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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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sich die Leute amüsierten. Englische, deutsche und spanische Brocken flogen hin und her.
    Die oben verstanden nicht, was die unten sagten, und umgekehrt.
    Michel trat an die Reling. Er wurde von unten kaum gesichtet, als Mynheer van Groot ihn auch schon mit Fragen überhäufte.
    »Wann werden Sie die Piraten nun endlich gefangennehmen und mir ausliefern?« »Dazu sehe ich keinen Grund.«
    »Was? — Sie sehen keinen Grund dazu? Sind Sie wahnsinnig geworden? Meinen Sie, ich habe den Rest meiner Flotte geopfert, nur damit Sie keinen Grund zur Auslieferung der Verbrecher sehen?« »Haben sie sich Ihnen ergeben oder uns?« fragte Michel. »Was soll das?«
    »Das soll heißen, daß keine Veranlassung besteht, sie Ihnen auszuliefern. Übrigens muß ich mich berichtigen. Sie haben sich bis jetzt noch gar nicht ergeben. Es herrscht im Augenblick nur ein Waffenstillstand.«
    »Waffenstillstand? Daß ich nicht lache! Waffenstillstand mit Piraten!« »Ich habe mein Wort gegeben, Mynheer van Groot.«
    »Ihr Wort, was interessiert mich Ihr Wort! Die Piraten will ich haben ! Ich will sie hängen sehen — — hängen sehen!«
    »Kaum«, sagte Michel. »Es sind nämlich keine echten Piraten, Mynheer.«
    »Sie haben mich vernichtet, geschäftlich ruiniert!« schrie der Reeder erbost. »Wollen Sie mich
nun endlich auf das Schiff kommen lassen?«
»Dazu besteht keine Veranlassung mehr.«
»Keine Veranlassung? Sind Sie des Teufels?«
»Ich möchte nur eine Frage an Sie richten.«
    »Sie haben keine Fragen zu stellen. Wenn hier jemand fragt, bin ich es.«
    »Dann können wir das Gespräch abbrechen. Auf Wiedersehen oder besser: leben Sie wohl, Mynheer.« Schweigen. »Warten Sie — — warten Sie! Was ist das für eine Frage?« »Kennen Sie die Familie Mounsier, de Mounsier, Mynheer?«
    Der Pfeifer konnte erkennen, wie van Groot sich überrascht nach seinem Sekretär umdrehte. Frans Termeulen hatte große Augen. Sie flüsterten miteinander. Der Pfeifer wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort:
    »An Ihrem Benehmen erkenne ich, daß dem so ist.«
    »Meinetwegen«, schrie van Groot unbeherrscht. »Was wollen Sie mit dieser Frage?«
    »Sie kennen also den Reeder de Mounsier, der eines Tages von einer Seereise nicht mehr zurückkam?«
    »Viele kommen nicht zurück«, sagte Mynheer van Groot bissig. »Die Mounsiers sind zurückgekommen, Mynheer.
    Zwar nicht der Reeder selbst; denn den hatten Sie ermorden lassen. Aber seine Söhne. Und diese
nannten sich seit dieser Zeit — — — Dieuxdonné.«
Diese Eröffnung schlug unten im Boot wie eine Bombe ein.
»Das ist nicht wahr!« schrie der Reeder.
    »Dieuxdonné — nannten sie sich seitdem«, wiederholte Michel nur. »Lassen Sie mich an Bord!«
    »Nein, wir haben nichts mehr miteinander gemein. Rudern Sie zu Ihrem Schiff. Ihre
    Zimmerleute werden das Steuer wieder klarkriegen. Und überlegen Sie sich in Zukunft, daß
Verbrechen immer wieder Verbrechen zeugt. Auch das größte Verbrechen macht sich nicht
bezahlt. Leben Sie wohl!«
Er wandte sich ab und rief seinen Leuten zu:
    »Beachtet sie nicht mehr, amigos. Wir haben nichts mit ihnen zu schaffen, gar nichts.« »Ich will Ihnen das erklären«, klang van Groots Stimme herauf. »So warten Sie doch. Ich erkläre Ihnen alles.«
    Das Geschrei nahm kein Ende. Es fiel dem Pfeifer auf die Nerven. Er eilte in seine Kabine und holte seine Muskete. Er stellte sich an die Reling und legte an. Er rief nur ein Wort: »Weg!«
    Drohende Fäuste reckten sich gegen ihn. Aber die Ruderer zogen es vor, sich mit Macht in die Riemen zu legen.

    70

    »Was wird nun aus unseren Muskatnüssen?« fragte Marina am Abend, als ihr der Pfeifer alles erzählt hatte, was er über die Zusammenhänge des Kampfes zwischen Dieuxdonné und van Groot wußte.
    »Das habe ich mich auch schon gefragt. Sollen wir einfach zu Jan van Groot fahren und die Muskatnüsse laden?«
    »Nein, Miguel, das wird unmöglich sein; denn ich bin der Meinung, daß sich die Kunde von den Geschehnissen wie ein Lauffeuer über die Inseln verbreiten wird. Man wird uns überall feindselig empfangen; denn natürlich hält Jan van Groot zu seinem Bruder, und die Pflanzer halten zu Jan. Den Kitt für alle bildet die Kompanie.«
    »Schade«, sagte Michel, »sehr schade. Muskatnüsse wären ein lohnendes Objekt gewesen. Man hätte sie überall auf der Welt verkaufen können.«
    Sie schwiegen. Da war das alte Problem wieder aufgetaucht. Wovon sollte man leben? Man mußte schließlich irgendwann einmal

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