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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Wir wollen über den Fluß gehen. Das weitere wird sich finden.«
    Der Fluß bildete an dieser Stelle eine Furt, wenigstens schien es im Anfang so. Die ersten Schreie stiegen jedoch auf, als ziemlich weit in der Mitte die Pferde plötzlich den Grund unter den Hufen verloren. Die Reiter verschwanden bis über die Brust im Wasser. Die meisten von ihnen, ungeschult in Abenteuern zu Lande, hatten vergessen, Waffen, Kugelbeutel und Pulver über den Kopf zu halten.
    Als sie das jenseitige Ufer erreichten, waren nur Michels, Ojos, Jardins und Ibn Kuteibas Waffen gebrauchsfähig.Am Horizont stieg die Staubwolke der nahenden Verfolger auf.
    »Madonna«, sagte Michel zu Marina, »Ihr seid die einzige, der ich vertraue, die Leute in Sicherheit zu bringen. Ibn Kuteiba, Ojo und Jardín bleiben bei mir. Ihr führt den Rest in schnellem Galopp davon. Reitet in Gänsereihe, damit sie nicht erkennen können, wie viele ihr seid.«
    »Ich möchte bei Euch bleiben, Miguel«, sagte Marina und ritt dicht an ihn heran.
    Aber der Pfeifer dachte nicht daran, sich in diesem Augenblick mit Kavalierspflichten zu belasten.
    »Eure Waffe ist naß«, meinte er barsch. »Ihr könnt uns also nichts nützen. Nun, reitet doch endlich!«
    Tscham warf einen Blick auf seinen Freund, sah aber ein, daß dieser jetzt keine Zeit mehr hatte, um auf seine, Tschams, Wünsche zu hören. Tscham wäre ebenfalls lieber bei den Zurückbleibenden gewesen.
    Marina schoß davon. Die anderen folgten. Tscham bildete den Schluß.
    Michel konnte durch das Glas jetzt einzelne Reiter unterscheiden.
    »Los, amigos«, sagte er, »auf die Pferde und querfeldein. Bevor sie über den Fluß sind, müssen wir in dem Wald und dort hinten verschwunden sein. Setzt scharfen Galopp an. Aber laßt die Pferde möglichst etwas tänzeln, damit wir eine recht breite Spur hinterlassen. Zwei Packpferde laufen an je einer Flanke, die übrigen drei nehmen wir am langen Zügel hinter uns.«
    Ein letztesmal setzte er das Fernrohr an. Und dann preschten sie davon. Ihre breite Spur bildete zu der dünneren von Marinas Gruppe einen offenen Winkel von fast sechzig Grad. — Die anderen waren den Blicken der Verfolger durch eine größere Buschgruppe entzogen, die etwa tausend Meter weit vom Fluß entfernt eine Oase im sandigen Gelände bildete.

    26

    Trotz des Befehls weiterzureiten, zögerten die müden Soldaten, die schaumbedeckten Gäule in den Fluß zu treiben.
    »Das Wasser ist zu kalt, Oberleutnant, wir und unsere Pferde haben geschwitzt. Es wird doch besser sein, wenn wir uns erst ein wenig abkühlen«, warf der Sergeant ein. Roach blickte ihn drohend an. »Wollt Ihr meutern?« schrie er mit wutverzerrtem Gesicht.
    »Nein, Oberleutnant«, antwortete der Sergeant ruhig. »Aber man muß doch alles mit Vernunft tun. Es ist uns nicht geholfen, wenn die Hälfte von uns am Herzschlag stirbt. Ich kenne solche Flüsse. Die Wasseroberfläche ist warm; aber je näher man dem Grund kommt, desto eisiger wird es.«
    Roachs Stirnader schwoll an. In seiner Hand wippte plötzlich eine Reitpeitsche. Ehe sich's der
Sergeant versah, sauste ihm der Riemen über das Gesicht und hinterließ einen fingerdicken,
rotunterlaufenen Striemen.
»Los, in den Fluß und hinüber! Ich befehle es!«
    Er gab seinem Pferd die Sporen, ritt als erster hinein und achtete nicht auf das unwillige Murmeln seiner Leute im Rücken.Der Sergeant saß zur Salzsäule erstarrt. Langsam strich er sich mit der Rechten über das schmerzende Gesicht. Seit zwanzig Jahren diente er. In allen Schlachten hatte er sich bewährt. Schon unter Clive war er in Maisur einmarschiert, hatte einen Zug in der Schlacht gegen Tipu Sahib geführt und einen Orden erhalten. Und nun dies! Die Leute drängten sich schreiend und johlend zum Fluß. Zögernd setzten die Pferde die Hufe ins Wasser. Als sie in der Mitte urplötzlich bis zum Halse absackten, blieb manchen die Luft weg. Dennoch schafften sie es alle und erkletterten triefend das jenseitige Ufer. Nur der Sergeant hielt wie eine Reiterstatue drüben.
    Aber Adam Roach kümmerte sich nicht um ihn. Eifrig lief er,, über die Spuren gebeugt, hin und her. Immer wieder verglich er die schmale mit der breiten. Endlich richtete er sich auf und rief dem Sergeanten zu:
    »Kommt herüber und helft mir beim Spurenlesen. Ich will Eure Meinung hören.« Die Wut war aus seiner Stimme verflogen.
    Auch der Zorn des Sergeanten schien sich inzwischen abgekühlt zu haben. Altgediente Unteroffiziere sind nicht so empfindlich. Er

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