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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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und nahmen auch die andere Hälfte mit. Jetzt verlangten es die Räuber gar sehr, dem Feinde endlich zu begegnen, um etwas zu essen zu bekommen, denn sie waren ganz schwach vor Hunger, zum Verschmachten. Am vierten Tag marschierten die Räuber mit dem größten Teil ihres Volks zu Lande, geführt von einem ihrer Wegweiser. Der andere Teil fuhr in Kanoes stromaufwärts mit andern Wegweisern, die in zwei Kanoes etwa drei Musketenschüsse weit vorausruderten, um die Embuskaden der Spanier zu entdecken. Die Spanier hatten auch Spione, die den Räubern vorausliefen und achtgaben auf alles, was sie taten; die konnten die Spanier leicht einen halben Tag zuvor warnen, ehe die Räuber hintennach kamen. Gegen Mittag gelangten die Räuber an einen Ort, genannt Torno Cavallos, wo die Kanoes, die vorausruderten, ihnen zuriefen, sie hätten einen spanischen Hinterhalt entdeckt. Sogleich machten sich alle Räuber bereit mit solchem Eifer und Freude, als ob es auf die Hochzeit ginge, sie hofften nämlich Überfluß an Speise und Trank zu finden, dieweil solches bei ihnen sehr rar war. Beinahe hätten sie einander gegenseitig zertrampelt, denn jeder wollte der erste sein; doch da sie hinkamen, fanden sie nichts als das Nest – die Vögel waren ausgeflogen – und vielleicht hundertundfünfzig lederne Säcke, worin sie Brot und Fleisch gehabt hatten. Da waren noch einige Brotkrümel darin, doch das konnte wenig helfen für so viel Volk. Die Hütten, die sich die Spanier gemacht hatten, wurden niedergerissen. Da sie nun nichts anderes fanden, verzehrten sie die ledernen Säcke mit solchem Appetit, als ob es Fleisch gewesen, ein jeder bereitete es nach seinem Wohlgefallen zu, ja sie prügelten sich noch darum, wer dieses oder jenes haben sollte; derjenige, der einen Sack erwischt hatte, war froh, wenn er ein Stück behalten konnte. Vermutlich waren hier ungefähr fünfhundert Spanier gelegen. Nachdem nun die Räuber da ein wenig gerastet und ihren Hunger mit Leder ein wenig gestillt hatten, marschierten sie wieder weiter, so dass sie abends an einen Platz, genannt Torno Muni kamen, allwo auch eine Embuskade war, doch gleichfalls verlassen wie die vorige. Dies hat nicht minder eine blinde Freude bei ihnen verursacht: ich sage blinde Freude, statt blinder Alarm, denn es war für sie eine Freude auf die Spanier zu stoßen, in Hoffnung auf Speise und Trank. Diese zweite Embuskade verlassend begaben sie sich buschwärts, um etwas Eßbares zu suchen, jedoch vergeblich, denn die Spanier hatten da so wenig Eßbares hinterlassen als sie ihnen gönnten; so daß diejenigen, die aus dem ersten Hinterhalt noch ein bißchen Leder übrig hatten, damit ihr Abendmahl hielten, sich mit einem Trunk Wasser dazu begnügend. Einige Neugierige, die ihr Leben lang nicht aus Mutters Küche gekommen sind, werden vielleicht denken, es sei unmöglich, Leder zu essen, und zu wissen verlangen, wie die Räuber es denn anstellten, es hinunterzukriegen: sie klopften es am Flußufer zwischen zwei Steinen und hielten es dabei immer naß; nachdem es weich worden, schabten sie das Haar ab, danach ließen sie es auf Kohlen braten, schnitten es in kleine Stücklein und schluckten es also hinab.
    Am folgenden Tag, das ist dem fünften, marschierten die Räuber beim Morgengrauen weiter und kamen gegen Mittag an einen Ort, genannt Barbacoa, wo sie wieder eine verlassene Embuskade fanden. Daselbst waren auch viele Plantagen, die die Räuber absuchten, um ihren großen Hunger zu stillen; doch hatten die Spanier dort ebenso wenig übriggelassen als auf den andern Plätzen. Zuguterletzt, durch langes Suchen und Schnüffeln in allen Winkeln, fanden sie eine Grube, die erst neulich gegraben schien und darin zwei Säcke Mehl mitsamt zwei großen Flaschen Wein und einigen Früchten, Bananen genannt. Morgan, der sah, daß ein Teil seines Volkes durch Hunger aufs äußerste herabgekommen und sehr schwach geworden war, ließ diese Vorräte an diejenigen austeilen, die es am meisten nötig hatten. Nachdem sie etwas gegessen, begannen sie wieder zu marschieren, jedoch die von Schwäche nicht mehr weiter konnten, begaben sich in die Kanoes, und die bisher darin gesessen, gingen nun über Land. Sie marschierten noch an diesem Tag bis in den dunklen Abend, wo sie auf eine Plantage kamen und da die Nacht über blieben. Die Spanier hatten daselbst getan wie auf den andern Plätzen auch, nämlich den Mundvorrat weggeschafft.
    Am folgenden Tage, das ist dem sechsten, hatten sie keinen Wecker

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