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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Räuber, die gar wohl auf ihrer Hut waren, hiervon Wind bekamen, paßten sie ihn mit einem Trupp von hundert gutbewaffneten Leuten in einer Enge ab und brachten eine Menge Volks um, worauf sie wieder in ihr Kastell zurückkehrten. Der Präsident von Panama ließ nun den Morgan wissen: wenn er nicht aus den Kastellen abzöge, würde er mit großer Heeresmacht ihm zu Leibe rücken und niemandem Pardon geben. Allein Morgan, der keine Angst hatte, und der stets nach Belieben das Weite suchen konnte, gab zur Antwort, daß er die Kastelle nicht räumen würde, ehe man ihm nicht das geforderte Lösgeld brächte; und wenn er äußerstenfalls schon zum Abzug genötigt werden möchte, dann würde er doch zum wenigsten die Kastelle dem Erdboden gleich machen und die sämtlichen Gefangenen umbringen. Da der Gouverneur von Panama keine Mittel und Wege ersah, wie er die Räuber zwingen könnte, überließ er es den Bürgern von Puerto Belo, mit ihnen selbst fertig zu werden, und verblieb mit seinen Leuten außerhalb der Stadt. Endlich brachten die Bürger so viel zusammen, daß sie den Räubern die hunderttausend Stück von Achten gaben, um ihrer ledig zu werden.
    Höchlich verwundert darüber, daß vierhundert Mann mit bloßen Handwaffen so starke Kastelle erobert hatten, obgleich es doch deren Verteidigern mitnichten an Courage gefehlt hatte, sandte der Präsident einen Mann zu Morgan, mit der Bitte, ihm die Waffe zu zeigen, mit welcher er solch ein Kraftstück zuwege gebracht. Morgan empfing den Abgesandten des Präsidenten freundlich und gab ihm ein französisch Rohr mit, dessen Lauf viereinhalb Fuß lang war und aus dem man Kugeln schießt, derer sechzehn aufs Pfund gehen, nebst einer Patronentasche mit dreißig Schüssen Pulver, die er aus Frankreich hatte, und die eigens zu diesem Zweck angefertigt worden war. Nachdem er diese Sachen dem Gesandten ausgehändigt hatte, hieß er diesen seinem Herrn melden, dass er ihm das Rohr verehre und sichs über ein Jahr oder zwei zu Panama wieder holen kommen würde. Der Präsident schickte denselben Abgesandten nochmals mit einem Geschenk für Morgan: dieses bestand in einem goldenen Ring mit einer Rose aus Smaragdsteinen; auch ließ er ihm herzlich danken für sein Rohr und ihn bitten, daß er ihn nicht auf die Art besuchen möchte, wie er es mit Puerto Belo getan, da es ihm vielleicht nicht so wohl bekommen dürfte.
    Endlich zog Morgan ab, nachdem er seine Schiffe mit allerhand Viktualien und dem zu Puerto Belo im Überfluß vorhandenen Schiffszubehör hatte versehen lassen. Dennoch konnte er sichs nicht versagen, etwas zur Erinnerung mitzunehmen, nämlich etliche metallene Kanonen, die übrigen ließ er vernageln. Kurze Zeit, nachdem er Puerto Belo verlassen, langte er bei den südlichen Cayos von Cuba an, wo er nach gewohnter Weise die gemachte Beute mit seinem Volk teilte. Sie fanden, daß sie an Geld, Juwelen und Silbersachen zweihundertfünfzehntausend Stücke von Achten hatten, umgerechnet des sonstigen Beutegutes an Leinwand, Seidenstoffen und anderen Waren mehr. Nachdem die Beute verteilt war, kam Morgan nach Jamaika mit großer Ehre und Magnifizenz, dieweil er so viel Geld mitbrachte.

D AS SIEBENTE K APITEL
    Bericht von der Einnahme der Stadt Maracaibo, so an der Küste von Nueva Venezuela liegt, weiters von den Räubereien in dem Maracaibosee und der Zerstörung dreier spanischer Schiffe, so die Räuber am Entkommen hatten verhindern wollen
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    Nachdem Morgan eine zeitlang in Jamaika zugewartet hatte, und seine Leute ihr Geld wieder verzehrt, beschloß er einen neuen Raubzug nach der spanischen Küste. Zu diesem Ende bestimmte er den Piraten als Rendezvousplatz die Insel Vaca südlich von Española, allwo gute Gelegenheit zum Herrichten der Schiffe ist, auch zum Einholen von Lebensmitteln, zumal allda auf der großen Insel viel Wildschweine sind. Dahin nun kamen viele englische und französische Räuber, mit Morgan gemeinsame Sache zu machen: denn der glückliche Ausgang, den er bei seinen Anschlägen allezeit erfahren, hatte ihm einen großen Namen eingebracht. Um eben dieselbe Zeit war ein mit sechsunddreißig Geschützen versehenes königliches Schiff von Neuengland her in Jamaika angelangt, und der Gouverneur schickte es dem Morgan, auf daß dieser sich eher getrauen möchte, einen starken Platz anzugreifen, der gute Beute versprach. Über die Ankunft des genannten Schiffes war Morgan höchlich erfreut, denn er hatte unter seiner ganzen Flotte nicht ein einziges, das

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