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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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sagen Sie’s ihm einfach.«
    »Eins«, zählte Macarde.
    Crake sah den Fremden zu seiner Rechten mit flehendem Blick an. Kein Zweifel, es war dieselbe Person. Da waren dieselben auf wölfische Weise attraktiven Züge, dasselbe ungekämmte schwarze Haar, dieselbe schlanke Gestalt unter dem langen Mantel. Aber das Funkeln in seinen Augen war erloschen. Von dem schnellen, schalkhaften Lächeln, das normalerweise in seinen Mundwinkeln lauerte, war keine Spur mehr zu sehen.
    Er würde nicht nachgeben.
    »Zwei.«
    » Bitte«, flüsterte er. Aber Frey wandte bloß den Blick ab.
    »Drei.«
    Macarde hielt mit dem Finger am Abzug inne und wartete auf eine Intervention im letzten Moment. Sie blieb aus.
    Klick.
    Crakes Herz machte einen so heftigen Satz, dass es wehtat. Er schnappte nach Luft. Sein Mund war klebrig, er zitterte am ganzen Leib und verspürte einen kaum bezähmbaren Drang, sich zu übergeben.
    Du Dreckskerl, dachte er. Du innerlich verrotteter Dreckskerl.
    »Hätte nicht gedacht, dass du das durchhältst, Frey«, sagte Macarde mit einem Anflug von Bewunderung. Er steckte den Revolver wieder in ein Halfter irgendwo inmitten des Sammelsuriums abgewetzter Jacken, die er trug. »Du würdest ihn lieber sterben lassen, als die Ketty Jay aufzugeben? Das ist aber gar nicht nett.«
    Frey zuckte die Achseln. »Er ist bloß ein Passagier.« Crake verfluchte ihn unterdrückt.

    Macarde marschierte im Lagerraum auf und ab, während ein rattengesichtiger Gorilla die Gefangenen mit vorgehaltenem Entermesser in Schach hielt. Die anderen beiden Gorillas standen im Schatten: ein Schrank von einem Kerl mit kahl geschorenem Schädel und ein Mann mit Hängeaugen, der eine schmuddelige Strickmütze trug. Einer bewachte den einzigen Ausgang, der andere lehnte an einem Fass und untersuchte dabei müßig eine Unterhebelrepetierflinte. Unten waren ein Dutzend weitere von ihrer Sorte.
    Crake zermarterte sich das Hirn nach einer Fluchtmöglichkeit. Trotz des Schocks und seines Dröhnschädels zwang er sich, vernünftig nachzudenken. Er war immer stolz auf seine Disziplin und Selbstbeherrschung gewesen, was die Demütigung der letzten Minuten nur umso unerträglicher machte. Er hatte sich eingebildet, dass es ihm gelingen würde, im Angesicht des Todes ein wenig mehr Würde zu bewahren.
    Man hatte ihnen die Hände gefesselt und sie entwaffnet. Die Pistolen waren ihnen abgenommen worden, als man sie im Wirtshaus gefunden hatte, wo sie betrunken am Tisch schnarchten. Macarde hatte sich Freys wunderschönes Entermesser genommen – mein Entermesser, dachte Crake erbittert. Jetzt hing es aufreizend am Gürtel des Schmugglers. Crake bemerkte, dass Frey das Entermesser nicht aus den Augen ließ.
    Was wohl aus Malvery und Pinn geworden sein mochte? Offenbar waren sie nachts woandershin gegangen, um ihre Zechtour fortzusetzen, und hatten ihre Kameraden schlafen lassen. Es war einfach Pech, dass Macarde sie gefunden hatte, ausgerechnet in dieser Nacht. Nur ein paar Stunden später hätten sie die Hafenstadt verlassen und wären weg gewesen. Stattdessen hatte man sie nach oben geschleift –
mit einer kurzen Pause, damit Crake sich auf die Füße kotzen konnte – und in diesen klammen Lagerraum verfrachtet, wo sie ein anonymer, erbärmlicher Tod erwartete, wenn Frey die Zünd-Codes für sein Luftschiff nicht herausrückte.
    Ich könnte tot sein, dachte Crake. Dieser Hurensohn hat keinen Finger gerührt, um es zu verhindern.
    »Hör mal«, sagte Macarde zu Frey. »Regeln wir das doch wie Geschäftsleute. Wir beide kennen uns schon lange. Haben etliche Male zusammengearbeitet, stimmt’s? Und obwohl ich mich im Lauf der Jahre an eine gewisse Schlampigkeit bei dir gewöhnt habe – verspätete Lieferung, Fracht, die nicht ganz das Versprochene war, und solche Sachen –, hast du mich nie glattweg übers Ohr gehauen. Jedenfalls bis jetzt.«
    »Was soll ich dazu sagen, Macarde? Es war nicht so geplant. «
    »Ich möchte dich nicht töten, Frey«, erklärte Macarde in einem Ton, der das Gegenteil besagte. »Ich möchte nicht mal diese milchbärtige kleine Schwuchtel neben dir kaltmachen. Ich will nur, was mir gehört. Du schuldest mir ein Luftschiff. Ich nehme die Ketty Jay.«
    »Die Ketty Jay ist so viel wert wie fünf von deinen Kähnen.«
    »Tja, betrachte die Differenz als den Preis dafür, dass ich dir nicht die Eier abschneide und sie dir in die Ohren stopfe.«
    »Das ist fair«, räumte Frey ein.
    »Dieses Aerium, das du mir angedreht hast, war

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