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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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einem fast die Ohren be-täubte:
    »Alle Offiziere zu mir…! Sofort!«
    Der Offiziersstab an Bord nahm etwas perplex dieses schroffe Benehmen zur Kenntnis. Das war man nicht
    gewohnt von einer Frau, die ihre Gefühle stets im Zaum hielt. Aber alle reagierten ähnlich, als sie von dem Le-pradorf hörten.
    »Potzblitz…!«
    »Verdammt…!«
    »Teufel noch mal…!«
    »Erst die Pest und jetzt die Lepra.«
    »Und an denen müssen wir unbedingt vorbei?«
    Stumm blickte Celeste Yadiyadiara an, die überzeugt nickte.
    »Der Fluß bildet einen großen See, aber das Dorf liegt am nördlichen Zufluß. Das macht auch Sinn, denn dort sammeln sich in den Akadjas die Fische, die stromab-wärts schwimmen.«
    »Was ist eine Akadja?« wollte Miguel Heredia wis-
    sen.
    »Eine Falle aus großen Ästen, die man spiralförmig in den Seegrund steckt. Die Fische geraten hinein und
    schwimmen im Kreis, ohne einen Ausgang zu finden.
    Sind die Fallen voll, dann schließt man sie und zieht sie hoch. Auf diese Weise überleben auch kraftlose Kranke.« Sie stieß einen sorgenvollen Seufzer aus: »Das Problem liegt darin, daß wir einige der Hütten zerstören werden, wenn wir mit unseren riesigen Schiffen daran vorbeifahren.«
    »So nahe liegen sie am Wasser?«
    »Sie liegen nicht am Wasser, sondern im Wasser. So
    vermeidet man die Angriffe wilder Tiere.« Die Eingeborene sah sie der Reihe nach an und fügte hinzu: »Die Leprakranken wissen sehr wohl, daß sie von den Menschen nichts zu fürchten haben, aber Krokodile und
    Löwen fressen sie ebenso leicht wie alle übrigen Sterb-lichen.«
    »Und werden die nicht krank?«
    Etwas perplex schaute die gute Frau Hauptmann San-
    cho Mendana an, der diese absurde Frage gestellt hatte.
    Einige Augenblicke lang schienen ihr die Worte zu fehlen.
    »Bis heute habe ich noch keinen aussätzigen Löwen
    gesehen«, bekannte sie schließlich. »Allerdings sind mir in meinem ganzen Leben überhaupt nur vier unter die Augen gekommen. Warum fragt Ihr?«
    »Weil ich gehört habe, daß man nicht genau weiß, wie die Lepra übertragen wird, und da habe ich mir gedacht, wenn man aussätziges Fleisch ißt…«
    »Sancho, bitte!«
    »Was ist los?«
    »Die Situation ist schon heikel genug. Da brauchen
    wir uns nicht noch an morbiden Details zu weiden«,
    befand Celeste Heredia. »Was zählt, ist, wie wir es der Besatzung beibringen, ohne daß die das Weite sucht.«
    »Am besten sagen wir gar nichts«, urteilte Arrigo
    Buenarrivo.
    »Sie werden es auf jeden Fall erfahren.«
    »Wie denn?« fragte der Venezianer. »Daß einer Lepra hat, sieht man nur aus nächster Nähe, und ich bin sicher, wenn wir in diese Lagune hineinfahren und einige Kanonen abfeuern, dann laufen die wie die Hasen und verstecken sich im tiefsten Urwald. In diesem Augenblick fahren wir vorbei, und damit hat es sich.«
    »Und zerstören dabei ihre Hütten?« wollte der Eng-
    länder Reuter wissen. »Das finde ich nicht in Ordnung.
    Überhaupt nicht in Ordnung.«
    »Ich auch nicht, aber ich garantiere dir, wenn wir ihnen als Entschädigung Stoffe, Töpfe, Macheten und
    Spiegel dalassen…« Der kleine Kapitän zögerte einen Augenblick und lächelte ein wenig: »Na schön, Spiegel nicht gerade, aber dafür Bier, Essen, Teller und alles, was wir sonst noch so an Bord haben und was sie anderweitig nie bekommen würden. Ich glaube, die wer-
    den nicht groß jammern, daß wir ihnen dafür einige
    Hütten zerstören.«
    »Keine schlechte Idee«, gab der Engländer zu. »Mir
    an ihrer Stelle würde der Tausch gefallen.«
    Sie sahen sich schweigend an, und schließlich wandte sich das Mädchen an Yadiyadiara.
    »Was hältst du davon?« wollte sie wissen.
    Die gute Frau stimmte mit einem breiten Lächeln zu.
    »Jeder Afrikaner, ob aussätzig oder nicht, kann eine Hütte bauen. Aber für jeden Afrikaner, aussätzig oder nicht, sind die meisten dieser Objekte wahre Schätze.«
    Sie wies auf den schweren Vorhang an der hinteren
    Wand, der mit Goldbrokat bestickt war. »Für den allein würden die Frauen meines Dorfes drei Hütten errichten, und du könntest ihnen dabei eine Hand auf den Rücken binden.«
    Celeste Heredia nickte mehrmals. Was die Eingebore-
    ne sagte, überzeugte sie.
    »Einverstanden«, beendete sie die Diskussion. »Wir
    werden ihnen einen tüchtigen Schrecken einjagen, aber dafür sorgen wir, daß sie sich an den Tag, an dem wir bei ihnen vorbeigekommen sind, als an den glücklich-sten ihres Lebens erinnern werden.«
    Am nächsten Morgen tauchte

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