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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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wurde von einem Matrosen auf das Geschrei an der anderen Seite des Schiffes
    aufmerksam gemacht, während man drüben gerade damit beschäftigt war, den Verwundeten an Bord zu hieven. Er eilte nach Backbord und blickte hinab. Große Augen bekam der Kleine, als er den Holländer erkannte. Gerade jetzt würde ihn der Señor Doktor bestimmt nicht an Bord gebrauchen können. Er rief ihnen etwas auf spanisch zu, was sie nicht verstanden, und eilte hinüber nach Steuerbord, wo Michel gerade über die Reling stieg.»Der Holländer ist mit einem Boot auf der anderen Seite, Señor Doktor«, meldete er aufgeregt.
    »Laß ihn warten«, sagte Michel trocken. »Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit ihm zu unterhalten.«
    »Aber sie schreien Zeter und Mordió, wenn wir sie nicht an Deck lassen.«
    »Laß sie schreien. Was gehen sie uns an? Haben wir nicht genug für sie getan?« Aber er ging doch hinüber.
    »Ah, da seid Ihr endlich!« rief Frans Termeulen hinauf. Sein Ton war frech. »Muß Mynheer van Groot immer so lange warten, wenn er Euch zu sehen wünscht?«
    »Ihr verkennt eure Lage«, antwortete Michel scharf. »Er hat gar nichts zu wünschen. Er kann höchstens bitten.«
    Schweigen. Der Pfeifer tat nichts. Er stand nur da und blickte hinab.
    »Wollt Ihr uns nun an Bord lassen?« kam es gereizt von unten herauf.
    »Wenn ihr wartet, bis meine Leute Zeit haben, um euch die Gangway hinabzulassen, so steht
dem nichts im Wege.«
»Unverschämtheit !«
    »Ich sagte bereits« — Michels Stimme war eisig — »ihr verkennt eure Lage. Hier an Bord befehle ich.«
    Er wandte sich ab und dem unteren Deck zu. Sein Weg ging in die Krankenkoje, wo er Ellen
Rose auf der weißen Pritsche sitzen sah. In den Augen des Mädchens stand der Ausdruck einer
tiefen Liebe. Voller Angst fragte sie:
»Steht es schlimm mit ihm, Herr Baum?«
    »Gar nicht, mein Fräulein. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich möchte Sie bitten, uns jetzt allein zu lassen, da ich Monsieur Dieuxdonné gründlich untersuchen will.«
    Sie nickte und warf einen scheuen Blick auf den Geliebten, bevor sie ging. »Weshalb schickt Ihr sie hinaus?« fragte René.
    »Ich möchte mich jetzt ungestört mit Euch unterhalten. Ich würde diese Unterredung gern hinausschieben, bis Ihr Euch erholt habt. Es geht aber nicht; denn ich muß wissen, woran ich mit van Groot und Euch bin. Van Groot wartet in seinem Boot an der Backbordseite, daß man ihn heraufkommen läßt.«
    »Was habt Ihr davon, wenn ich Euch meine Lebensgeschichte erzähle? Das ändert nichts an der Tatsache, daß mein Leben bis zu dieser Minute allen formalen Gesetzen Hohn sprach. Dennoch bereue ich keinen Augenblick, was ich getan habe.«
    »Ja, ja. Das ist alles richtig und schön. Mich interessieren die Gesetze der zivilisierten Länder nur nebenbei; denn sie werden von den Angehörigen der Regierungen, die sie selbst geschaffen haben, nur zu oft mißbraucht. Mich interessiert Euer eigenes Schicksal. Wenn ich weiß, was Euch treibt, dann kann ich vor mir selbst entscheiden, ob Ihr richtig oder falsch gehandelt habt. Und danach wird es sich richten, ob Ihr nur freies Geleit bis auf Euer Schiff bekommt oder ob wir als Freunde scheiden.« »Ihr maßt Euch also das Amt eines Richters an?«
    »Nein. Ich will nur wissen, mit wem ich es zu tun habe. Jeder ist sein eigener Richter.« »Nun gut. Hört zu. Ich bin in der Bretagne geboren. Wir waren einst eine große und reiche Familie, weitverzweigt über ganz Nordfrankreich. Mein Vater war das Oberhaupt. Alles hing von ihm ab. Jeder hing an ihm. Und ohne ihn war unsere Familie nichts; denn sein Reichtum trug die Vettern, Onkel, Seitenlinien und so weiter. Mein Vater war ein großer Reeder, so groß wie van Groot jetzt ist. Damit nahm die Sache ihren Anfang. Sie befuhren die gleichen Linien. Sie kamen sich wirtschaftlich ins Gehege. Van Groot drohte meinem Vater, der doch ältere Rechte hatte. Mein Vater lachte und meinte, es gäbe genug Platz auf der Welt für zwei gleich große Reedereien. Van Groot steigerte sich in einen Haß hinein, der durch nichts begründet war. Und eines Tages schlug die Glocke in unserem Büro. Und vierzehn Tage später läutete sie wieder. Innerhalb eines halben Jahres gingen sieben Schiffe der Reederei de Mounsier verloren. Mein Vater verlor fast den Verstand. Er hatte keine Erklärung für diese Pechsträhne. Er beschloß, mit den letzten Schiffen selbst hinauszufahren und — — — « »Kam nicht wieder«, ergänzte Michel.
    »Oui. Ihr

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