Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
Vom Netzwerk:
Dennoch schwieg er; was bedeutete schon die Meinung eines Korporals gegen die eines Oberleutnants.
    »Angenommen«, meinte jetzt der Sergeant, »die Burschen brechen nachts durch, man bemerkt sie also nicht früh genug, wenn überhaupt, was sollen wir dann machen?«
    »Um euch genaue Instruktionen zu geben, habe ich euch ja hergerufen«, antwortete Roach unwirsch. »Wir haben also von der Küste bis zur Höhe zwölf auf jedem Kilometer ungefähr einen Mann. Die fünf Leute am linken Flügel, dem Stück, das der Küste am nächsten liegt, erhalten gelbe Raketen. Die nächsten fünf grüne. Die nächsten blaue, die vierten orange und die, die am nach-sten bei mir sind, rote. Wenn die vier Burschen kommen, schießt der, dem sie am nächsten sind, seine Rakete ab. Auf diese Weise haben wir den ganzen Sektor in fünf Abschnitte eingeteilt und wissen, zu welchem Abschnitt wir eilen müssen, um sie — — na, das wird ja dann die Situation ergeben. — Alles klar?« Die drei Soldaten nickten.
    »Wann kann mit ihrem Auftauchen gerechnet werden?« fragte der Sergeant noch, bevor er die Baracke verließ.
    »Ich werde Euch den Einsatzbefehl schon zur rechten Zeit geben. Noch etwas übrigens. Sollten sie uns entkommen, so werden sie verfolgt. Ihr könnt von der Schußwaffe rücksichtslos Gebrauch machen.«
    Als Adam Roach allein war, verfinsterte sich sein Gesicht noch mehr. Es glich jetzt einer Fratze. Er knallte die Faust auf den Tisch und schimpfte vor sich hin.
    »Blöde Bande in Kalkutta — — fünfundzwanzig Mann für einen solchen Auftrag — — typische Schreibtischstrategen, die sowas aushecken.«
    Er stand auf und ging mit dröhnenden Schritten in der Stube hin und her. Immer wieder starrte er zwischendurch auf die Generalstabskarte. Ob man vielleicht lieber eine bewegliche Postenkette einrichten sollte? Er hielt seine Idee mit den Leuchtraketen für ausgezeichnet. —
    Es war Sonntag abend. Vor Montag waren die Gesuchten nicht zu erwarten. —
    Um zwölf Uhr nachts brach die kleine Truppe auf. In gestrecktem Galopp ging es dem Ziel entgegen. Als der Morgen graute, verteilten sich die Leute, die zuvor noch die Raketen ausgehändigt bekamen, wie es der Plan vorsah. Das Wetter war schön. Stunde um Stunde verrann.
    Bis zum Abend zeigte sich keine Spur der Erwarteten. Es wurde Nacht. Jeden einzelnen Soldaten umgab lautlose Stille. In dieser Ruhe würde man den Hufschlag nahender Pferde auch auf weitere Entfernung als einen Kilometer hören können.
    Oberleutnant Roach stand auf dem Gipfel der Höhe zwölf. Unablässig zog und drehte er an seinem Fernrohr. Aber er konnte trotz des hellen Mondscheins nicht weiter blicken als bis zum zweiten Mann der Kette.
    Auch diese Nacht verging. Und Roach wäre wahrscheinlich vor Wut geplatzt, wenn er seine entfernter postierten Leute gemütlich hingestreckt schlafen gesehen hätte. Der Offizier mit dem Boxergesicht hatte alles einbezogen, was bei einem solchen Unternehmen bedacht werden mußte, nur nicht die menschliche Unzulänglichkeit.

    24

    Die fünf Posten mit den gelben Raketen hatten ungefähr zur gleichen Zeit ausgeschlafen. Es waren diejenigen, die den Abschnitt unmittelbar an der Küste zu kontrollieren hatten. Der von der See aus gesehen zweite erhob sich erst, als ihn die warmen Strahlen der Sonne weckten. Und da es zur frühen Jahreszeit war, strahlte die Sonne nicht vor halb neun mit durchdringender Kraft. Er erhob sich gähnend, dehnte und reckte sich, nahm einen Schluck aus der
    Wasserflasche, hob sein Gewehr auf und wischte mit seinem Taschentuch die feuchten Sandteilchen ab. Weit und breit herrschte tiefer Friede.
    Um sich die Beine zu vertreten, ging der Posten erstein paar Schritte nach links, dann ein paar
Schritte nach rechts und — — stutzte.
Was war das?
    Lief da nicht in kaum fünfzig Meter Entfernung von ihm ein dunkler Streifen durchs Gelände? Eilig rannte er hin. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, daß es sich um eine breite Hufspur von mindestens zehn Pferden handelte. Er atmete auf. Zehn Pferde — sie hatten ja nur vier erwartet. Er bezog seinen Posten wieder und ließ sich mit Ausdauer von der Sonne wärmen. — Roach konnte sich nur noch mit Mühe wach halten. Der Mittag kam, und nirgends war eine Rakete aufgestiegen. Der Offizier beschloß, die Postenkette abzureiten.
    Bei jedem einzelnen machte er halt, und jeder einzelne schnarrte die stereotype Meldung
herunter:
»Keine besonderen Vorkommnisse.«
    Als die Sonne am höchsten stand, war er

Weitere Kostenlose Bücher