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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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aber doch tief genug, um Mutatulli einen gewaltigen Schrecken einzujagen. Er zog dem Hund das rettende Holz weg. Die Pfoten glitten ab, und das Tier versank für Sekunden, kam aber gleich darauf wieder an die Oberfläche und trachtete danach, neuen Halt zu finden.
    Als der Abend herniedersank, hielt der Kampf zwischen Hund und Mann noch immer an. Die Nacht verging. Eisige Kälte kroch in den Gliedern Mutatullis hoch. Das Wegziehen des Auslegers unter den Hundepfoten wurde immer schwächer. Mutatulli hatte aufgegeben. Am Morgen ließen seine Hände zum erstenmal das vom Wasser überspülte Holzgebilde fahren, um aber gleich wieder zuzugreifen.
    Und so blieb es den ganzen Tag über. Jedesmal, wenn der halbbewußtlose Mutatulli in die ruhigen, duldenden Augen des Hundes blickte, nahm er sich zusammen und verstärkte den Griff. —
    Noch eine Nacht verging.Als dann die Sonne heraufkam, war Mutatulli völlig erschöpft. Er ließ los. Nebel schwammen vor seinen Augen. Was blieb, waren die Hundeaugen. Der Häuptling sah die Bilder seines Lebens an sich vorüberziehen. Dann schluckte er Wasser. Er hatte auf einmal Durst. Ein, zweimal noch tauchte sein Kopf empor. Da zerrte etwas an ihm. Ein scharfer Schmerz brachte ihn wieder zu sich.
    Karo hatte versucht, seine Zähne in die Schärpe zu schlagen, an der noch immer der Beutel mit den Gulden hing. Dabei war ein Stück Haut des Malaien verletzt worden.
    Mutatulli machte unwillkürlich ein paar Schwimmbewegungen. Sie hielten ihn über Wasser. Der Hund schoß mit den letzten Kräften auf den Ausleger zu, packte ihn mit dem Maul und schob ihn zu Mutatulli hin, bis dieser ihn wieder fassen konnte.
    Dann trieben sie weiter. Immer wieder fiel der Blick des Mannes auf die Augen Karos. — Und dann — — dann schwamm gegen Mittag ein Segler an ihnen vorbei.
    Mutatulli schrie. Der Hund bellte sich heiser. Niemand bemerkte die beiden. Als Karo sich längst beruhigt hatte, schrie Mutatulli noch immer, bis sein Blick wieder in die duldenden Augen seines Gegenübers fiel. Karo schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben. —
    Als dann später ein anderer Segler beidrehte, nahm Mutatulli nicht mehr wahr, was um ihn herum vorging.
    Nur Ojo und Jardín wunderten sich, daß der Gerettete, als er auf die Planken der »Trueno« wankte, fortwährend nach Karo rief.
    »Karo muß dieser Köter da unten sein«, sagte Ojo. »Wollen wir ihn auch heraufholen?«
Jardín nickte und rief den Leuten im Boot zu:
»Bringt den Hund an Bord.«
Mutatulli starrte mit stieren Augen auf das Tier. Fast atemlos verfolgte er die Rettungsaktion des
Hundes. Dann, als dieser zitternd auf den Planken stand, sank er neben ihm zusammen und
umklammerte wie im Fieber den zotteligen Hals.
Die Gräfin de Andalusia und der Pfeifer kamen hinzu.
    »Das ist eine überraschende Tierliebe«, sagte Marina. »Schafft beide in die Krankenkoje.« Arm in Arm schliefen Mann und Hund zwei volle Tage hindurch.

    38

    Die kleine Flottille hatte die Bengalische See durchpflügt. »Trueno«, »Mapeika« und »Dimanche« hatten sich von Akjab abgesetzt und Richtung auf Insulinde genommen. Man wollte die Gefilde der Britischen Ostindien-Kompanie möglichst weit hinter sich bringen, da Michel befürchtete, daß Sir Warren Hastings vielleicht doch noch den Befehl gab, sie zu verfolgen.
    Zudem hatte Don Hidalgo in einer Matrosenkneipe in Akjab in Erfahrung gebracht, daß die britische Fernostflotte zu einem Manöver in die Bengalische See ausgelaufen war.
    Da die Bauart und das Aussehen der »Trueno« zu bekannt waren, hatte auf Michels
    Veranlassung die »Dimanche« die Spitze übernommen. Die »Trueno« fuhr als zweite, und die »Mapeika« bildete die Rückendeckung.
    Seit es notwendig geworden war, sich wieder um denLebensunterhalt für die Mannschaften der Schiffe zu kümmern, hatte Kapitän Porquez vorgeschlagen, das Gebiet von NiederländischIndien zu befahren, um auf diese Weise neue Einnahmequellen zu erschließen.
    Porquez kannte viele Kapitäne, die durch Muskatnußfrachten reiche Leute geworden waren. Von ihm ging der Vorschlag aus, die Banda-Inseln anzulaufen, um dort vielleicht Fracht zu bekommen.
    Die drei Schiffe waren ohne großen Schaden durch den Sturm gekommen. Der Segler, den Mutatulli und Karo, der Schäferhund, hatten vorüberfahren sehen, war die »Dimanche«. Die Leute hatten die Schiffbrüchigen nicht bemerkt.
    Erst Ojos scharfes Auge konnte den beweglichen Punkt in der Ferne durch Zufall erspähen, als
die »Trueno«

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