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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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vorübersegelte.
So waren Mutatulli und Karo gerettet worden. —
    »Wie lange brauchen wir noch bis Banda?« fragte der Pfeifer den Steuermann.
    Señor Virgen nahm einen Zirkel und maß die Entfernung von ihrem Standort bis zum Hafen der Insel.
    »Es mögen noch rund hundert Meilen sein«, gab er dann Auskunft. »Also morgen im Lauf des Vormittags«, nickte Michel.
    Der Nachmittag war wunderbar. Die Sonne lachte vom blauen Himmel. Michel Baum ging langsamen Schrittes an der Reling spazieren.
    Er hatte viel Zeit gehabt zum Nachdenken. Fast zwei Monate waren seit den letzten Abenteuern vergangen. Der Pfeifer verspürte Sehnsucht nach Land. Er mochte nicht dauernd die
    schwankenden Planken eines Schiffes unter sich spüren. Und einmal mußte diese Irrfahrt doch zu Ende gehen. Aber das war es nicht allein.
    Da war Marina. Ihre ständige Nähe machte Michel schwer zu schaffen. Oft mußte er sich gewaltsam zurückhalten, um Marinas Leidenschaft zu entgehen.
    Die unglückliche Frau schien nur noch von dem Gedanken besessen zu sein, auf dieser Reise eine Entscheidung um jeden Preis herbeizuführen. Michel aber zwang sich dazu, stets an die Braut zu denken, die er vor nunmehr fünf Jahren in Deutschland hatte zurücklassen müssen. In diesem Zusammenhang drängte sich ihm der Gedanke an den Grafen Eberstein auf, der an all dem, was ihm seit 1773 geschehen war, die Schuld trug.
    Ein Gefühl des Zorns bemächtigte sich seiner jedesmal, wenn er daran dachte, daß jener Eberstein vielleicht schon längst der Mann Charlotte Ecks war. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte der Graf ja Ränke genug gesponnen. »Señor Doktor«, unterbrach eine Stimme seine Gedanken. »Ja, Diaz, was gibt's?« Er drehte sich um.
    Ojo fuhr sich durch den schwarzen Bart, bis er das Kinn erreichte, an dem er sich mit Ausdauer kratzte.
    »Eigentlich nichts, Señor Doktor. Ich dachte nur daran, wie sehr ich durch Euch zu einer
Landratte geworden bin. Ich habe oft darüber nachgedacht, was werden soll, wenn Ihr das
Stromerleben einmal satt habt.«
»Bueno, amigo, daran denke ich den ganzen Tag.«
    »Ja, bloß bei Euch ist das anders. Ihr braucht niemanden. Ihr seid — wie soll ich sagen — innerlich so unabhängig.«
    »Sprich dich aus, Diaz. Worauf willst du mit deiner Fragerei hinaus?«
    Ojos Hand fuhr verlegen vom Bart zum Hinterkopf. Sie brachte seine dichte Mähne in Unordnung.»Wißt Ihr — — es ist gar nicht so leicht. Ihr werdet mich vielleicht für einen Schwächling halten. Aber ich wollte Euch bloß sagen, daß ich gern auf die christliche Seefahrt verzichte, wenn ich nur immer bei Euch bleiben könnte.«
    Auf des Pfeifers Gesicht stahl sich ein Lächeln. Er reichte dem spanischen Riesen seine Hand hin und meinte:
    »Bueno, amigo, diesem Vorschlag stimme ich zu. Ich wollte dich auch immer schon einmal fragen, ob wir nicht besser zusammenbleiben. Aber ich dachte, das hätte noch Zeit; denn vorläufig ist ja ein Ende des Stromerlebens, wie du es nennst, noch gar nicht abzusehen.« Ojo ergriff die dargebotene Rechte und schüttelte sie kräftig. Sein Gesicht strahlte. Seine weißen Zähne blitzten durch den schwarzen Bart. »Gracias, Señor Doktor, muchas gracias.« Er drehte sich um und ging wieder an seine Arbeit.
    In diesem Augenblick kam Marina an Deck. Sie stellte sich neben den Pfeifer an die Reling.
Als eine ganze Weile vergangen war, fragte sie:
»Was soll nun werden?«
»Ja — — was — —«
    Beide schwiegen. Jeder wartete darauf, daß der andere das Gespräch eröffnen würde. Endlich — das Schweigen lag schon wie eine Last auf ihnen — fragte Michel: »Habt Ihr denn schon darüber nachgedacht, was werden soll?«
    »Ja, schon tausendmal. Und Ihr kennt meine Gedanken. Ihr wißt Bescheid über das einzige Ziel, was mir noch erreichenswert erscheint.«

»Das meine ich nicht, Marina. Die wesentliche Frage ist, bleibt Ihr Kapitänin Eures Schiffes — oder wollt Ihr die Seefahrt aufgeben?«
    »Für Euch gebe ich die Seefahrt, die »Trueno« und mich selber auf. Ihr wißt das, Miguel.« »Laßt mich etwas Ernsthaftes dazu sagen, Gräfin. Ihr seid rechtlich und kirchlich die Frau des Grafen Esteban de Villaverde y Bielsa. Ihr seid katholisch. Nach dem kanonischen Recht ist Eure Ehe unauflöslich. Kehrt zu Esteban zurück. Wie ich ihn kenne, wird er keine Minute zögern, Euch wieder aufzunehmen.« »Wollt Ihr, daß man mich in Spanien hängt?«
    »Unsinn. Ihr wißt, daß das, solange ich lebe, nie geschehen wird. Ihr braucht ja nicht

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