Pirat des Herzens
ein.
»Sie ist eine kluge Frau. Ihr Gesuch war der Beweis«, murmelte Elisabeth. »Ihre Mutter war eine sehr kluge Frau, und FitzGerald ist ein schlauer Fuchs.«
Cecil meldete sich zu Wort. »Ich würde sie in Frieden lassen. Auch ich halte sie für unschuldig, Majestät. Wenn nicht, werden wir sie des Verrates überführen. FitzGerald ist Euer Gefangener und kann uns kaum schaden. Sollte sie schuldig sein, führt sie uns über kurz oder lang zu dem Hornissennest, falls es existiert.« Cecil hielt O’Neill für zu klug, um sich bei dem tödlichen Spiel erwischen zu lassen.
Ormond stöhnte laut. Leicester tauschte erneut einen stummen Blick mit Cecil. Beide wußten sich in dieser Sache einig. Leicester aus eigennützigen Gründen, weil er Ormond haßte; Cecil, weil er sein Vaterland und seine Königin schützen wollte.
»Ihr könnt sie mit einem Vertrauten von Euch verheiraten«, meinte Leicester leichthin. »Mit einem Mann, der sie bespitzelt.«
Elisabeth blickte ihm ernst in die Augen. »Hätte ich zwei von Eurer Sorte, Robin, würde ich sie mit einem von Euch verheiraten.« Ihr Blick war kalt wie ein geschliffener Diamant.
Er lächelte und entblößte strahlend weiße Zähne. »Da es mich nur einmal gibt, würdet Ihr mir das Herz brechen, Elisabeth, wenn Ihr mich verheiratet.«
Elisabeths Züge wurden weich. »Wir haben einen Entschluß gefaßt«, verkündete sie. »Wir werden alle Vorschläge überdenken. Das Mädchen soll vorerst unverheiratet bleiben, da Wir eine Heirat sorgfältig planen wollen. Sie wird bei Uns am Hofe bleiben.« Elisabeth lächelte. »Als eine Unserer Hofdamen. Wir werden ihr Freiheiten gewähren, sie darf ihren Vater besuchen, in der Hoffnung, daß Wir so auf das Hornissennest stoßen. Um keine Vorsichtsmaßnahme außer acht zu lassen, wird sie eine Kammerzofe bekommen, die sie ständig beobachtet und Uns täglich Bericht erstattet.«
Die Herren nickten lächelnd. Die Entscheidung der Königin war ganz im Sinne ihrer Ratgeber.
14
Elisabeth empfing Liam in ihrem Salon im Beisein zweier Hofdamen. Sie trug eine prachtvolle Staatsrobe aus schwerem Brokat. Die adeligen Damen schäkerten schelmisch mit Liam, erröteten und blickten ihm tief in die Augen. Er achtete nicht auf ihre Koketterie; die Königin winkte sie barsch hinaus und lächelte ihm etwas verkrampft zu.
»Es war sehr großzügig von Euch, Liam, die arme Katherine nach London zu begleiten«, sagte sie und zog ein versiegeltes Schreiben aus dem Ärmel. »Nach dem Fiasko mit Hugh Barry war sie sicher völlig verwirrt.« Ihr Blick glitt prüfend über ihn.
»Katherine war nicht begeistert«, entgegnete er sachlich.
»Sie ist eine starke Frau, ihrer Mutter auch darin sehr ähnlich. Ich hoffe, ich kann eine gute Heirat für sie arrangieren.«
Liam straffte die Schultern. »Ihr seid sehr großzügig, Hoheit. «
Elisabeth blickte ihm in die Augen. »Mag sein. Ihr wirkt nicht sehr beglückt.«
Er zuckte die Achseln.
Die Königin blickte ihn unverwandt an. »Ist sie noch unberührt, oder seid Ihr Eurem Piratenruf gerecht geworden?«
»Sie ist unberührt, Bess.«
Elisabeth zog die Brauen hoch. »Dann ist Euer Ruf nur Aufschneiderei ?«
Bei seinem Lächeln bildeten sich Grübchen in seinen Wangen. »Nichts als Aufschneiderei.«
Elisabeth begriff. »Schurke! Falls sie noch Jungfrau ist, zugesetzt habt Ihr der Kleinen allemal!«
»Habt Ihr mir nicht befohlen, die Finger von ihr zu lassen?«
»Ja, das habe ich. Seit wann befolgt Ihr meine Befehle wortgetreu, Liam?«
»Ihr seid meine Königin, ich Euer bescheidener und gehorsamer Diener.« Er verneigte sich tief.
»Das Mädchen hat Euch einen Korb gegeben«, schnaubte Elisabeth. »Damit hat sie mehr Verstand bewiesen, als ich ihr zugetraut hätte. Doch nein, sie macht einen sehr klugen Eindruck. Ihr Bittgesuch hat mich tief berührt.«
»Werdet Ihr ihrer Bitte nachkommen?«
»Ich bin mir noch nicht im klaren darüber. Für Männer wie Euch ist sie jedenfalls zu schade. Ihr bekommt sie nicht, Liam.« Elisabeth musterte ihn scharf.
Er hielt ihrem Blick unverwandt stand. Doch sein Herz krampfte sich zusammen. Er spürte die Eifersucht der Königin, die wie eine Giftschlange nach ihm züngelte. Er durfte auf keinen Fall die Gunst der Monarchin aufs Spiel setzen.
»Eine Ehe mit Euch kommt aus politischen und gesellschaftlichen Gründen nicht in Frage. Habt Ihr verstanden?«
Liam wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich habe nie die Absicht geäußert, die Dame zu
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