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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Euch auf der Straße mit
Dieuxdonné angesprochen hatte.«
»Auf welcher Straße, Mademoiselle?«
»Die vom »Adlon« zum Hafen führt. In Batavia.«
René wurde nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Berichtet«, sagte er kurz. »Was bringt Euch so aus der Fassung?«
    Sie glaubte, daß es das beste wäre, wenn sie ihre Erlebnisse der Reihe nach wiedergab. Sie sprach davon, wie sie zwei Tische weiter als der Holländer mit seinen Gesprächspartnern im blauen Salon gesessen, wie sie gehört und gesehen hatte, welche Pläne zur Vernichtung Dieuxdonnés in Gegenwart eben dieses Dieuxdonné, wie sie meinte, ausgetüftelt worden waren, wie sie hinausgegangen war, um in der Halle auf den vermeintlichen Dieuxdonné zu warten, und so weiter.
    René kaute an einem Stückchen Holz. Das Mahlen seiner Zähne war deutlich zu vernehmen. Seine Erregung wuchs im Lauf der Schilderung. Als sie geendet hatte, meinte er:
    »Ich glaube Euch jedes Wort, ja, selbst meine Gefangennahme. Wir werden noch in dieser Nacht auslaufen, um mich zu befreien. Die ganze Angelegenheit wäre zum Lachen, wenn sie nicht so fatal wäre. Weshalb sind diese Preußen eigentlich gegen mich? Was habe ich ihnen getan? Was geht sie Dieuxdonnés Kampf gegen die Reederei an? — Freilich, die Herrschaften aus Deutschland mischen sich immer in Dinge, die ihnen gleichgültig sein könnten. Sie haben sich seit je gern als Polizei aufgespielt. Nun, diesmal werden sie keine Freude daran haben.«
    »Der Kommandant dieses preußischen Geschwaders macht einen guten Eindruck«, sagte EllenRose. »Er blickt offen drein und hat ein ehrliches Gesicht.«
    »Oui, das haben sie alle. Ich kenne die Geschichten um den Marquis von Brandenburg. Er ist ein großer Feldherr, ein Philosoph und Staatsmann. Er hat unseren berühmten Voltaire an seinem Hof gehabt. Ich glaube, er ist jetzt schon tot, und ist wahrscheinlich ein feiner Mann gewesen; aber trotzdem sehe ich nicht ein, weshalb sich seine Leute um unsere Angelegenheiten in Niederländisch-Indien kümmern sollen. Allons, ich werde ihnen die Suppe versalzen. Euch, Mademoiselle, danke ich sehr. Ihr habt Euern Auftrag lobenswert ausgeführt.«
    Sie verzog die Lippen. Man konnte nicht recht sehen, ob es ein Lächeln sein sollte. Sie fragte: »So werdet Ihr mich nicht hängen?«
    »Oh, Mademoiselle«, rief er aus, »wo denkt Ihr hin! Eine so schöne Dame wie Euch hängen,
welcher Franzose könnte das?«
»Nun, Ihr wolltet es doch!«
»Keine Spur! Der einzige Tod für Euch wäre, totgeküßt zu werden.«
»Monsieur!« Ihre Augen funkelten.
Er verbeugte sich tief.
»Nicht jetzt, Mademoiselle, später, wenn Dieuxdonné frei ist und die Preußen außer Gefecht
gesetzt sind.«
Er verließ ihre Kabine und rief nach Pierre.
Der Bärtige kam.
    »Auf, mon ami, laß mein Schiff klarmachen. Wir segeln nach Batavia. Wir müssen Dieuxdonné aus dem Gefängnis holen. Mademoiselle Ellen-Rose hat gesehen, wie sie ihn eingesperrt haben.« Pierre machte zwar große Augen, seine Überraschung schien aber weniger der Tatsache zu gelten, daß Dieuxdonné von »Dieuxdonné« sprach, als vielmehr der Verhaftung.
    Es war noch nicht eine Stunde seit Ellen-Roses Ankunft vergangen, als der »Schwarzrote« aus der Bucht lief und der See zustrebte. Es herrschte ein rauher Wind. Und so kam der Segler schnell vorwärts.
    An Seilen befestigt, hingen die Leute außenbords. In den Händen hielten sie große, breite Pinsel. Die Kalkfarbe wurde in breiten Schichten an die Bordwände geschmiert.
    Der Tag graute noch nicht, da stand man bereits auf der Höhe von Batavia.

    62

    René stieg in ein Boot und ließ sich mit schnellen Schlägen an Land rudern. Dann hallten seine eiligen Schritte durch die nächtlichen Straßen. Er ging zum Hotel »Adlon«. Neben diesem lag ja — nach Ellen-Roses Beschreibung — das Wachlokal, in dem man Léon, seinen Doppelgänger, gefangenhielt.
    Dieuxdonné lockerte die Pistolen in seinem Gürtel. Mit leisen Sohlen schlich er die wenigen Stufen hinauf. Dann riß er mit plötzlichem Ruck die Tür auf und stand vor zwei verschlafen dreinblickenden Soldaten, die ihre Verblüffung nicht verbergen konnten.»Ich hoffe, ich habe euch nicht im Schlaf gestört, meine Herren?« sang er mit leiser Stimme, deren Drohung nicht mißdeutet werden konnte. Die bereit gehaltenen Pistolen unterstrichen noch seine wahren Absichten.
    »Wa — — was — — wollt Ihr, Mynheer?« fragte ein Sergeant.
    »Sorgt erst einmal dafür, daß Eure Leute nicht

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