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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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konnte. Der Rest der Mannschaft schlief draußen, doch war ihr Schlaf sehr schlecht, da es die ganze Nacht nichts tat als regnen.

    Am folgenden Tage, das ist dem neunten, mit anbrechender Morgenröte, dieweil es noch kühl war, begann Morgan wieder zu marschieren, denn dieser Weg war schlimmer als alle Wege zuvor, wegen der großen Sonnenhitze. Ein oder zwei Stunden nach ihrem Aufbruch sahen sie etwa zwanzig Spanier, die ihr Tun ausspähten. Die Räuber taten ihr Bestes, um einige von ihnen zu fangen, es war aber alles vergebens, denn sie waren so listig, und der Weg ihnen so wohl bekannt, daß wenn die Räuber meinten, sie wären ihnen voraus, so waren sie hinter ihnen und folgten ihnen von fern nach. Endlich kamen die Räuber auf einen Berg, von welchem sie die Südsee sehen konnten, auch ein großes Schiff mit fünf oder sechs Barken, die von Panama nach den Inseln Tavoga und Tavoguilla segelten, sahen sie. Allhier begannen sie allesamt Mut zu schöpfen und ihre Freude wuchs noch mehr, als sie vom Berg hinab in eine weite Ebene kamen, die voll Vieh war. Sogleich zerstreuten sie sich und schossen, was ihnen vorkam. Alles war eifrig beschäftigt: während ein Teil auf der Jagd war, zündeten andere Feuer an, damit, wenn ihre Gesellen mit den erlegten Tieren zurückkämen, sie die braten könnten. Der eine brachte einen Stier, der andere wiederum eine Kuh, der dritte ein Pferd, und der nächste einen Maulesel; das schnitten sie ganz blutig in Stücke und warfen es aufs Feuer zum Braten, war es dann ein wenig gebraten, so aßen sie es auf, daß ihnen das Blut über die Backen lief. Indes sie nun im besten Schmausen dieser köstlichen Mahlzeit waren, ließ Morgan einen blinden Alarm schlagen: ein jeder sprang sofort auf, der eine lief hierhin, der andere dorthin, doch wollte keiner seinen Happen fahren lassen, sondern nahm ihn mit. Endlich sammelten sie sich wieder und setzten ihren Marsch fort. Es wurden etwa fünfzig Mann befohlen, voraus zu laufen, um einige Gefangene zu machen, sintemal Morgan sehr unmutig war, daß er von der spanischen Macht keine Kundschaft bekommen konnte. Gegen Abend erblickten sie etwa zweihundert Mann, die riefen ihnen zu, doch konnten sie sie nicht verstehen, sie liefen an ihnen vorbei, als ob sie sie von hinten anfallen wollten. Als die Räuber noch ein wenig marschiert waren, erblickten sie die Türme von Panama, da schrien sie zu dreien Malen und warfen ihre Hüte vor Freude in die Luft, es war als ob sie die Viktorie schon erfochten hätten. Sie resolvierten, diese Nacht daselbst zu schlafen, in der Hoffnung, des andern Tages früh in die Stadt Panama einzuziehen. Sie kampierten da auf freiem Felde und begannen die Trommeln zu schlagen, die Trompeten zu blasen und die Fähnlein zu schwenken, als ob ein großes Fest wäre. Auf den Schall der Trommeln und Trompeten kamen ungefähr fünfzig Reiter auf einen Musketenschuß an die Räuber herangeritten, die hatten auch einen Trompeter bei sich, der begann hell zu blasen, danach riefen sie „Ma ana, ma ana perros nos veremos“, das heißt: „Morgen, morgen ihr Hunde, werden wir uns sprechen“; und damit ritten sie ab, außer sieben oder acht, die da blieben, um aufzupassen, was die Räuber täten. Doch ließen sich diese das wenig anfechten: ein jeder war bemüht, Gras aufzuschütten, um sein Bett für die Nacht zu machen. Die zweihundert Mann, deren sie zuvor gewahr wurden, ließen sich nun auch wieder sehen und schienen den Rückweg mit ihrer Macht sperren zu wollen, auf daß sie nicht entliefen. Indes waren sie darob wenig bekümmert: die von ihrem Fleisch etwas übrig behalten hatten, aßen es vollends auf und gingen darauf schlafen. Ein jeder bekam seine Order für den Fall, daß die Spanier des Nachts angreifen sollten. Sie stellten auch Wachen rings um das Lager aus, wenn ich es denn ein Lager nennen darf. Die Spanier schossen die ganze Nacht mit groben Kanonen aus der Stadt. Am folgenden Tage, das ist dem zehnten, morgens bei Sonnenaufgang, machten die Räuber sich bereit, die Spanier anzugreifen, und nachdem Morgan alles in gute Ordnung gebracht, begannen sie zu marschieren mit wirbelnden Trommeln und fliegenden Fahnen. Der Wegweiser, den sie hatten, warnte Morgan und sagte, sie täten besser, den großen Weg zu meiden und einen andern zu wählen, weil nämlich die Spanier auf diesem Embuskaden machen und ihnen großen Schaden tun könnten; dieser Rat wurde angenommen, und die Räuber ließen den großen Weg einen Musketenschuß

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