihm einfallen, uns ins Gefängnis zu werfen - zumal nach Euren aufrührerischen Worten. Wir sind ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das solltet Ihr nicht vergessen.« Liam entfernte sich.
    Katherine schaute ihm nach. Ihr Zorn hatte sich gelegt.
    Cork war seit dem Mittelalter eine bedeutende Handelsstadt, durchzogen von engen, gepflasterten Gassen. Fachwerkbauten und verputzte Ziegelhäuser drängten sich aneinander. Im Erdgeschoß vieler Häuser waren Werkstätten eingerichtet, wo Schuster und Schneider, Bäcker und Schmiede ihrem Handwerk nachgingen. Eine alte normannische Kirche zerbröckelte allmählich im Schatten einer himmelstrebenden Kathedrale, die unter der Regierung von Heinrich VIII. errichtet worden war. Direkt am Hafen lag die ummauerte Burg, in der die Garnison untergebracht war. Die Stadt selbst war von einer weiteren Mauer umgeben.
    Im Sommer vor zwei Jahren hatte FitzMaurice mit seinen Rebellen die Stadt belagert, sich aber bald wieder zurückgezogen. Sir Henry Sidney versorgte Cork mit Proviant und Truppennachschub. FitzMaurice wurde des Hochverrats an der Krone angeklagt, nicht weil er das Land verwüstet hatte, auch nicht, weil er alle englischen Siedler abschlachten ließ, derer er habhaft wurde, sondern weil er die Königin an der Stadtmauer öffentlich eine Ketzerin genannt hatte.
    Katherine ritt zwischen Liam und Macgregor aus dem nördlichen Stadttor. Einst war die Stadt von üppigem Grün und fettem Weideland umgeben, durchzogen von fruchtbaren Äckern, auf denen Roggen und Hafer gedieh. Dahinter erhoben sich dichtbewaldete Hügel.
    Nun war das Land vom Krieg zerstört, die Bauernhöfe waren niedergebrannt, die Wälder abgefackelt; schwarzverkohlte Baumstümpfe ragten in den Himmel. Die Felder lagen brach, die Wiesen waren ungemäht. Von den Häusern waren nur zerfallene Steinhaufen übrig. »Mein Gott!« flüsterte Katherine entsetzt. »Wie konnte das geschehen? Diese verdammten Engländer!«
    Liam bedachte sie mit einem ernsten Seitenblick. »Leider hat der Cousin Eures Vaters FitzMaurice ebensoviel Unheil angerichtet wie die Engländer. Ihm ging es darum, die Siedler zu vertreiben, auch wenn es bedeutete, das Land zu verwüsten. Er schaffte beides. Die Königin schickte ihm Sir Henry Sidney auf den Hals, der eine nicht minder tödliche Spur der Zerstörung hinterließ. Wenn dieser Krieg noch lange weitergeht, ist Südirland bald eine Wüstenei.«
    Katherine war unfähig zu sprechen. Schreckensbilder stürmten auf sie ein. Sie sah die reichen Wälder im Umkreis von Askeaton Castle schwarz verkohlt, die Wiesen verdorrt, die Acker brachliegen, die Dörfer verwüstet. Sie riß ihr Pferd heftig am Zügel. »Und Askeaton?«
    »Ich weiß nicht, ob Kämpfe in der Nähe Eurer Heimat stattfanden, Katherine. Am schlimmsten tobte der Krieg zwischen Cork im Osten und Limerick im Westen, zwischen Tralee und Kilmallock.«
    »Limerick!« rief sie. Auch in Limerick war eine königliche Garnison stationiert - und

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