Pirat des Herzens
wurde. Nachdem Katherine Dudley gesehen hatte, konnte sie sich gut vorstellen, daß die Königin in ihn verliebt war. Aber Mord? Sie hatte Elisabeth nur zweimal getroffen, hielt sie jedoch nicht für fähig, einen Mord zu begehen.
»Er ist längst weg, und Ihr starrt ihm immer noch hinterher«, bemerkte Liam kalt.
Katherine fuhr herum und errötete.
Liam wandte sich verärgert ab. Katherine registrierte seine Eifersucht mit Genugtuung, gleichzeitig kam sie ihr kleinlich vor. Schließlich wollte sie nichts von ihm, nicht seine Eifersucht, nicht sein Verlangen, nicht seine Liebe - sollte er überhaupt zu romantischen Gefühlen fähig sein.
Einen Augenblick später erschien eine Hofdame und führte die Besucher in einen Salon, wo sie erneut warteten.
Schließlich öffneten sich die Flügeltüren des königlichen Schlafgemachs. Katherine blickte neugierig in den dunklen Raum, der nur ein Fenster aufwies. Durch die Glasscheiben sah man auf die Themse, auf der viele buntbemalte Barken schaukelten.
Die Decke des Schlafgemachs war vergoldet. Neugierig blickte Katherine auf das riesige geschnitzte Himmelbett, das kunstvolle Intarsien aufwies. Die Bettdecke aus Samt war mit schwerer Seide unterlegt, mit Gold- und Silberfäden bestickt. Vom Kopfende hingen kostbare indische Seidenschals.
Die Königin trat aus ihrem Gemach. »Katherine?« rief sie lächelnd und streckte ihr die Hände entgegen. »Süße Katherine!« Sie umarmte Katherine, ohne Liam zu beachten. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen funkelten. »Ich bin erstaunt und erfreut zugleich, Euch zu sehen.«
Katherine war so erleichtert, daß sie die Königin unverblümt anstrahlte. »Es ist wunderbar, wieder bei Hofe zu sein, Majestät«, sagte sie aufrichtig. Als die vielen Türme, Kuppeln und Dächer Londons in Sicht kamen, hatte ihr Herz vor Aufregung schneller geschlagen.
»Habt Ihr Euren Verlobten mitgebracht? Lord Barry? Oder seid Ihr bereits Lady Barry?«
Katherines Lächeln versiegte.
Die Königin blickte sie durchdringend an, warf Liam einen fragenden Blick zu. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Liam verneigte sich. »Königliche Hoheit.«
»Liam, ich bitte Euch«, entgegnete die Königin ungeduldig, »was ist geschehen?«
»Lord Barry hat sich schon anderweitig verlobt, Eure Majestät.«
Elisabeths Augen weiteten sich. »Die Verlobung wurde also gelöst?« Sie wandte sich an Katherine. »Und Eure Familie wußte nichts davon?«
Katherine erklärte, daß Hugh den Verlobungsvertrag dem irischen Gericht vorgelegt hatte, das die Verlobung auf Grund von Geralds Verurteilung und Enteignung für ungültig erklärte.
»Armes Kind.« Die Königin tätschelte ihre Hand. »Ihr seid also völlig umsonst nach Irland gereist, und nun kommt Ihr an meinen Hof zurück.«
Die Königin wandte sich an Liam.
»Es war sehr nobel von Euch, Liam, die Kleine wieder nach London zu bringen. Ich nehme an, sie beabsichtigt, zu ihrem Vater zu gehen? Oder hat sie ihm die traurige Nachricht bereits überbracht?«
»Katherine hat noch nicht mit FitzGerald gesprochen«, antwortete Liam ruhig.
Katherine durfte nicht länger warten. »Eure Majestät, darf ich sprechen?«
»Ich bitte darum«, lächelte Elisabeth.
Katherine rang die Hände. »Hugh hält mich für unwürdig, seine Frau zu werden, jetzt, da ich keine Grafentochter mehr bin und mein Vater arm und mittellos ist. Aber... meine Träume haben sich nicht verändert. Ich habe mich nicht verändert.«
Elisabeth neigte den Kopf schräg. »Bitte fahrt fort.«
Katherine trat einen Schritt vor. »Ich verlange nur, was jeder Frau zusteht, Eure Majestät. Ein Heim, einen Ehemann und Kinder. Ich sehne mich nach nichts anderem. Katherine FitzGerald ist die gleiche geblieben. Ich habe mich auf ein großes Wagnis eingelassen, als ich das Kloster verließ. Aber im Kloster mein Leben zu fristen, unverheiratet und kinderlos, bedeutet für mich ein langsames Sterben.
Königliche Hoheit, ich werfe mich Euch zu Füßen und appelliere an Eure Großmut. Ich bin eine Frau ohne Mitgift und weiß um meine Wertlosigkeit. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste, aber ich bin gesund und kräftig. Bestimmt kann ich einem Mann noch viele Kinder gebären. Ihr habt meinen Vater zu recht bestraft und enteignet. Bin ich aber als seine Tochter dazu verdammt, sein Schicksal zu teilen? Meine Mutter Joan war Eure Freundin. Ich flehe Euch an, Majestät, findet einen einfachen, guten Mann für mich. Er muß nicht von hohem Adel sein und auch nicht
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