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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Leichtes gewesen, einen dämonischen Dietrich herzustellen. Er steckte ihn ins Schloss, konzentrierte sich, formte in der Stille seines Geistes einen mentalen Akkord und weckte den Dämon, der in den Schlüssel gebannt war. Seine Finger wurden taub, als der Dämon ihm die Kraft aussaugte. Obwohl er klein war, hatte er Hunger, und man musste schon ein geübter Dämonist sein, um mit ihm fertigzuwerden.

    Der Dämon streckte unsichtbare Beeinflussungsranken aus, sondierte das Schloss, liebkoste die Hebel und Zuhaltungen. Dann drehte sich der Schlüssel abrupt, und die Tür war offen.
    Malvery klopfte Crake auf die Schulter. »Gut gemacht, Kumpel«, grinste er. Crake wurde es seltsamerweise warm ums Herz. Dann hörte er die fernen dumpfen Schläge durch die Delirium Trigger hallen, und Bess fiel ihm wieder ein.
    »Bringen wir’s hinter uns«, sagte er, und sie gingen hinein.
    Drackens Kabine war fleckenlos sauber, aber die Kombination von Messing, Eisen und dunklem Holz verlieh ihr eine schwere, bedrückende Atmosphäre. Ein Bücherregal nahm eine ganze Wand ein, eine Mischung aus Literatur, Biografien und Navigationshandbüchern, durchsetzt von glänzenden Schmuckobjekten aus Kupfer. Einige Titel waren in samarlanischer Sprache verfasst, stellte Crake fest. Er sah Die Sängerin und der Singvogel und Über die Beherrschung unserer Sphäre, zwei große Werke der samarlanischen Meister. Er merkte, wie ihn eine unerwartete Bewunderung für eine Piratin erfasste, die solche Sachen las – beziehungsweise überhaupt lesen konnte.
    Pinn und Malvery waren schnurstracks zum Schreibtisch auf der anderen Seite der Kabine gegangen. Er stand vor einem schrägen Fenster aus verstärktem Windglas. Das Licht aus dem Hangar ergoss sich auf ordentlich ausgebreitete Karten und ein wertvolles Schildpatt-Schreibset. Vor Crakes geistigem Auge erstand plötzlich ein Bild von Dracken, wie sie nachdenklich aus diesem Fenster auf ein Wolkenmeer schaute, während ihr Schiff hoch am Himmel dahinflog.
    Pinn durchwühlte die Karten, verstreute sie überall und ruinierte damit Crakes Tagtraum. »Nichts«, sagte er.
    Malverys Blick war auf einen länglichen, schmalen Kasten
auf einem Bord in der Nähe des Schreibtischs gefallen, der mit einem Vorhängeschloss versehen war. »Crake!«, rief er, und den Dämonist kam mit seinem Dietrich zu ihm. Das Schloss war komplizierter als jenes in der Kabinentür, aber schließlich konnte es dem Schlüssel nicht standhalten.
    Der Kasten war mit zusammengerollten Karten gefüllt. Auf ihnen lag ein Gerät, das wie ein großer Kompass aussah. Malvery reichte Crake den Kompass und begann dann, zusammen mit Pinn die Karten durchzusehen. Crake horchte auf die dumpfen Schläge, die aus den Tiefen der Delirium Trigger kamen, während er Malverys Fund untersuchte.
    Der Kompass war so groß, dass Crake ihn kaum in einer Hand halten konnte. Bei näherer Untersuchung stellte sich zudem heraus, dass es gar kein Kompass war. Das Gerät besaß keine Markierungen für Norden, Süden, Westen und Osten, dafür hatte es vier Nadeln statt einer, alle von gleicher Länge und nummeriert. Zusätzlich gab es acht winzige, paarweise angeordnete Ziffernsätze, die jeweils auf einer rotierenden Walze mit den Ziffern von null bis neun saßen. Diese festen Paare waren ebenfalls von eins bis vier nummeriert, vermutlich passend zu den Nadeln. Die Nadeln zeigten alle in dieselbe Richtung, ganz gleich, wohin er das Gerät drehte, und die Walzen standen alle auf null.
    »Ich glaube, wir haben sie gefunden!«, sagte Malvery. Er nahm sämtliche Karten aus dem Kasten und steckte sie unter seinen abgetragenen Pullover, dann sah er Crake an. »Ist es das Gerät, hinter dem du her warst?«
    »Ich glaube schon.«
    Crake zweifelte kaum daran, dass das geheimnisvolle Gerät in seiner Hand jenes war, das Thade erwähnt hatte. Die Seltsamkeit des Kompasses und die Tatsache, dass er in demselben Kasten gelegen hatte wie die Karten, genügten ihm.

    »Wir sollten …«, setzte er an, doch dann sah er eine Bewegung in der Türöffnung und hörte das laute Krachen eines Schusses.
    Malvery hatte es ebenfalls gesehen: ein Mitglied der Crew, ein schwarzhaariger, ungepflegter Bursche, der von den Stimmen und der offen stehenden Kabinentür angelockt worden war. Beim Anblick der Eindringlinge hatte er hastig seine Waffe gezogen und geschossen. Der Doktor wich so schnell zur Seite aus, dass die Kugel nur seine Schulter streifte.
    Unmittelbar nach dem ersten Schuss

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