Piratenblut
immer nur das Beste wollen«, sein Ton wurde freundlicher, »was, Hagemann, habe ich recht? — Kommt, trinken wir einen auf die mißlungene Sklavenjagd.«
»Wenn ich mir einen Vorschlag gestatten darf, Mynheer«, sagte Hagemann bescheiden. »Bitte, Ihr dürft.«
»Sollten wir nicht ein Boot bemannen, um dem Flüchtigen zu folgen?«
»Ach was, laßt ihn laufen. Die Nüsse, die er vorher verschoben hat, sind ohnehin verloren.
Hoffentlich keimen sie zu früh und tragen später keine Frucht. — Kommt jetzt.«
Er pfiff nach dem Hund.
Kein Bellen, kein Geräusch, nichts antwortete ihm.
»Wo habt Ihr Karo gelassen?«
»Ich — — ich weiß nicht«, meinte Hagemann. »Ich kümmerte mich nicht mehr um ihn, seit ich Juffrouw Katje fand.«
Van Groot blieb stehen und rief nach dem Hund. Auch Katje lockte. Hans Hagemann pfiff. —
Nichts.
»Wo kann er denn nur stecken?« meinte Katje.
»Vielleicht ist er dem Kanu gefolgt«, entgegnete Hagemann.
»Hölle und Pest auf den verdammten Kerl, wenn er dem Hund etwas getan hat. Ich schneide ihn
in Streifen. Aber ich glaube nicht, daß Karo sich so leicht etwas tun läßt. Er wird schon kommen,
wenn er genug hat.«
Sie gingen über die Plantage zum Herrenhaus. —
37
Als der Morgen heraufkam, hielt Mutatulli erschöpft im Rudern inne und ließ seinen Blick zurück zur Küste schweifen. Karo, der Schäferhund, saß nach wie vor als stummer Beobachter am Heck.
Die Küste war nur noch als schwacher, dunstüberlagerter Streifen zu erkennen.
Mutatulli griff zum Wassersack und trank einen vorsichtigen Schluck. Karo blickte sehnsüchtig zu ihm hinüber. Auch er mochte Durst verspüren, aber der Malaie knurrte böse: »Verdammter Köter.«
Es war, als verstünde der Hund die Worte. Er jaulte einmal kurz auf und wandte dann den traurig scheinenden Blick vom Wassersack ab.
Mutatulli legte sich wieder in die Ruder. Bis zur Ceram-Insel waren es noch gut und gern fünfzig Meilen.
Gegen Mittag erschrak der Häuptling, als sein Blick den Horizont streifte. Schwarze Wolken zogen auf. Eine Weile später erhob sich stürmischer Wind. Böen schlugen über das Wasser. Ganz allmählich gingen die Wellen höher. Sie wurden zu Wogen und warfen das Einmannfahrzeug wie ein leichtes Spielzeug hin und her.
Der Himmel verfinsterte sich. Wie ein Feuerball blicktedie lodernde Sonne durch die schwarzen
Wolkenvorhänge.
Irgendwo mußte der Sturm schon mit aller Kraft wüten.
Mutatulli fühlte sein Boot, gegen seinen Willen, in westlicher Richtung fortgetragen. Sein Kurs mußte Nord sein, wenn er Ceram erreichen wollte.
Immer schneller peitschte der Sturm das Boot nach Westen. Karo lag flach auf dem Stamm. Seine Läufe klammerten sich fest. Auch ihn hatte die Angst der Kreatur gepackt.
Jetzt schlugen die ersten Brecher über dem Flüchtling zusammen. Verzweifelt suchte Mutatulli gegen die Gewalten anzukämpfen. Vergebens. Plötzlich erinnerte er sich, daß er die Schärpe mit dem Guldenbeutel vom Hemd gelöst hatte. Seine Hände suchten mit fieberhafter Eile danach. Jetzt hatten sie ihn. Er befestigte die Schärpe am bloßen Körper.
Stille trat ein. Mutatulli glaubte, der Sturm sei vorüber. Aus Leibeskräften legte er sich ins Zeug. Sein Blick fiel auf den Hund. Unwillig schlug er mit dem Paddel nach ihm. In seiner
Verzweiflung glaubte er, daß Karos zusätzliches Gewicht die Beweglichkeit des Bootes behinderte.
Der Hund heulte unter dem Schlag auf, hielt aber noch fest. Da traf ein zweiter Schlag seine Pfoten. Mit einem wehen Laut rutschte er in die stürmische See.
Schlagartig setzte der Sturm wieder ein. Mutatulli sah nicht mehr, was oben und unten war. Da fühlte er sich herumgeschleudert. Und plötzlich machte er Schwimmbewegungen. Als er auf dem Kamm einer Woge lag, sah er, wie der Einbaum bereits unter ihm im Wellental tanzte. Die Ausleger hatten sich gelöst. Einer schwamm dicht neben ihm. Er griff danach und bekam ihn zu fassen. Mit verkrampften Fingern hielt er fest, bis der Sturm abebbte.
Schon nach wenigen Minuten lag die See wieder wie ein Spiegel da. Der Einbaum war weg, er schwamm vermutlich irgendwo in der unendlichen Weite. Der Ausleger trug das an ihm hängende Gewicht des Mannes.
Da tauchte von links der Kopf Karos auf. Der Schäferhund gab einige Laute von sich und schwamm mit schnellen Bewegungen auf die freie Seite des Auslegers zu. Jetzt hatte er ihn erreicht und legte seine Pfoten darauf. Das Mehrgewicht bewirkte, daß das Holz unter die Oberfläche sank. Nicht tief,
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