Pirat des Herzens
Mädchen umgehend zu Uns - und das spricht gegen eine Verschwörung.«
Wie geschickt dieser Liam O’Neill ist, dachte Cecil.
Ormond knurrte. »Es war von Anfang an ein abgekartetes Spiel. Sie wollte nicht nach Munster, um Barry zu heiraten, sondern um Geheimbotschaften ihres Vaters zu überbringen. Majestät, FitzGerald führt wieder etwas im Schilde - diesmal hat er den Herrn der Meere für seine Umsturzpläne gewonnen!«
Leicester bedachte Ormond mit einem genervten Blick. »Es gibt keinen Beweis, daß O’Neill mit FitzGerald konspiriert. Eure Hysterie führt Euch in die Irre.«
»Aha. Und was schlagt Ihr vor?« Ormond lief vor Zorn dunkelrot an. »Sollen wir dem Verräter etwa freie Hand lassen?«
Leicester maß seinen ärgsten Rivalen um die Gunst der Königin mit kalten Blicken. Seit FitzGerald im Süden von Irland ausgeschaltet war, gab es keinen mächtigeren Lord als Ormond. »FitzGerald ist als Verräter halb so gefährlich wie sein Vetter Tom. Wir wären alle besser dran, wenn er seine Länder wieder in Besitz nähme und den Papistenhund vertreiben würde.«
»Schluß damit!« unterbrach Elisabeth den hitzigen Wortwechsel. »Dieses Thema haben wir vor drei Jahren zu den Akten gelegt, als wir FitzGerald des Hochverrates für schuldig befunden haben. Ich wünsche nicht nach rückwärts zu blicken, sondern in die Zukunft.« Elisabeth wandte sich an Cecil. »Was meint Ihr, Sir William? Konspiriert mein goldblonder Pirat gegen mich?«
»Auch wenn die Verdachtsmomente sich mehren«, antwortete ihr Sekretär, »gibt es plausible Erklärungen für O’Neills Verhalten. Ich kann nicht ausschließen, daß es eine Verschwörung gegen Euch gibt, Majestät. Noch nicht.« Sein Gesichtsausdruck ließ seine Gedanken nicht erkennen - auch nicht die Schlußfolgerungen, die er im stillen gezogen hatte. Es war nicht seine Art, die Königin mit unnötigen Dingen zu belasten.
»Er ist in eine Verschwörung verwickelt«, schrie Tom Butler aufgebracht. »Habt Ihr alle den Verstand verloren? Aus welchem Grund hat O’Neill das Mädchen zu ihrem Vater begleitet? Wenn FitzGerald genügend Verbündete um sich schart, geht der Krieg im Süden noch jahrelang weiter! Wollt Ihr, daß FitzMaurice und FitzGerald den Süden Irlands weiterhin verwüsten und brandschatzen?« fragte er die Königin.
»Ihr wißt genau, daß das nicht Unser Wunsch ist«, entgegnete die Königin empört.
Leicester und Cecil wechselten einen vielsagenden Blick. Die beiden waren nicht gut aufeinander zu sprechen, beide waren eifersüchtig auf den Einfluß des anderen auf die Königin, doch gelegentlich verbündeten sie sich in einer Sache, wie jetzt.
Leicester nahm Elisabeths Hand. »Meiner Meinung nach ist O’Neill von der Schönheit des Mädchens geblendet. Schließlich ist er für seine Frauengeschichten bekannt. Denkt nur an die Affäre mit der Herzoginwitwe Marian.« Leicester stellte zufrieden fest, daß Elisabeths Augenlider flatterten. »Dem Piraten geht es nur um zwei Dinge, wie immer: um Gold und um die Befriedigung seiner Wollust.«
»Ihr verteidigt FitzGerald!« warf Ormond ihm vor.
»Müßt Ihr ständig auf Kriegsfuß miteinander stehen?« rief Elisabeth ungeduldig. »Eines ist klar. Perrot ist der Meinung, dem Mädchen sei nicht zu trauen, weil sie mit FitzGerald und ihrer Sippe verschworen ist. Ich vertraue Sir Johns Urteil. Ob sie allerdings eine Verschwörerin ist...« Elisabeth ließ den Satz in der Luft hängen. »Ich glaube es nicht. Nein, Liam würde mir so etwas nicht antun.«
»Bess, sie ist eine Verschwörerin!« widersprach Ormond eindringlich. »Laßt Euch nicht zum Narren halten! Gebt sie mir als Mündel, dann hat es mit der Verschwörung bald ein Ende!«
Leicesters Augen verengten sich. »Entdeckt Ihr plötzlich brüderliche Gefühle für Eure verschollen geglaubte Schwester, Tom? Oder habt Ihr andere Interessen?« höhnte er.
Ormond ignorierte ihn und trat näher an die Königin. »Liebste Cousine, gebt sie in meine Obhut. Ich schicke sie zu meinen Brüdern nach Kilkenny, wo sie gut beaufsichtigt wird. Sie wird keine Verbindung mit ihrem Vater aufnehmen können.«
»Sie bat mich, eine Ehe für sie zu arrangieren«, entgegnete Elisabeth. »Ihr Gesuch klang sehr überzeugend. Sie scheint nur den Wunsch zu haben, mit einem guten Mann verheiratet zu werden. Wenn sie die Wahrheit gesagt hat, kann es kaum eine Verschwörung zwischen ihrem Vater und Liam O’Neill geben.«
»Das war nur Theater«, warf Ormond bissig
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