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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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und acht metallnen Stücken. Als Morgan dies alles gehört hatte, gab er Order, einen andern Weg zu nehmen.
    Alsbald ließ er die Trommel rühren, um seine Mannschaft wieder zusammenzubringen und zu sehen, was für Schaden sie erlitten hatten. Die Spanier waren da mit einemmal verschwunden, da war weit und breit keiner zu sehen (ausgenommen die tot und gefangen waren). Morgan ließ sein Volk wieder in Schlachtordnung aufstellen und da wurde nun der Schaden untersucht: man fand, daß sie einige wenige verloren und einige Blessierte hatten. Von den Spaniern aber lagen wohl sechshundert auf dem Feld, ohne die Verwundeten und Vermissten. Dieser geringe Verlust gab ihnen großen Mut, und nachdem sie noch ein wenig Rast gehalten hatten machten sie sich bereit gegen die Stadt zu ziehen, und schwuren einander aufs neue, zusammenzuhalten und bis auf den letzten Mann zu fechten.
    So entschlossen marschierten sie mit ihren Gefangenen der Stadt zu. Da sie hineinkamen, fanden sie es nicht so, als sie es vermutet hatten, denn ihre Meinung war gewesen, die geflohenen Spanier hätten sich sämtlich in die Stadt retiriert. Trotzdem waren die Straßen mit Brustwehren aus Mehlsäcken gesperrt, mit schönen metallnen Stücken darauf. Die Räuber stürmten zwar an, jedoch hatten sie es nicht so leicht als draußen auf freiem Felde, denn das Geschütz war mit Kartätschen geladen, was freilich mehr Wirkung tat, als vorher die Musketen. Dessen ungeachtet war die Stadt binnen zwei Stunden in der Räuber Händen, die alles totschlugen, was ihnen widerstand. Die Spanier hatten zwar all ihren Besitz aus der Stadt geschafft, doch waren da noch viele Lagerhäuser voll allerlei Waren, wie Seide, Leinwand und anderem Gut mehr.
    Sobald alle Gegenwehr niedergeschlagen war, ließ Morgan sein Volk zusammenrufen und verbot ihnen Wein zu trinken, da ihm berichtet worden, sie, die Spanier hätten allen Wein vergiftet. Dies war zwar nicht wahr, geschah aber, um die Mannschaft nicht durch übermäßigen Trunk untauglich zum Gefecht zu machen, denn man war nicht sicher, ob der Feind nicht wiederkäme.

D AS SECHSTE K APITEL
    Morgan schickt etliche Fahrzeuge auf Raub in die Süsee aus. Einäscherung der Stadt Panama und Raubzüge durch das ganze Land, samt all den Grausamkeiten, die die Räuber verübt, und ihrer Rückkehr nach dem Kastell von Chagre
.
    Nachdem Morgan die Stadt Panama allenthalben hatte besetzen lassen, kommandierte er fünfundzwanzig Mann in einer Barke, die war wegen des niedrigen Wasserstands aus dem Hafen nicht mehr entronnen; denn es gibt dort hohen und niedrigen Stand wie im Kanal von England; bei Flut ist soviel Wasser in dem Hafen, daß eine Galione einfahren kann, bei Ebbe ist das Wasser wohl eine Meile von der Stadt; es ist ein schlammiger Grund. Am Nachmittag ließ Morgan heimlich in verschiedenen Häusern Feuer legen, so daß des Abends die Stadt zum größten Teil in Brand stand. Man ließ ein Gerücht unter das Volk laufen, als ob die Spanier es selber getan. Einige wollten dem Brand dadurch Einhalt tun, daß sie etliche Häuser in die Luft sprengten, jedoch es half nichts, denn es war schon so weit gekommen, daß, wenn das Feuer in einer Gasse begann, sie in einer halben Stunde ganz in Flammen stand, und ehe man sichs versah, waren die Häuser verkohlt. Denn es waren meist hölzerne Häuser, jedoch prächtig gebaut, allesamt von Cedernholz und innen mit schönem Bildwerk geschmückt, welches die Spanier nicht hatten wegführen können. Da waren auch sieben Mönchs- und ein Nonnenkloster samt einem Spital und einer Domkirche, dazu noch eine Pfarrkirche, sie alle waren ausnehmend schön mit Bildwerk und Schildereien geziert, allein das Silber und Gold hatten die Mönche mit sich genommen. In der Stadt waren zweitausend köstliche Kaufmannshäuser und ungefähr dreitausend gewöhnliche, auch Ställe von Fuhrleuten, die das Silber von da nach der Nordseite bringen. Rings um die Stadt waren mannigfaltige Anlagen und anmutige Gärten, versehen mit allerhand Fruchtbäumen und Küchenkräutern. Die Genuesen hatten daselbst ein sehr stattliches Haus, darin sich das Comptoir der Negerei befand, das wurde gleichfalls verbrannt. Am nächsten Tag war die ganze Stadt in Asche, ausgenommen etwa zweihundert Lagerhäuser und die Ställe der Fuhrleute, die ein wenig abseits lagen. Alle die Tiere waren mit verbrannt, auch viele Sklaven, die sich in den Häusern verborgen hatten und nicht mehr entrinnen konnten. Da war auch eine große Menge von

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