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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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wach werden. Ich benutze Euch als Geißel. Wenn mir jemand droht, so habt Ihr ein Loch im Bauch.«
    Der Sergeant wollte, als treuer Soldat, diese Warnung nicht beachten. Seine Gestalt straffte sich,
und er meinte mit durchaus nicht gedämpfter Stimme:
»Ich verhafte Euch, Monsieur!«
    Einige der auf den Pritschen liegenden Männer rekelten sich. Der laute Ton der Stimme war in ihren Schlaf gedrungen, reichte aber nicht aus, um sie vollends aus dem Land der Träume in die Wirklichkeit zu befördern.
    Dieuxdonné stand mit einem Sprung bei dem Sergeanten und preßte ihm die Pistolenmündung auf den Bauch.
    »Ihr glaubt wohl, ich scherze, wie?« zischte er. »Los, gebt mir Monsieur de Musset heraus, sonst bekommt Ihr es mit dem wirklichen Dieuxdonné zu tun.«
    Jetzt erst warf der Soldat einen Blick auf das Gesicht des Eindringlings. Und da bemerkte er, daß
jener eine rote Augenklappe über dem linken Auge trug und ein mit Ruß geschwärztes Gesicht
aufwies.
Dem Sergeanten wurden die Knie weich.
Fester drückte sich der Lauf der Pistole in seine Bauchgegend.
»Na, wird's bald?«
    »Ich mache — — mache mich strafbar«, meinte der Sergeant mit ängstlich leise gehaltener Stimme, »wenn ich Mynheer de Musset herausgebe.«
    »Redet kein dummes Zeug. Ihr habt Euch strafbar gemacht, als Ihr ihn auf Geheiß einer Privatperson ohne Urteil und Beweis seiner Schuld festhieltet. Ich bin Dieuxdonné, und ich dulde nicht, daß andere an meiner Statt verhaftet werden, weil Ihr nie imstande sein werdet, den echten zu fangen. Nun los, heraus mit Monsieur de Musset!«
    Schwer atmend wandte sich der Sergeant dem neben ihm stehenden, zitternden Soldaten zu, einem ganz jungen Bürschchen noch, das wahrscheinlich bisher noch keine Kugel pfeifen gehört hatte.
    »Nimm die Schlüssel, Jan, und hol' den Eingesperrten heraus; aber leise, damit die anderen nicht wach werden.«
    Jan nickte. Dieuxdonné glaubte nicht, befürchten zu müssen, daß der Junge hinterhältige Gedanken habe. Er schien wahrscheinlich froh zu sein, wenn ihm niemand etwas tat.
    Rasch öffnete er die Tür, die auf den Zellengang führte.
    Der Mann mit der roten Augenklappe blieb unbeweglich stehen. Seine Blicke hielten den Sergeanten fest. Dieser rührte sich jedoch nicht.
    Dem Seeräuber wurde das sture Benehmen des Sergeanten zuviel. Er machte mit dem Lauf der Pistole eine Bewegung zur offenen Tür hin und sagte leise:
    »Los, folgt dem Soldaten. Oder meint Ihr, ich würde allein nachgehen und Euch die Möglichkeit lassen, inzwischen die ganze Wache zu wecken?«
    Widerstrebend gehorchte der Sergeant. Als sie den Gang betraten, hörten sie weiter unten schon das Klirren eines Schlüsselbundes. Dann quietschte eine Tür in den Angeln.
    Jan stand vor der offenen Zelle und leuchtete mit einerLaterne hinein. Es rührte sich nichts darin. Erst als Dieux-donné und der Sergeant näher kamen, arbeitete sich unter einem Haufen alter Decken eine Gestalt hervor und blinzelte ins Licht.
    »Mon Dieux«, hörte man sagen, »lassen Sie mich nicht schlafen einmal in die Nacht! Was wollen Sie?«
    Der Sergeant und Jan blieben stumm. Dieuxdonné sagte auf französisch:
    »Besinne dich nicht lange, mon ami. Noch steht die Tür zu deiner Freiheit offen; aber ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand andauern wird. Voilà, eil dich!«
    Der Gefangene horchte beim Klang dieser Stimme überrascht auf.
    Ein Ruf drängte sich von seinen Lippen; aber er unterdrückte ihn. Einen Augenblick später stand er neben dem Befreier. Jan und der Sergeant erhielten einen Stoß und taumelten in die Zelle. Der Schlüsselbund drehte sich, und sie waren gefangen.
    »Vite, vite«, sagte Dieuxdonné und stürmte, des Geräusches seiner Schritte nicht achtend, den Gang entlang durch die Wachstube.
    Der eine oder andere der auf den Pritschen liegenden Soldaten wurde langsam wach; aber seine Augen reagierten nicht schnell genug, um die Flucht der beiden wahrzunehmen.
    Dieuxdonné und der Befreite hatten die Straße erreicht und rannten hinunter zum Hafen. Mit
einem Satz waren sie im Boot.
Im Osten graute schon der Morgen.
    Auf den drei Schiffen, der »Trueno«, der »Mapeika« und der »Dimanche«, erwachte das erste Leben. Auf der »Trueno« bemerkte ein Wachtposten voller Erstaunen ein mit hastigen Ruderschlägen getriebenes Boot, das jenem
    weißen Schiff zuzustreben schien, das draußen vor dem Hafen lag. Dieses Schiff hatte volle Segel gesetzt und schien nur darauf zu warten, im nächsten Augenblick auf die

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