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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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mit nach Jamaika nehmen und ihm ebensoviel Geld geben wollten als ein jeder von ihnen selbst bekäme, dazu noch so viele spanische Kleider, als er haben wolle. Dies stund dem Neger wohl an; er brachte sie sogleich an eine Stelle, wo sich Leute aufhielten, und sobald sie nun spanische Gefangene gemacht hatten, ließen sie einige von ihnen durch den Sklaven töten, damit dieser ihnen nicht mehr davonlaufen könnte. Dieser hat den Spaniern sehr viel Schaden getan. Acht Tage zogen die Räuber mit ihm herum, ehe sie wieder nach Gibraltar zurückkamen, und die Gefangenen, die sie unterwegs machten, ließen sie mitmarschieren, während sie deren Habe auf Maultieren fortschaffen ließen. Zuguterletzt bekamen sie so viele Gefangene zusammen, daß sie gar nicht mehr weiter marschieren konnten; resolvierten also, wieder nach Gibraltar zurückzukehren, wohin sie an Gefangenen – Männer, Frauen, Kinder und Sklaven zusammengenommen – im Ganzen zweihundertfünfzig Köpfe mitbrachten.
    Als sie wieder an Ort und Stelle waren, wurden die sämtlichen Gefangenen befragt, ob sie kein Geld versteckt hätten und nicht wüßten, wo andere das ihre verborgen hätten. Die da nicht bekennen wollten, wurden mit den gräßlichsten Foltern gequält. Unter anderem ward auch ein alter Portugiese sehr schwer gefoltert, ein Mann von sechzig Jahren, von dem ein Neger ausgesagt hatte, daß er sehr reich sei. Darauf hin packten sie diesen alten Mann und fragten ihn, wo er sein Geld habe. Nun versicherte jener wohl bei allem, so ihm heilig war, daß er nicht mehr auf der Welt besitze als hundert Stücke von Achten, mit denen ihm aber ein junger Mensch, der bei ihm gewohnt, durchgegangen sei; allein sie glaubten ihm nicht und wippten ihn so gewaltig, daß ihm die Arme ganz umgedreht wurden, und, wie er immer noch nicht bekennen wollte, banden sie ihn an seinen Daumen und großen Zehen und machten ihn an vier Pfählen fest, daß sämtliche Gliedmaßen reichlich anderthalb Faden von ihren Pfählen abstanden. Sodann schlugen sie zu viert auf die Stricke, an die er gebunden war, los, so daß sein Leib ins Schaukeln geriet und die Sehen sich auszurecken begannen. Aber daran ließen sie´s immer noch nicht genug sein: sie nahmen noch einen Stein, der gut zweihundert Pfund wog, und legten den auf seine Lenden, ferner zündeten sie etliche Palmblätter unter ihm an, so daß die Flamme sein Gesicht und Haupthaar versengte. Ungeachtet dieser schweren Foltern bekannte er aber nicht, daß er Geld hätte. Sie machten ihn dann wieder los und banden ihn an einen Pfeiler der Kirche fest, die damals ein großes Corps de Garde war: zu essen gaben sie ihm nichts als ein kleines Stück Fleisch am Tag, gerade genug, um ihn noch am Leben zu erhalten. Nachdem er vier, fünf Tage solchermaßen in Fesseln verbracht, ersuchte er, daß einige ihm befreundete Gefangene zu ihm kommen möchten, er wolle dann auf Mittel sinnen, wie er ihnen Geld geben könne. Nachdem er mit den Freunden gesprochen, bot er fünfhundert Stück von Achten: allein er fand nicht einmal Gehör damit, bekam vielmehr eine Tracht Prügel und zur Antwort, daß er anstatt von Hunderten von Tausenden reden müsse, sonst würde es ihm das Leben kosten. Endlich, nachdem er alle irgend möglichen Beweise dafür beigebracht hatte, daß er ein armer Mann sei und seine Nahrung im Schankgeschäft verdienen müsse, wurden sie mit ihm handelseinig auf tausend Stück von Achten. Immerhin hatte dieser Mann noch keineswegs alle Foltern ausgestanden, die sie den Spaniern antaten, um ihnen das Bekenntnis abzupressen, wo sie ihr Geld verborgen hätten. Etliche wurden an den Schamteilen aufgehangen, so daß sie durch die Körperschwere herabfielen und oben nichts verblieb als ihr Mannesglied; hernach stach man ihnen noch einen spanischen Degen drei-, viermal durch den Leib und ließ sie so liegen, bis sie Gott durch den Tod aus ihrer elenden Lage erlöste, ja, manche haben gar nach vier oder fünf Tagen noch gelebt. Andere banden sie an ein Holzkreuz und steckten ihnen brennende Lunten zwischen Finger und Zehen. Wieder andere wurden gebunden, mit den Füßen vor ein Feuer gelegt und mit Fett eingeschmiert, so daß sie regelrecht gebraten wurden: in solchem Zustand ließ man sie dann liegen. Nachdem sie die Weißen hinlänglich massakriert hatten, kam die Reihe an die Sklaven. Endlich fanden sie unter diesen einen, der sie an einen in den See mündenden Flußlauf zu bringen erbötig war, wo sich ein Schiff und vier Barken,

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