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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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ließen sich ab und zu etliche Spanier und Indianer sehen; deshalb verbot Morgan, sich aus dem Dorf zu begeben, man sei denn mindestens hundert Mann stark. Dessen ungeachtet zwang der Hunger viele der Räuber, Morgans Gebot zu übertreten und in den Pflanzungen selbdritt oder –viert nach Nahrung zu suchen. Die Indianer und Spanier, die da scharf aufpaßten, fielen über so ein Trüpplein her und erwischten einen, die andern entkamen und brachten Morgan diese Zeitung, doch wurde sie geheimgehalten, um keine Verzagtheit unter den anderen aufkommen zu lassen, und des Nachts hielt man gute Wacht.
    Am folgenden Tage, das ist dem achten, nahm Morgan mit seinem Volk den Weg nach Panama. Es wurden zweihundert Mann, nämlich die mit dem besten Gewehr, vorausgeschickt, um zu erkunden, ob die Spanier Hinterhalte auf dem Weg gelegt hätten; denn es ist dort sehr gute Gelegenheit dazu, infolge des sehr eingeengten und ungangbaren Weges; auf dem können nicht mehr als zwölf Mann nebeneinander marschieren, manchmal noch weniger. Gegen zehn Uhr kamen sie an einen Ort, genannt Quebrada obscura, das heißt die finstere Bergschlucht, wo ihnen drei- bis viertausend Pfeile auf den Leib geschossen wurden, ohne daß sie einen Menschen sehen oder gewahr werden konnten. Die Schlucht geht durch ein Gebirge, da ist ein Weg durchgegraben, durch den nicht mehr als ein beladener Maulesel passieren kann. Da war nun große Bestürzung unter ihnen, denn sie sahen niemand, und die Pfeile fielen so dicht als Hagel. Endlich begannen sie tapfer in den Wald hinein zu schießen, einige schossen auch aufwärts nach etlichen Indianern, die aber liefen so schnell als sie nur konnten durch den Busch, den Räubern an einer andern Enge aufzupassen und sie da gleichermaßen zu empfangen. Da war auch noch ein anderer Trupp Indianer, der standhielt, bis endlich ihr Häuptling verwundet wurde und in den Weg stürzte, doch erhob er sich sogleich wieder und wollte noch eine Azagaya oder Wurfspieß in den Leib eines der Räuber einbohren, ward (Karte Klapptafel 192) aber niedergeschossen, ehe er zu seinem Vornehmen kam, und blieb zusamt noch zwei oder drei seiner Leute auf dem Platze tot liegen. Die Räuber taten ihr Bestes, um Gefangene zu machen, vermochten es aber nicht, denn die Indianer waren schneller im Laufen als sie. In diesem Gefecht hatten die Räuber acht Tote und zehn Blessierte; hätten die Indianer Ausdauer genug gehabt, da wäre nicht einer von den Räubern lebendig durchgekommen, allein sie schossen ihre Pfeile durch den Busch hin, wo sie an den Baumästen ihre Kraft verloren und oft wirkungslos auf den Weg fielen. Kurze Zeit nachher kamen die Räuber auf eine große Fläche, ganz mit Gras bewachsen, da konnten sie weit umher sehen, entdeckten auch etliche Indianer auf einem Berg dicht an dem Wege, den sie passieren mußten. Dieweil man nun die Blessierten verband, wurden ungefähr fünfzig der hurtigsten Männer den Indianern entgegengeschickt, um zu sehen, ob sie nicht welche gefangen kriegen könnten, allein es war alles umsonst. Als die Räuber ein Stück vorwärts gekommen waren, tauchten die Indianer wieder vor ihnen auf und riefen wie zuvor: „A la savana, a la savana, cornudos perros ingleses!“ Sie waren auf einem Berg, und die Räuber auf dem anderen, dazwischen lag ein Wald in einem Tal, so daß die Räuber vermuteten, daß sie dort noch einen Hinterhalt gelegt hätten. Zur Sicherheit schickte Morgan zweihundert Mann voraus und blieb mit der übrigen Mannschaft auf dem Berge. Da nun die Spanier oder Indianer die Räuber hinabmarschieren sahen, liefen sie auch in das Tal hinunter, als ob sie mit ihnen kämpfen wollten, sowie sie aber außer Sicht waren, rannten sie durch den Wald davon, so daß die Räuber unbehelligt passierten. Gegen Abend begann es zu regnen, weswegen die Räuber von ihrer Straße abwichen, um zur Trockenhaltung ihres Gewehres Häuser zu suchen. Die Indianer aber hatten alle Häuser, die auf dem Weg gewesen waren, verbrannt und das Vieh weggetrieben, auf daß die Räuber, durch Hungersnot bezwungen, wieder umkehren sollten, trotzdem fanden sie noch etliche, doch nichts zu essen darin, waren aber dessen ungeachtet nun besseren Muts als zuvor. Sie konnten alles Volk in den Häusern nicht unterbringen, deshalb wurde von jeder Kompagnie eine gewisse Anzahl in die Häuser kommandiert, daselbst alle Gewehre der Kompagnie aufzubewahren, jedoch so, daß im Falle der Not jeder sogleich sein eigenes Gewehr wieder bekommen

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