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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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an der Küste wären, und standen allesamt unter Waffen, was den Räubern, die nur um Beute zu fechten gesonnen waren, keineswegs gefiel.
    Als Morgan sah, daß seine Mitgesellen nicht kamen, hielt er Musterung über das Volks, das bei ihm war, und befand, daß sie etwas über fünfhundert Köpfe samt acht Fahrzeugen stark waren; von diesen war sein Schiff, wie ich schon oben sagte, das größte. Sein früherer Beschluß war gewesen, die sämtlichen an der Küste von Caracas liegenden Städte und Dörfer zu plündern, allein, da er sich hierfür zu schwach sah, mußte er einen neuen fassen. Nun war unter den Seinen ein französischer Kapitän, der ehemals unter Lolonois bei der Einnahme der Stadt Maracaibo beteiligt gewesen und auf die Gelegenheiten jenes Sees so wohl sein Augenmerk gerichtet hatte, daß er sich unterfangen konnte, Morgans Flotte dorthin zu bringen. Nachdem er nun mit Morgan Überlegungen über die beste Weise, den Platz zu nehmen, angestellt hatte, war das Schiffsvolk davon in Kenntnis gesetzt und sie resolvierten einhellig, nach jener Gegend zu ziehen.
    Mit solchem Entschluße stach denn Morgan in See und nahm Kurs nach der Insel Curacao hin; als er diese in Sicht bekam, ließ er sich nach Aruba treiben, einem Eilande, das etwa zwölf Meilen von der Westspitze Curacaos abliegt und der Westindischen Kompanie gehört (der holländischen); diese schickt dorthin fünfzehn Soldaten unter Kommando eines Sergeanten. Im übrigen ist diese Insel von Indianern bewohnt, die spanisch sprechen und auch in Religionssachen zu den Spaniern gehören; alljährlich kommt nämlich aus einem Dorf an der gegenüberliegenden festländischen Küste namens Coro ein spanischer Geistlicher, der ihnen predigt und das Sakrament nach der Weise der römischen Kirche austeilt. Diese Indianer handeln mit den Räubern, die in jene Gegend kommen, indem sie Schafe und Ziegen gegen Leinwand, Garn oder was ihnen sonst Not tut, austauschen. Die Insel ist keineswegs fruchtbar, sondern ganz dürr und meistens mit niederem Gebüsch bewachsen; es gibt dort eine Menge von Schafen und Ziegen, von denen sich die Eingeborenen nähren, nebst einigem Spanischen Weizen, den sie anbauen. Auch Pferde gibt es dort in Mengen, und die Einwohner machen auch von ihnen reichlich Gebrauch: tun sie doch alles zu Pferde, ja selbst wenn sie nur fünfhundert Schritte von ihrem Hause Wasser holen. Ferner sind dort viele Klapperschlangen und Spinnen, die außerordentlich giftig sind; wenn jemand von diesen Bestien gebissen wird, legt man ihn gebunden in einen Hängematte, wo er dann vierundzwanzig Stunden lang ohne Speise und Trank verbleibt. Denn die Eingeborenen behaupten, wenn jemand von diesen Tieren gebissen wird, müsse er sich jeden Essens und Trinkens enthalten, andernfalls er sterben muß.
    Morgan hatte bei dieser Insel Anker geworfen und handelte von den Indianern so viele Ziegen und Schafe ein, als er für seine ganze Flotte benötigte; nach zweitägigem Aufenthalt fuhr er bei Nacht ab, damit sie nicht sehen sollten, wohin er sich wendete: sie merkten es aber gleichwohl. Tags darauf kamen sie in die Mitte des Golfes von Maracaibo, und, um nicht von der Vigia oder dem Wachtturm aus gesehen zu werden, der einen weiten Ausblick nach dem Meere zu hat, ankerte er bei acht Faden Wassertiefe und stach abends wiederum in See. Am nächsten Tage war er im ersten Morgengrauen vor der Sperre des Lagon, will sagen: des Sees. Die Spanier hatten wieder ein neues Kastell gebaut, von dem aus sie Kapitän Morgan mit dem dort aufgepflanzten groben Geschütz Willkommen boten.
    Die sämtlichen kleineren Fahrzeuge wurden nun abgefertigt, um die Mannschaft so rasch als möglich an Land zu setzen. Auch die Spanier trafen gar eifrig im Kastell ihre Vorbereitungen und schossen auch unablässig mit groben Kanonen, verbrannten etliche rings um das Kastell stehende Häuser, um desto mehr Raum zu haben, und feuerten mit dem sämtlichen Geschütz den ganzen Tag über drauf los. Es war schon Abend, als Morgan mit seinen Leuten eindrang. Er fand in dem For keine Seele: denn sobald sie die Räuber hatten dicht an das Kastell kommen sehen, hatten sie einen Teil des Pulvers angezündet und waren unter dem Schutze des Rauchs buschwärts entwichen. Die Eindringenden waren sehr verwundert keine Besatzung vorzufinden, da es ein zur Verteidigung trefflich geeigneter Platz war; sie fanden dort einen Keller voll Pulver, meistenteils verstreut und ein Endchen brennender Lunte dabei, ungefähr

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