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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Stunde später brachen sie auf.

    23

    Oberst MacFadian ritt an der Spitze des Rifleregiments, dessen lange Schlange sich auf Kalkutta zu bewegte.
    »Der Teufel soll diesen Roach holen«, sagte er zu seinem Adjutanten. »So ein verflixter Geheimniskrämer!«
    »Vielleicht hat er Order bekommen, zu niemandem, auch nicht zu Euch, über seinen Auftrag zu sprechen.«
    »Papperlapapp! Dummes Zeug. Meint Ihr, der Generalgouverneur oder sein Stellvertreter hätten kein Vertrauen mehr zu Colonel MacFadian?«
    Der Adjutant blieb eine Weile stumm. Nach langer Pause jedoch brach er das Schweigen wieder. »Ich weiß nicht, Colonel, ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Und ich muß Euch ehrlich sagen, ich bin gar nicht neugierig auf diesen Geheimauftrag. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
    »Well, natürlich kann man sich Eurer Meinung anschließen. Aber diese Geheimhaltung vor mir wurmt mich doch. Wißt Ihr, was mir der Bursche zur Antwort gegeben hat, als er sich zurückmeldete und ich mich nach der Angelegenheit erkundigte?« »Nun?«
    »Er wollte mir weismachen, daß er einen Eid habe leisten müssen, mit niemandem darüber zu
sprechen! Und das mir, seinem eigenen Colonel ! — — Unverschämtheit!«
»Wenn Ihr mir eine eigene Meinung dazu gestattet - -?«
»Immer zu, sagt, was Ihr denkt.«
    »Ich glaube daran, daß man ihn diesen Eid leisten ließ. Und eben darum möchte ich von dieser Sache auch gar nichts wissen. Und Ihr, Colonel, seid froh, daß man Euch unbehelligt ließ. Vielleicht ist es etwas, was unserer Auffassung vom Soldatsein nicht zuträglich wäre. Erinnert Ihr Euch nicht daran, daß in dem Kurierbrief von William ausdrücklich ein Mann verlangt wurde, der ein möglichst weites Gewissen haben sollte?«
    »Das ist schon richtig. Aber um ehrlich zu sein, mich plagt ganz einfach die Neugier.« Das Gespräch war damit zu Ende. —
    Derjenige, dessen Person der Gegenstand dieser Unterhaltung gewesen war, saß in Islamabad mit einem Sergeanten und zwei Korporalen zusammen in der Baracke, die ehemals die Schreibstube des Regiments beherbergt hatte. Vor den vieren war auf dem Tisch eine Generalstabskarte ausgebreitet, die nördlich vom Wendekreis des Krebses, südlich vom zweiundzwanzigsten Breitengrad nördlicher Breite, westlich von neunzigeinhalb Grad und ostwärts von zweiundzwanzig Grad östlicher Länge begrenzt wurde.
    Adam Roach hielt einen Holzstab in der Hand und deutete auf die Stelle zwischen der Küste und den Ausläufern des unwegsamen Berglandes von Tripura. Dieser Streifen war an seiner schmälsten Stelle immer noch etwa fünfzehn Meilen breit.
    »Hier«, sagte Roach, »müßten sie durchkommen. Durch die Berge werden sie nicht reiten; denn der Weg wäre äußerst beschwerlich. Sie müßten die Pferde am Zügel führen. Ich weiß mit Sicherheit, daß sie in die Gegend von Akjab wollen. Irgend jemand ist da, der ihnen von dort aus weiter hilft. Die Zusammenhänge kenne ich nicht, und sie interessieren mich auch nicht. Wir sind fünfundzwanzig Mann. In Abständen von je einem Kilometer werden wir uns über diesen Gebietsstreifen verteilen. Ich selbst werde auf dem südlichsten Felskegel der Tripuraberge —
    hier als Höhe zwölf markiert -Posten beziehen, weil man bei Tage von dort aus bis zur Küste
blicken kann.«
Der Sergeant kratzte sich hinterm Ohr.
»Ihr hättet mehr Leute hier behalten sollen, Oberleutnant. Für einen so großen Geländestreifen
sind wir viel zu wenig.«
Roach runzelte die Stirn.
    »Behaltet Eure Ansichten für Euch. Ich muß mich nach meinen Befehlen richten. Die lauten, daß ich mir einen Zug nehmen darf. Ein Zug sind fünfundzwanzig Mann. Das wißt Ihr so gut wie ich.«
    »Ja, ja doch«, brummte der andere. »Ich meinte ja man auch nur.«
    »Schon gut. Merkt Euch eins: wir müssen diese Burschen kriegen. Es sind Kollaborateure, die mit diesen hindustanischen Schuften zusammenarbeiten, Spione wahrscheinlich, oder was weiß ich.«
    »Die vier Männer waren doch in Kalkutta, nicht wahr?« fragte ein gewitzter Korporal. »Weshalb hat man sie da nicht gleich verhaftet?«
    »Schweigt! Ihr seid ein Dummkopf. Es wird schon Gründe dafür geben. Die Kompanie kann es sich nicht leisten, sich in diplomatische Verwicklungen zu verstricken, wenn sie die vier Lumpen offiziell verhaftet und verurteilt. Aber aus der Welt müssen sie geschafft werden. Das erfordert die Sicherheit des Landes.«
    Man sah dem Korporal an, daß ihn diese Erklärung keineswegs befriedigte.

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