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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Michel. »Wir hoffen, Allah hat dir eine gute Reise beschert!« »Maschallah! Wallah! Taliah! Welch eine Freude zieht in mein Herz, daß mir der Prophet beschert hat, in dieser trostlosen Ecke rechtgläubige Söhne des Islam zu finden!« Michel lachte.
    »Nicht jeder, der Arabisch spricht, ist ein Muslim. Was ist dein Begehr, Sahabati? Wie nennst du dich?«
    »Ich bin der Händler Hassan«, lächelte der Araber. »Und ich wohne auf einer kleinen BandaInsel. Es hat sich bereits im ganzen Archipel herumgesprochen, daß die Handelsflotte einer fränkischen Nation, deren Flagge bisher auf den Meeren noch unbekannt war, nach Banda gekommen ist, um Muskatnüsse zu kaufen. Gestattest du eine vertrauliche Frage?« »Sprich sie aus, Hassan Sayd.« »Hat Allah dir schon Erfolg beschieden beim Einkauf?«
    »Ja. Nicht lange bevor du kamst, habe ich von dem Pflanzer van Groot vierzig Tonnen gekauft.«
Hassans Blick wurde lauernd.
»Zu welchem Preis?« fragte er gespannt.
»Neunzig Cent das Pfund.«
»Der Halsabschneider«, entfuhr es Hassan.
Der Pfeifer sah den Händler erstaunt an.
»Bist du sein Konkurrent?«
    »Allah verbietet, daß man sich mit solchen Leuten in einen Konkurrenzkampf einläßt.«
    »Weshalb?«
    »Nun, ich will aufrichtig sein. Neunzig Cent ist ein Unterpreis, zu dem nur der Händler liefern kann, dessen Unkosten durch unbezahlte Sklaven tief genug gehalten werden können. Das Gebot ist in ganz Banda nicht zu schlagen. — Nur frage ich mich, weshalb willst du dein Schiff mit vierzig Tonnen beladen, wenn du doch dieselbe Wirkung mit vierzig Pfund erzielen kannst?« »Du mußt entschuldigen, Hassan Sayd; aber mein Verstand reicht nicht so weit, um zu verstehen, was du meinst.«
    Hassan streckte die Hände vor, wiegte bedächtig das Haupt und drehte die Finger.
    »Ja, Sayd, ich glaube, daß ich etwas deutlicher werden muß, um dich verstehen zu lassen. Sieh einmal, wenn du vierzig Pfund Muskatnüsse in die Erde steckst, dann werden daraus mindestens eintausendzweihundert Bäume. Nach fünfzehn Jahren wird jeder Baum zweitausend neue Nüsse tragen. Das sind zusammen etwa achtzigtausend Nüsse oder vierzig Tonnen. Wäre es da nicht einfacher, vierzig Pfund zu kaufen und fünfzehn Jahre zu warten? Dann hast du in
    verhältnismäßig kurzer Zeit so viele Muskatnüsse, daß du auf den Handel mit Banda nicht mehr
angewiesen bist.«
Michel blinzelte den Fremden an.
    »Die Söhne des Propheten waren immer gute Händler«, sagte er. »Es wäre töricht, sich deinen Gründen zu verschließen; aber in deiner Rechnung fehlen zwei Faktoren. Erstens wachsen Muskatnüsse nicht in Frankistan, weil Boden und Klima nicht geeignet sind. Und zweitens braucht man zur Aussaat ungeleimte Nüsse — —«
    »Um die ungeleimten Nüsse brauchst du nicht zu bangen, Sayd. Ich bin ja nicht an Bord gekommen, um dir Geschichten aus Tausendundeine Nacht zu erzählen! Die Nüsse wären zu beschaffen; aber wenn, wie du sagst, bei dir zu Hause Klima und Boden zur Aufzucht nicht taugen, dann brauchen wir nicht darüber zu sprechen.« Er griff nach seinem Fez und wollte sich verabschieden.
    »Wartet«, sagte Ibn Kuteiba auf spanisch zu Michel, »wir sollten ein Geschäft wie dieses zumindest bedenken, bevor wir es ablehnen. Stellt Euch vor, wir könnten mit unseren Schiffen zu irgendeinem Fleckchen Erde fahren, das niemand gehört, und eine Aufzucht anfangen. Vielleicht wäre das die Lösung unseres Problems schlechthin.« Der Pfeifer nickte und wandte sich an Hassan. »Was sollen die vierzig Pfund Nüsse kosten?«
    Hassan wiegte den Kopf und tat, als wäge er jetzt erst den Preis ab.
    »Sie sind wie pures Gold«, meinte er. »Wenn ich die Gefahren der Beschaffung einkalkuliere, so halte ich fünfhundert Gulden pro Pfund für nicht zu teuer.«
    »Fünfhundert Gulden«, rief Michel. »Du solltest ein türkisches Schwitzbad nehmen, damit sich
dein Geist wieder klärt!«
Hassan zuckte die Schultern.
    »Es war ja nur ein Angebpt. Es anzunehmen oder abzulehnen ist alles deine Sache, Sayd.« Michel wollte nicht ablehnen, denn was Ibn Kuteiba gesagt hatte, dünkte ihm richtig. Aber fünfhundert Gulden pro Pfund waren zwanzigtausend für vierzig Pfund. Man konnte heute noch nicht absehen, ob sichtatsächlich je eine Möglichkeit zur Verwirklichung des Planes auftat. Andererseits würden sich sicherlich genügend Käufer finden, die gut und gern das Doppelte zahlen.
    Zumindest war der Vorschlag einer reiflichen Überlegung wert.
    »Höre, Hassan Sayd,

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