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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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offene See hinauszustürmen.
    »René«, sagte Léon de Musset zu Dieuxdonné, »wie konntest du von meinem Pech so schnell Kenntnis erlangen?«
    Dieuxdonné entledigte sich der Augenklappe und lächelte dem Befreiten zu, unterdes die Ruderer sich mächtig in die Riemen legten.
    »Erinnerst du dich der Frau, die dich in der Nacht mit mir verwechselte?« »Natürlich. Ihr habe ich ja mein Pech zu verdanken.«
    »Aber auch deine Befreiung. Sie gehört zu unserer Mannschaft, eine tüchtige Spionin, die ich auf van Groot angesetzt hatte.«
    »Na, so tüchtig ist sie nun auch wieder nicht. Sonst hätte sie mich nicht mit dir verwechselt!« Das Boot legte am »Schwarzroten« an.
    Dieuxdonné enterte rasch die Strickleiter hinauf. Das Boot stieß wieder ab und führte Léon de Musset zu seinem eigenen Schiff. Dabei mußten sie dicht an der »Mapeika« vorbei. Die Glocke glaste gerade zum achtenmal, als an Bord der »Mapeika« die abgelöste Wache das Boot wahrnahm. Der Posten rief den Mann, der für ihn aufgezogen war. Beide standen nebeneinander an der Reling und beobachteten, wie das Beiboot Richtung auf Mussets Schiff nahm.
    »Teufel«, sagte der eine, »sitzt da nicht der kleine Franzose drin, den sie gerade erst verhaftet haben, dieser Seeräuber, den wir jagen sollen?«
    »Ich glaube, ich wecke Don Hidalgo. Er wird wissen, ob wir da etwas unternehmen
    müssen.«Léon hatte inzwischen sein Schiff erreicht. Er rief die Wache an, die ihm mit einem
verhaltenen Jubellaut ein Tau zuwarf. In Sekundenschnelle hangelte sich der Kapitän an Bord.
»Weckt die Leute. Wir müssen in wenigen Minuten klar sein zum Auslaufen. Sieh mal, wer da
drüben auf uns wartet.«
Er deutete auf das weißgetünchte Schiff Dieuxdonnés.
Der Matrose zuckte mit den Schultern.
»Was meint Ihr, mon Capitain? Den weißen Kahn da vorn?«
»Ja«, lachte Léon. »Sagt dir ein Blick darauf nichts?«
Der Matrose schüttelte den Kopf.
»Du bist ein Esel, Henri«, meinte der Kapitän. »Wenn du dir die weiße Farbe wegdenkst, was
könnte dann darunter sein?«
»Ein brauner Rumpf.«
    »Ah, braun, kein brauner. Ein schwarzer. Und auf hoher See führt er rote Segel.«
    Der Mund des Matrosen stand weit offen. Es dauerte Sekunden, bis er erfaßt hatte, was für ein
Schiff da vor seinen Augen lag.
»Dieuxdonné«, hauchte er.
    »Du hast genug gestarrt. Weck jetzt die Mannschaft, sonst wird es zu spät.«
    Der Himmel hellte sich immer mehr auf. An Bord der anderen im Hafen liegenden Schiffe zeigten sich verschlafene Gestalten.
    Bei Musset wurde kein lautes Wort gesprochen. Unter Zeichen, die der Kapitän gab, wurden die Segel von den Rahen gerollt und in den Wind gestellt. Die Ankerkette quietschte, als man den schweren Anker einhievte. Dann setzte sich der Segler langsam in Bewegung.
    Unterdessen waren auf dem »Schwarzroten« die Kanonen klargemacht worden. Dieuxdonné wollte den Preußen zeigen, was es hieß, sich in Dinge zu mischen, die sie nichts angingen. Als Leons Schiff die Hafenausfahrt fast erreicht hatte, spien die Schlünde des »Schwarzroten« Qualm, Feuer und Kugeln.
    Drüben auf der »Mapeika« gingen die Segel in Fetzen, stürzte die Flagge vom Mast, wurde die Hütte des Rudergängers getroffen.
    Die Schiffsglocke läutete Alarm. Die Salve hatte den ganzen Hafen mobil gemacht. An Deck der Schiffe wimmelte es plötzlich von Menschen. Von droben her, wo die Seefestung lag, erschollen Trompetensignale. Die Soldaten rannten halbangezogen an die Geschütze und schwenkten sie ein; aber es war zu spät.
    Der weißgetünchte »Schwarzrote« und Léon de Mussets Schiff hatten das offene Meer erreicht.

    63

    Marina und der Pfeifer verließen fast zu gleicher Zeit ihre Kabinen. »Was gibt es?« fragte die Gräfin.
    »Ich weiß nicht mehr als Ihr. Ich hörte den Kanonendonner und zog mich sofort an. Kommt, wir wollen sehen.«
    Auch Tscham war bereits auf den Beinen. Señor Virgen, Ojo und Jardín standen schon an Deck. »Man hat die »Mapeika« überfallen, Señor Doktor«, rief Ojo.
    »Die »Mapeika«?« rief Michel zurück.»Ja. — Dort draußen schwimmen die Burschen.«
»Es waren mehrere?«
»Ein weißes Schiff und noch eins.«
»Also zwei.«
In diesem Augenblick rief Marina:
»Seht dort hinüber, Miguel, der Franzose ist weg!«
    Michel wandte seine Augen dem Liegeplatz von Léon de Mussets Schiff zu. Es war verschwunden.
    »Ich denke, Monsieur Musset ist eingesperrt«, wunderte sich Marina.
    »Das wird er auch sein. Vielleicht haben Piraten das Schiff

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