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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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draußen waren zwanzig Mann, auf Jez’ Seite hingegen nur drei. Zwei, wenn man Harkins nicht mitzählte, und das konnte man eigentlich nicht. Sie schaute auf ihre Taschenuhr und fluchte.

    Sie konnten nicht durchhalten. Nicht gegen diese Übermacht.
    Silo kauerte rechts von ihr hinter einer Barrikade und zielte am Lauf eines Gewehrs entlang. Er feuerte zweimal auf etwas, was Jez nicht sehen konnte. Die Antwort bestand in einer Salve, die das Holz ein paar Zentimeter von seinem Gesicht entfernt splittern ließ.
    Der von ihnen gewählte Standort wies einen unvorhergesehenen Nachteil auf. Am Rand des Landeplatzes befand man sich zugleich in der Nähe der Laternenpfähle, die ihn wegen des Luftverkehrs säumten. Ihre Angreifer hingegen hatten den Landeplatz überquert und nahmen sie aus dessen Zentrum heraus, wo es am dunkelsten war, unter Beschuss. Das Personal des Landeplatzes – diejenigen, die mit Scheinwerfern geeignete Stellen für landende Flugmaschinen ausleuchteten – war beim Ausbruch des Kampfes geflohen, vermutlich, um die Miliz zu holen.
    Jez machte sich keine großen Hoffnungen. Sie bezweifelte, dass durch diese zerstörten Gassen rasch genug Hilfe kommen würde. Außerdem war die Verhaftung durch die Miliz ein ebenso sicheres Todesurteil. Sie würden als Flüchtlinge identifiziert und gehenkt werden.
    Jez fragte sich insgeheim, ob sie das überleben würde.
    Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf. Kümmere dich um die Dinge, mit denen du fertig werden kannst.
    »Silo!«, zischte sie. »Die Lampen!« Sie deutete mit dem Daumen auf die Laternenpfähle.
    Silo verstand. Er drehte sich um, lehnte sich an die Fässer und schoss die nächste Laterne aus. Jez übernahm eine andere. In kurzer Folge zerstörten sie alle Laternen in der Nähe, und schon war es um die Ketty Jay herum ebenso dunkel wie dort, wo sich die Angreifer befanden.

    Aber die Ablenkung hatte Drackens Leuten erlaubt, sich näher heranzuschleichen. Selbst auf einem ruhigen Hafengelände wie diesem gab es Versteckmöglichkeiten. Luftfahrzeuge mussten aufgetankt und neu beladen werden, und das bedeutete, dass immer irgendetwas herumstand, sei es ein abgestellter Traktor, der Frachtgut zog, ein paar kleine, verrostete Lagerschuppen oder ein Anhänger voller leerer Prothan-Fässer, der darauf wartete, weggebracht zu werden.
    Überall war Bewegung. Aus jeder Richtung konnte ein Schuss fallen. Früher oder später würde irgendwas durchkommen.
    Harkins jammerte in der Nähe vor sich hin. Silo befahl ihm, still zu sein. Sie schaute erneut auf ihre Taschenuhr. Pest und Verderben, das sah übel aus. Sie hatten nicht mit zwanzig Mann gerechnet. Zehn hätten sie abwehren können. Vielleicht.
    Etwas schlitterte über den Landeplatz, ein helles Flirren im Dunkeln. Jez brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, was es war. Dynamit.
    »Runter!«, schrie sie, und schon explodierte die Stange. Die Erschütterung war so heftig, dass die Luft gegen ihre Ohren schlug. Die Fässer murmelten und klapperten unter dem Angriff, aber die Stange war nicht weit genug geworfen worden. Drackens Leute waren zu weit entfernt, um sie über die Barrikaden zu bekommen. Aber nicht mehr lange, dann würden sie es schaffen.
    Sie schaute zur Ketty Jay zurück, die wie ein Berg über ihnen aufragte. Die Laderampe war offen und lockte sie ins Innere. Sie dachte daran, was Harkins beim ersten Anblick von Drackens Leuten vorgeschlagen hatte. Wie lange konnten sie im Innern des Schiffes ausharren? Wie viel Schaden würde eine Dynamitstange bei der Ketty Jay anrichten?

    Natürlich war es möglich, dass Drackens Leute noch viel mehr Dynamit hatten. Und viele Dynamitstangen konnten viel Schaden anrichten.
    Sie hob den Kopf und schaute über die Fässer hinaus, wurde jedoch von einer Salve von Kugeln, die aus allen Richtungen kamen, wieder in Deckung getrieben. Panik flatterte in ihrem Bauch. Sie würden sie am Boden festnageln und sich immer näher heranschleichen, bis sie Dynamit über die Barrikade werfen konnten. Es waren zu viele, als dass man sie aufhalten konnte.
    Und dann spürte sie die fast unmerkliche Verwandlung. Es ging jetzt auf natürlichere Weise vonstatten, wie ein leichter Stoß durch eine unsichtbare Membran: ein ganz leiser Widerstand, dann ein Sichöffnen. Sie glitt woandershin, mühelos wie ein Gedanke.
    Die Welt veränderte sich. Die Dunkelheit war immer noch dunkel, schränkte ihr Sehvermögen aber nicht mehr ein. Sie spürte sie jetzt: achtzehn Männer, zwei

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