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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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die Sebastian in der La-
    gune auf, gab einige Warnschüsse ab, und wie erwartet stoben die Einwohner des elenden Dorfs in Panik in
    den tiefsten Urwald davon, den sie erst wieder verlie-
    ßen, als sie ganz sicher waren, daß von den »weißen Teufeln« und ihren ungeheuerlichen »schwimmenden
    Häusern« nichts mehr zu sehen war.
    Aber als sie nach und nach zurückkehrten, entdeckten sie, daß sich zum ersten Mal in ihrem bitteren Leben, in dem es nur Elend und Schmerz zu teilen gab, die Götter der Güte und des Überflusses an sie erinnert hatten, denn das Flußufer war völlig bedeckt mit den schönsten und prachtvollsten Dingen, von denen sie je geträumt hatten. Dazu gab es alle möglichen Leckereien aus der Bordküche und drei Fässer dunkles Bier, mit denen
    man fröhlich den unerwarteten Besuch feierte.
    Männer, Frauen und Kinder, die sich die Wunden mit
    Lumpen bedeckten und Tag für Tag nichts anderes als den ewig gleichen gegrillten Fisch aßen, sahen sich plötzlich als Besitzer von meterlangem rotem Tuch,
    Kasserollen, Messern, Äxten, Macheten und Körben
    voller Kekse, Käse, Dörrfleisch und sogar Krügen mit einem süßen Kompott, das sie vorher nicht gekannt
    hatten.
    Und an Bord der Schiffe waren rauhe Männer zum er-
    sten Mal seit langer Zeit stolz auf sich selbst und über das Scherflein, das jeder von ihnen zur Freude der
    freudlosesten Geschöpfe dieser Erde beigetragen hatte.
    An diesem Nachmittag änderte der Spottsänger sein
    Lied.
    »Männer an die Ruder!«
    »Männer an die Ruder!«
    »Rudert, Süßwassermatrosen!«
    »Rudert, Süßwassermatrosen!«
    »Ist der Arm auch noch so müde!«
    »Ist der Arm auch noch so müde!«
    »Hüpft uns doch das Herz vor Freude!«
    »Hüpft uns doch das Herz vor Freude!«
    Die Schiffe rührten sich.
    »Wir suchen diesen Hurensohn!«
    »Wir suchen diesen Hurensohn!«
    »Und den, der ihn zum Teufel schickt!«
    »Und den, der ihn zum Teufel schickt!«
    Immer stärker schlugen die Ruder im Takt.
    »Unsere Silberdame…!«
    »Unsere Silberdame…!«
    »Wird’s ihm geben…!«
    »Wird’s ihm geben…!«
    Er machte eine lange Pause, in der alle amüsiert lachten und gespannt warteten.
    »Sein gottverfluchtes Herz…!«
    »Sein gottverfluchtes Herz…!«
    »Oder ‘ne traurige Dublone…!«
    Man hörte Rufe, Pfiffe und Proteste, aber die gute
    Laune hielt sich, bis der alte Malteser plötzlich auf-sprang und auf einen Punkt vor sich zeigte. Sofort ließ man die Ruder fahren, und alles blieb mucksmäuschen-still, um das Schauspiel vor ihren Augen zu betrachten.
    Eine Herde mit über vierzig Elefanten tollte am Fluß-
    ufer. Ein mächtiger Bulle mit riesigen Stoßzähnen
    schüttelte die Ohren und trompetete, während er ge-
    räuschvoll einen Haufen nach dem anderen auf die Erde fallen ließ. Das sollte wohl die Eindringlinge davon abhalten, seine zahlreiche Familie zu belästigen.
    Über eine Stunde regte sich kein Mensch. Alles be-
    wunderte die prächtigen Tiere, von denen man schon so viel gehört hatte, die aber noch keiner, auch nicht im Traum, aus solcher Nähe gesehen hatte. Als der große Elefantenbulle schließlich kehrtmachte und im Dickicht verschwand, gefolgt von seiner gesamten Herde, beschloß Celeste, daß es an der Zeit war, die Anker zu werfen, um an dieser Stelle die Nacht zu verbringen.
    Der Tag war unvergeßlich gewesen, und in der Nacht
    schlief kaum einer. Wie aufgeregte kleine Jungen kommentierten sie die vielen Überraschungen des Tages.
    Am nächsten Mittag erblickten sie schließlich den
    großen Fluß, weit, tief und majestätisch: den wunderbaren Niger, von dem man annahm, daß er sich an einem fernen Ort, weit jenseits der Wüste, mit dem mythischen Nil vereinte, der an den Pyramiden vorbeifloß und ins Mittelmeer mündete.
    »Ein Fluß kann nicht in zwei Richtungen zugleich
    fließen«, befand Gaspar Reuter überzeugt. »Entweder fließt er nach Norden oder nach Süden.«
    »Und wenn die beiden am selben Ort entspringen?«
    wollte Sancho Mendana wissen. »Stell dir nur einen
    riesigen See mit zwei Abflüssen vor. Der eine fließt nach Norden und bildet den Nil, der andere fließt nach Süden bis hierher. Wenn wir seinem Lauf folgen, werden wir diesen See überqueren und bis nach Ägypten
    kommen.«
    »Absurd!«
    »Abermöglich!«
    »Trotzdem absurd!«
    Die Diskussion war lang und hitzig. Keiner der beiden Streithähne wollte nachgeben, also mußte Celeste Heredia eingreifen.
    »Wir sind nicht gekommen, um das Landesinnere

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