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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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vonnöten, da der Hunger sie wenig hatte schlafen lassen. Sie setzten ihren Weg in gewohnter Weise wieder fort, die einen durch den Busch, die andern auf Kanoes. Oftmals mußten sie stille liegen, da sie nicht vorwärts konnten, und wenn Rast war, lief ein jeder in den Wald, sich etwas zum Essen zu suchen: einige aßen Blätter, andere Samen von den Bäumen oder Gras, so groß war ihre Not. Am selben Tag gegen Mittag kamen sie in eine Plantage, in der sie ein Haus fanden, das voll Mais war, das wurde allsogleich niedergerissen und jedermann raffte soviel Mais als er konnte; das aßen sie aus der Hand. Nachdem sie den Mais untereinander verteilt hatten, marschierten sie wieder weiter. Sie waren ungefähr eine Meile vorgerückt, da stießen sie auf eine Embuskade von Indianern. Sie schmissen allesamt ihren Mais weg, in der Hoffnung dort Leute und Proviant zu finden, jedoch als sie an den Platz kamen, wo sie die Indianer gesehen, fanden sie da weder Leute noch Proviant, sondern sahen etwa hundert Indianer am anderen Ufer des Stromes davonlaufen. Einige Räuber sprangen nun ins Wasser, um hinüberzuschwimmen und die Indianer einzuholen: sie waren entschlossen, falls sie ein paar Indianer schössen und nichts Essbares bei ihnen fänden, diese selber aufzuessen. Jedoch die Indianer waren geschwinder im Buschlaufen und verlachten sie noch, schossen auch auf zwei oder drei von den Räubern, deren einer fiel, und riefen ihnen zu: „Ha perros, a la savana, a la savana!“ Das heißt: „Ha, ihr Hunde, auf der Savanna, auf der Savanna wollen wir uns treffen.“ Die Räuber konnten diesen Abend nicht mehr weiter, weil sie nämlich auf das andere Ufer übersetzen mußten, um über Land marschieren zu können. Mußten also daselbst übernachten und begannen untereinander zu murren. Einige wollten zurück, wurden aber von den andern, so mehr Courage hatten, gewaltig geschmäht. Doch fassten sie wieder Mut, als sie von einem der Wegweiser sagen hörten, daß da herum ein Dorf sei, wo sie ohne Zweifel auf Widerstand stoßen und dabei auch Proviant antreffen würden.
    Am nächsten Tage, das ist dem siebenten, reinigten sie ihre Gewehre und schossen alle ihre Rohre ab, auf daß sie, wenn sie an den Feind kämen, ja nicht versagte. Hierauf wurden sie in Kanoes auf dem andern Ufer an Land gesetzt; der Platz, wo sie geschlafen hatten, wird Santa Cruz genannt. Nachdem sie nun allesamt drüben und bereit waren, marschierten sie wieder vorwärts in der Hoffnung, auf Widerstand zu stoßen, und, wie ich zuvor gesagt, ihren Hunger zu stillen. Gegen Mittag kamen sie nahe an das Dorf, Cruz genannt, allwo sie einen großen Rauch sahen. Da begannen sie Mut zu schöpfen und sprachen untereinander: die Spanier haben schon den Bratspieß auf dem Feuer, uns zu bewillkommnen. Jedoch, da sie hinkamen, fanden sie das Feuer zwar angesteckt, aber weder Speis noch Fleisch: die Spanier hatten nämlich alle Häuser angezündet, ausgenommen die Lagerhäuser und die königlichen Ställe. Das Vieh, da herum gewesen war, hatten sie anderswo hingetrieben, so daß man allda nicht eine lebendige Seele fand, außer einige Hunde, die von den Räubern totgeschossen und aufgezehrt wurden. In dem königlichen Packhaus wurden ungefähr sechzehn irdene Gefäße mit peruanischem Wein aufgefunden, samt einem Ledersack voll Brot. Da die Räuber an den Wein kamen, begannen sie, im Übermaß zu trinken, wurden jedoch zum Sterben krank davon und gaben all den Unflat, den sie auf dem Weg gegessen hatten, wie die Blätter der Bäume und anderes, was der Magen nicht hatte vertragen können, wieder von sich. Sie wußten nicht woher das kam, und meinten, die Spanier hätten Gift in den Wein getan; an diesem Tage konnten sie nicht weiter gehen, sondern mußten in dem Dorfe Cruz, das sie schon ausgeräubert vorgefunden, übernachten. Dieses Dorf ist gelegen auf neun Grad zwanzig Minuten nördlicher Breite, von Chagre sechzehn spanische Meilen entfernt und von Panama acht. Bis dahin kann man auf dem Strom mit Fahrzeugen fahren, darum sind hier die Lagerhäuser, worin die Waren aufbewahrt und dann auf Mauleseln nach Panama geführt werden. Morgan mußte daselbst auch seine Kanoes lassen und mit all seinem Volk zu Land marschieren, auch wurde da beschlossen, die Kanoes wieder zurückzusenden an den Ort, wo man die Schiffe gelassen und nur eines daselbst zu verstecken, um im Falle der Not den Schiffen Nachricht zu geben. In der Nähe des Dorfs und der Pflanzungen, die daran grenzten,

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