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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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bedauernd die Achseln.
    Van Groot lief rot an. Er sprang auf. Seine Faust sauste auf den Tisch.
    »Ich werde mir mein Recht zu verschaffen wissen«, schrie er zornbebend. »Wenn mir die Kompanie nicht hilft, so werde ich meine Anteilscheine an die Franzosen oder Engländer verkaufen. Und verlaßt Euch darauf, wenn neue Aktionäre zu mir kommen, um sich Auskünfte über die Kompanie zu holen, dann werden sie die richtigen erhalten. Dessen seid sicher.« Er wandte sich ab, ergriff Hut und Stock und verließ das Büro des Gouverneurs.
    Dieser schaute ziemlich unglücklich drein. Es gab kein Gesetz, das den Verkauf von
    niederländischen Ostindienaktien an Ausländer verbot. Daß dies bisher noch nie geschehen war, entsprang einer stillen Übereinkunft der holländischen Kaufmannschaft. Man wußte, daß man sich mit solchen Verkäufen nur selbst schaden würde. Aber was konnte diesen Verzweifelten, der sowieso vor dem Ruin stand, abhalten?
    Der Gouverneur nahm Tinte und Gänsekiel und schrieb einen geheimen Bericht nach Den Haag.

    51

    Dem schnittigen Segler, der einige Tage später in den Hafen von Makassar auf Celebes einlief, sah man nicht an, daß er kurze Zeit vorher noch pechschwarz gewesen war. Seine weißen Segel blähten sich herausfordernd im Wind. Die Matrosen waren in blendendweiße Anzüge gehüllt, die allerdings nicht recht zu ihren Galgenvogelgesichtern passen wollten.
    In dem Beiboot, das nach dem Ankerwerfen vom Schiff abstieß, saß ein elegant gekleideter, mittelgroßer junger Mann: der Kapitän. Ein freches Bärtchen zierte seine Oberlippe. Anmutig hing der zierliche Degen an seiner schlanken Hüfte.
    »Hör zu, Pierre«, sagte er zu seinem bärtigen Gegenüber. »Wenn ihr mich abgesetzt habt und wieder an Bord seid, so weist jeden fremden Besucher ab. Niemand hat auf dem Schiff etwas zu suchen, solange ich nicht da bin. Gebt gut acht auf alles. Vor allem darauf, daß die weiße Kalkfarbe nicht vom Schiffsrumpf abblättert. Sollte das Schwarz irgendwo durchkommen, dann sofort den Farbtopf heraus und nachgepinselt! Du weißt, das Leben hängt von unserer Wachsamkeit ab.«
    »Oui, oui, mon Capitain, auf mich könnt Ihr Euch schon verlassen.«
    »Bien, so begebe ich mich in Ruhe in die Arme meiner Braut.«
    Jessie van Meeren war die Tochter des Distriktsresidenten von Celebes, ein schönes, blondes, aber etwas hochfahrendes Wesen, ein bißchen zu verspielt und im Grunde ohne innere Vornehmheit.
    »René«, rief sie erfreut, als der Verlobte bei ihr eintrat. »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ein halbes Jahr hast du dich nicht bei uns sehen lassen«, meinte sie vorwurfsvoll.
    »Aber Kind«, antwortete er lachend, »du bist nun einmal eine Seemannsbraut und mußt dich
damit abfinden, daß ich den größten Teil meines Lebens auf dem Meer verbringen werde. Das ist
nun einmal nicht zu ändern.«
Sie schmollte.
    »Hast du das nötig? Papa hat dir schon oft angeboten, dir eine gute Stelle bei der Kompanie zu besorgen. Verkauf dein Schiff und bleib zu Hause. Dann können wir bald heiraten.« René wurde ernst.
    »Ich habe Aufgaben zu erfüllen, meine Liebe. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die dulden keinen Aufschub. Und zudem habe ich keine Lust, mein Dasein auf einem Büroschemel zu vertrauern und Fett anzusetzen. Ich werde nie ohne Wasser sein können.«
    »Ach, die See. Immer und ewig der Ozean. Wasser, Wasser, Wasser. Was kann daran schön
sein? Manchmal habe ich den Eindruck, du liebtest die See mehr als mich.«
Der Mann erwiderte nichts. Er legte den Degen ab.
Die Tür öffnete sich, und der Distriktsresident trat ein.
    »Hallo, mein Lieber, wieder einmal an Land? Guten Erfolg gehabt draußen? Gute Geschäfte gemacht?«
    »Jetzt fängst du auch noch an, von Geschäften zu reden, Papa! Gibt es denn für euch Männer nichts anderes als dieses Thema?«
    »Nun, jeder muß sehen, wo er bleibt. Ich jedenfalls bewundere René. Man hört so allerhand über Juwelen und Schätze, die er auf den Banken deponiert hat.«
    »Nicht der Rede wert«, entgegnete René. »Ich verdienegut. Ich will ja meiner zukünftigen Frau etwas bieten, wenn wir verheiratet sind.«
    »Recht so, René. Das ist das Wort eines Mannes«, sagte der Resident.
    René blieb ein paar Stunden bei seiner Braut. Als er das Haus verlassen hatte, sagte Jessie zu ihrem Vater:
    »Du hast deine Auffassung aber merkwürdig geändert. Früher warst du auch auf meiner Seite und wolltest René eine Stellung auf dem Land besorgen. Heute klangen

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