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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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es wurde ihnen von ihren Männern verweigert, die sagten: sie würden zu heftig erschrecken, nicht zwar von dem Anblick des Gefechts, sondern vor der Ungestalt der Räuber, „denn,“ sagten sie, „die Räuber sind nicht Menschen, wie wir, sondern Tiere“ und sie versprachen ihren Frauen, ihnen etliche Köpfe mitzubringen und sie dieselben sehen zu lassen. Weswegen sich viel Weiber, als sie später die Räuber sahen, sehr verwunderten und ausriefen: „Jesus, los ladrones son como los Espa oles!“ Das heißt: „Jesus, sind doch die Räuber Menschen wie die Spanier!“ Diese Kaufmannsfrau, von der hier die Rede ist, sagte von wegen der gleißnerischen Freundlichkeit Morgans auch: „Los ladrones son tan corteses como si fueran Espa oles.“ Das heißt: „Die Räuber sind so artig, als ob sie Spanier wären.“ Morgan spazierte alle Tage in die Kirche, wo die Gefangenen waren, und ließ sich allzeit vor der Kammer dieser Frau sehen, begrüßte sie auch des öftern, ja unterhielt sie zuweilen mit einem Gespräche (er redete nämlich gut spanisch), ließ auch ihren Freunden und Bekannten Freiheit geben, zu ihr zu kommen. Dies hatte also drei Tage gewährt, als er sie zur Unehre ersuchen ließ, und bald darauf bat er sie in eigener Person darum, indem er ihr köstliche Juwelen zum Präsent bot. Die Frau, die ehrbar und sehr wohlerzogen war, dankte ihm sehr artig und sagte, daß sie in seiner Gewalt sei und anfänglich sehr große Höflichkeit an ihm gesehen, auch nicht hoffe, daß sich dieselbe nun mindern solle; sie könne nicht glauben, daß er solche Gedanken habe, zumal es des Oberhauptes einer so ansehnlichen Macht nicht würdig sei, sotane Dinge von einer Person zu begehren, deren Leben in seiner Hand stünde. Diese artigen Worte konnten Morgans geile Lust nicht löschen, er drang noch stärker in sie, versprach ihr auch Restitution all ihres verlorenen Gutes, und zwar in Juwelen, auf daß sie es desto leichter verwahren könne. Sie aber entschuldigte sich mit aller Höflichkeit, die sie ersinnen konnte. Doch Morgan ließ sie keineswegs in Frieden, sondern verfolgte sie so stark, daß sie gezwungen war zu sagen: im Falle er mit ihrem Leibe etwas tun wolle, müsse er vorher machen, daß die Seele daraus scheide, denn lebendig würde sie dergleichen nimmermehr zulassen. Darnach sprach sie mit ihm kein Wort mehr. Schließlich wurde Morgan über die Weigerung dieser Frau so erbost, daß er sie in ein anderes Gelaß setzen ließ und jedermann verbot, zu ihr zu gehen. Auch ließ er ihr die Kleider wegnehmen und täglich so wenig zu essen geben, daß sie mit genauer Not am Leben blieb. Sie betrübte sich aber hierüber keineswegs, sondern blieb standhaft und betete alle Tage zu Gott, dieweil es ihm gefalle, sie zu züchtigen, möge er ihr auch die Stärke verleihen, der Tyrannei Morgans zu widerstehen. Morgan aber hatte dies alles unter dem Vorwand getan, daß diese Frau Korrespondenz mit den Spaniern unterhielte und einen Sklaven mit etlichen Briefen an diese ausgesandt habe. Ich selbst hätte niemals geglaubt, daß soviel Standhaftigkeit in einer Frau möglich sie, hätte ich sie nicht selber gesehen und gesprochen, wenn ich ihr zuweilen ein wenig Speise zubrachte, wiewohl ich solches nur ganz insgeheim tun durfte. Er soll im Verlauf dieser Erzählung noch von dieser Frau gemeldet werden, wie sie nicht allein unter ihren Feinden, sondern auch unter ihren Freunden vom Unglück verfolgt worden ist.
    Als Morgan ungefähr drei Wochen in Panama geweilt und sowohl zu Wasser als zu Lande wacker geraubt hatte, ließ er Anstalten zum Abzug treffen. Jede Kompagnie mußte eine gewisse Zahl Maulesel aufbringen, um darauf die Beute an den Fluß zu schaffen, der ungefähr acht spanische Meilen von da entfernt ist. Inzwischen hatten ungefähr hundert von Morgans Leuten ein Abkommen miteinander getroffen, ihn zu verlassen, mit dem Schiff, das im Hafen lag, in der Südsee zu bleiben und zu rauben solange als es ihnen gefiele, und alsdann ein großes Schiff zu erobern, um damit über Ostindien wieder nach Europa zurückzukehren. Und um zu dieser ihrer Absicht zu gelangen, hatten sie allerlei Vorrat beiseite geschafft, als Pulver und Blei, auch Mehl und Brot, sogar metallene Stücke, sie auf eine Schanze zu legen, die sie auf einem oder dem andern Eiland zu errichten gedachten, daselbst eine Zuflucht zu haben. Ihr Vornehmen wäre auch geglückt, wenn nicht einer aus ihrer Mitte es Morgan offenbart hätte. Der ließ zur Stund die

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