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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Nein, er würde den Ausleger auf der linken Seite nicht mehr anbringen können. Aber dann war das zerbrechliche Fahrzeug bei der ersten Brise zum Kentern verurteilt. Und hier, in den Gewässern des Malaiischen Archipels, wimmelte es von Haien. Hier war der Ozean bis zu fünftausend Meter tief.
    Mutatulli ergriff die noch immer bewußtlose Katje und trat mit seiner Last vor das Gebüsch. »Mynheer Hagemann!« rief er, »kommt keinen Schritt näher und haltet den Hund zurück. Versucht nicht zu schießen. Ihr würdet Juffrouw Katje treffen. Wenn Ihr mich stellt, ersteche ich sie vorher. Laßt mich gehen, und es geschieht der Tochter des Herrn nichts.«
    »Du verdammte Ratte!« schrie der wütende Hagemann. »Du entkommst mir nicht! Gleich habe ich dich.«
    »Bleibt stehen. Sonst steche ich der Juffrouw das Messer ins Herz.« Hagemann, blind vor Eifer und Zorn, stapfte weiter.
    Glücklicherweise war van Groot nicht weit. Er hatte Mutatullis Warnung mit Zähneknirschen, aber auch mit Entsetzen gehört.
    »Zurück, Hagemann — — zurück, Karo!« schrie er angstvoll. Mann und Hund
    gehorchten.Mutatulli knebelte Katje vorsichtshalber, da sie gleich zu sich kommen mußte. Er durfte jetzt mit Sicherheit annehmen, daß man ihn vorläufig in Ruhe lassen würde. Mit Eifer befestigte er den zweiten Ausleger. Unter unsäglicher Mühe schob er den schweren Stamm bis an die an dieser Stelle fünf Meter hohe Steilküste. Ein Ruck. Den Bruchteil einer Sekunde stand das Boot zwischen Himmel und Erde. Dann klatschte es in richtiger Lage, wie der Malaie aufatmend feststellte, auf die Wasserfläche. Mit einem Hechtsprung folgte Mutatulli. Kurz darauf saß er im Boot und stellte fest, daß Wassersack, Gewehr und Paddel an Ort und Stelle waren. Eilig stieß er vom Ufer ab.
    Er war noch nicht weiter als eine Länge entfernt, als ein dunkles Etwas durch die Lüfte schoß
und fast auf ihm landete.
Es war Karo, der Schäferhund.
    Hagemann war trotz des Verbots van Groots mit dem Hund Zentimeter für Zentimeter weitergeschlichen. Als Karo das Geräusch vernahm, das der Baumstamm auf dem Boden verursachte, blieb er witternd stehen. Als dann das Klatschen des herabfallenden Bootes erklang, gab es kein Halten mehr. Mit Plötzlichkeit riß er sich los und stürmte davon. Hagemann wollte ihm folgen und stieß dabei auf die gefesselte Katje, der von diesem Augenblick an seine ganze Aufmerksamkeit galt.
    Karo bemerkte den Flüchtenden, als dieser gerade ins Boot kletterte, und sah, wie er abstieß. Er setzte nach und saß nun lauernd dem Häuptling gegenüber.
    Mutatulli hatte das Messer gezogen und erwartete jeden Augenblick einen Angriff. Aber die Angst trieb ihn, zum Ruder zu greifen. Er mußte Abstand von der Küste gewinnen.
    Der Hund saß wie ein Standbild auf dem Heck. Mutatulli wußte sich nicht anders zu helfen, als das Messer nach ihm zu werfen. Aber er verfehlte seinen vierbeinigen Gegner. Da wandte sich Karo, machte einen Satz und war im aufspritzenden Wasser verschwunden.
    Wie wild ruderte Mutatulli nun auf die offene See hinaus. Aber wer beschreibt sein Erstaunen, als weiter draußen der Hund wieder neben dem Boot auftauchte !
    Der Malaie schlug mit dem Paddel nach ihm. Karo blieb ein wenig zurück, suchte dann mit den Vorderpfoten das Heck zu fassen und zog sich hinauf. Stumm saß er wieder wie eine Statue. Mutatulli glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Karo hielt im Maul das Messer. Er hatte es apportiert.

    36

    Hans Hagemann hatte Katje von Fesseln und Knebel befreit. Taumelnd erhob sich das Mädchen.
Van Groot kam heran.
»Bist du verletzt?« fragte er.
Katje schüttelte den Kopf.
    »So ein Hund, dieser Mutatulli!« schimpfte Hagemann. »Wenn ich ihn bekommen hätte, dann — —«
    »Pah«, unterbrach ihn van Groot. »Macht keine Sprüche. Ihr hattet ihn ja. Ihr hättet uns das ganze Theater ersparen können.«
    Hagemann war ziemlich verdutzt. Sein Herr war doch sonst nicht ungerecht!
    »Aber«, stammelte er, »aber ich habe mich doch genau an Eure Vorschriften gehalten. Daß der Bursche den bei-den Wächtern durchgegangen ist, könnt Ihr mir doch nicht als Verschulden auslegen!«
    »Schon gut«, brummte van Groot und legte den Arm um seine Tochter. »Möchte wissen, was Ihr machen werdet, wenn Ihr mal keine Vorschriften habt.«
    »Aber Vater«, mischte sich Katje ein. In ihrer Stimme lag ein leichter Vorwurf, »Mynheer
Hagemann hat doch nur das Beste gewollt!«
Van Groot lachte spöttisch.
    »Natürlich, mein Kind. Er wird

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