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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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bei Posten drei angelangt. »Und wieder: »Keine besonderen Vorkommnisse.«
    Wütend galoppierte er weiter und stieß auf die Hufspur. Mit einem Satz war er vom
    Pferderücken. Er stellte dasselbe fest wie Posten zwei: mindestens zehn Pferde. Er stieg auf und
ritt weiter, bis er den Soldaten erreichte.
»Was sind da für Reiter vorbeigekommen?« fragte er.
    Der Mann, der natürlich nicht eingestehen wollte, daß er des Nachts geschlafen hatte, nahm Haltung an und meldete :
    »Ich weiß nicht, wer es war. Aber ich weiß, daß es zehn Mann waren. Alles Europäer.« »Habt Ihr nicht gefragt, wohin sie wollten?«
    »Nein — — das heißt, jawohl. Sie wollten nach Islamabad. Sagten, daß sie Geschäftsreisende
wären.«
Roach stand unschlüssig.
»Es war dunkel, Oberleutnant. Sie redeten englisch, und ich habe keinen Inder gesehen.«
»Wie lang ist es her? «
»Wird so fünf Uhr gewesen sein, Sir.«
    Roach wandte sein Pferd und ritt auch noch zum letzten Posten. Ebenfalls ergebnislos. Als sein Pferd dann wieder der Höhe zwölf zustrebte, wurde er immer unruhiger. Die zehn nächtlichen Reiter spukten in seinem Kopf. Er hatte gar nicht damit gerechnet, daß nachts ein so starker, fremder Zug hier durchkommen würde. War es nicht auch möglich, daß zu den vier Verbrechern, die er jagen sollte, noch weitere Leute gestoßen waren?
    Seine Unruhe wuchs. Plötzlich wurde es ihm zur Gewißheit, daß die Gesuchten die Sperre längst passiert hatten.
    Mit fliegenden Fingern riß er eine Rakete aus der Satteltasche, zündete sie an und ließ sie steigen. Es dauerte noch immerhin eine halbe Stunde, bis alle seine Reiter heran waren. Ohne ein Wort der Erklärung zu geben, setzte er sich an die Spitze des Zuges und führte ihn zu der Spur.
    »Hier sind sie durchgekommen, sie sind mehr als vier. Wir müssen ihnen sofort nach.« »Bitte eine Bemerkung machen zu dürfen, Oberleutnant«, sagte der Sergeant. Roach winkte ab.
    »Weiß schon, ihr seid müde und hungrig. Nützt nichts, müssen die Burschen kriegen. Los,
Galopp!«
Sie brausten dahin. Aber ein halber Tag war verloren.
    Die Spur führte nicht direkt nach Islamabad, sondern wich nach Osten aus. Sie kamen an ein kleines Flüßchen,das ziemlich reißend war. Hier hatten zehn Mann gelagert. Das sah man an den niedergetretenen Grasflächen.
    Roach griff in die Asche, die von einem Lagerfeuer herrührte. Sie war noch warm.

    25

    »Auf!« schrie er seine müden Krieger an, »Müdigkeit gibt's nicht. Sie können nicht weit vor uns sein. Reitet, was das Zeug hält!«
    Michel hatte in der Nacht den schlafenden Posten und dessen Pferd gesehen. Er hob die Hand und flüsterte zurück :
    »Leise reiten, wir wollen den Guten nicht in seiner verdienten Ruhe stören.«
    Die Pferde gingen im Schritt über den weichen Sand, bis die Postenkette hinter ihnen lag. »Ich weiß zwar nicht«, wandte sich Michel zurück, »ob der Bursche dort auf uns warten sollte oder ob die Begegnung nur zufällig war. Dennoch ist Vorsicht am Platze. Ich werde mit Jardín und Ojo von jetzt an die Nachhut bilden. Ihr reitet schnell weiter. Den Weg könnt ihr nicht verfehlen; denn Mr. Stineway hat die Karte bei sich.«
    Ojo, Jardín und Michel ließen ihre Pferde im Schritt gehen, während die anderen im Galopp davonjagten.
    »Hört zu, amigos, weicht nicht von der Spur unserer Freunde ab. Sollten wir wirklich verfolgt werden, so brauchen die Verfolger nicht zu sehen, daß wir als Nachhut zurückgeblieben sind.« Michel behielt von der Minute an, da es tagte, sein
    Fernrohr dauernd in der Hand. Alle paar hundert Meter zügelte er sein Pferd und suchte aufmerksam die Gegend ab, die hinter ihnen lag.
    Am Nachmittag nahm er eine Staubwolke wahr, die sich mit großer Schnelligkeit näherte. »Sie scheinen uns wirklich auf den Fersen zu sein. Reitet ihr beiden. Ich will warten, bis ich Einzelheiten erkennen kann.«
    Er ließ kein Auge von der nahenden Staubwolke. Es dauerte gar nicht lange, so konnte er die
ersten Reiter unterscheiden. Sein Glas war scharf genug, daß er rote Farbflecke wahrnahm.
Dafür gab es nur eine Erklärung: Uniformen.
Er wandte sein Pferd und gab ihm die Sporen.
    Als sich die Sonne dem westlichen Horizont näherte, erreichte Michel die lagernden Freunde. Obwohl er Ojo und Jardín vorausgeschickt hatte, um die anderen zu warnen, hatten diese in aller Sorglosigkeit ein lustig flackerndes Feuer entzündet, über dem ein Kessel mit brodelndem Wasser hing.
    »Löscht das Feuer! Sie sind dicht hinter uns.

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