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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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seines Ruhms und seiner Macht befand, war
    ein idiotisches Schiff dabei, seinem Reich ein Ende zu setzen, nur weil es seine wichtigsten Nachschubwege blockierte.
    Und der Mulatte wußte besser als jeder andere, daß
    ohne die gefürchtete, moderne und mächtige europäi-
    sche Bewaffnung seine Macht wie Wachs in der Sonne
    dahinschmelzen würde.
    »Aber warum tun sie das?« fragte er ein weiteres Mal und wandte sich an den Schotten MacLean, den der
    Mangel an Munition ebenfalls außerordentlich beunruhigte. »Was wollen die denn?«
    »Den Handel mit Sklaven beenden«, lautete die Ant-
    wort.
    »Aber warum? Es sind doch nicht einmal Schwarze.«
    »Offensichtlich gibt es Weiße, denen es nicht paßt, daß andere Menschen Sklaven sind«, kommentierte
    sein Gegenüber und strich sich den karierten Rock
    glatt, was er stets zu tun pflegte, wenn er ungeduldig wurde. »Nicht einmal Schwarze.«
    »Das gibt’s doch nicht«, behauptete der Mulatte überzeugt. »Nur ein Sklave kann vernünftigerweise gegen die Sklaverei sein. Es muß ein anderes Motiv geben.«
    Aber sosehr er auch suchte und fragte, er fand keine überzeugende Antwort auf die Tatsache, daß es gewissen Menschen nicht im geringsten gefiel, die Herren über Leben und Freiheit anderer Menschen zu sein.
    Schon gar nicht, wenn es Schwarze waren.
    Das stimmte nicht mit dem überein, was er als Kind
    gesehen und gelernt hatte, und die Tatsache, daß er es nicht verstehen konnte, versetzte ihn in Rage.
    Yadiyadiara hatte ihren Vater, ihren Ehemann, drei
    Brüder, drei Söhne und zahllose Verwandte an die
    Sklavenhändler verloren.
    Wenn ein geliebtes Wesen stirbt, hinterläßt es eine große Leere und einen tiefen Schmerz, der nur langsam vergeht. Wenn man aber weiß, daß dieses geliebte Wesen sehr weit fort ist und vielleicht Schlimmeres erdulden muß als den Tod, weil man es alle Qualen der Hölle erleiden läßt, dann wird aus Leere und Schmerz eine dumpfe Wut, ein verzweifeltes Gefühl der Ohnmacht. Am liebsten würde man dem Menschen, der an
    diesem Unrecht die Schuld trägt, die Augen ausreißen und die Haut in Streifen abziehen.
    Als die Sklavenjäger das erste Mal ihr Dorf verwü-
    steten, um ihren Vater und ihren ältesten Bruder zu verschleppen, da zählte Yadiyadiara sieben Jahre. Beim zweiten Mal war sie kaum zwölf Jahre alt, doch da ver-gewaltigte man sie schon und ließ sie schwanger zu-
    rück. Von nun an verging kaum ein Sommer, in dem
    nicht die Männer von Mulay-Ali ihrer elenden Siedlung einen routinemäßigen Besuch abstatteten. Ein Dorf war das nicht mehr, denn dort lebten nur noch einige ausgehungerte Greise, erschöpfte Frauen und abgemagerte
    Kinder, die bei früheren »Routinebesuchen« gezeugt
    worden waren.
    Der jahrhundertelange Sklavenhandel auf dem
    Schwarzen Kontinent hinterließ nicht nur bittere Erinnerungen im Gedächtnis derer, die ihn erdulden muß-
    ten. Schlimmer war noch, daß aus dem grausamen Un-
    recht langsam Gewohnheit wurde, eine Lebensweise,
    die Millionen von Menschen zu akzeptieren hatten, so normal und selbstverständlich wie Krankheit und Tod.
    Nur Kinder, Alte, Krüppel oder Sieche blieben vom
    Ebenholzhandel verschont, allerdings nicht von den unendlichen Leiden, die dieses »Geschäft« verursachte.
    Denn ohne Männer, die jagten, fischten oder das Land bestellten, war der Rest der Gemeinschaft unweigerlich zum Hunger verdammt.
    Eine soziale Organisation, deren wichtigste Arbeitskraft immer schneller dahinschmolz, mußte zwangs-
    läufig ins Elend führen. Die Felder, die man in Jahren urbar gemacht hatte, trugen keine Früchte mehr, die Be-wässerungskanäle, die man über Generationen hinweg
    angelegt hatte, verfielen, und die Herden, die von Vater zu Sohn gewachsen waren, weideten nicht mehr. Damit ging die Arbeit von Jahrhunderten verloren.
    Die zurückgebliebenen Alten hatten nicht mehr die
    Kraft, die Felder zu pflügen, gleichzeitig aber auch keine Knaben mehr, denen sie es beibringen konnten. Zur gleichen Zeit ging den Knaben, die man fern ihrer
    Heimat verschleppt hatte, der weise Rat der Alten verloren: Das tiefe Wissen, das ihr Volk im Lauf der Zeit angesammelt hatte, wurde nicht mehr übermittelt.
    Eine Kette zerbrach.
    Paradoxerweise sprengten die Ketten der Sklaverei
    das, was eine Generation mit der nächsten verband.
    Jahrhunderte unaufhörlicher Razzien schwächten in
    weiten Teilen Afrikas die traditionellen Kulturen so sehr, daß sie schließlich fast ganz verschwanden.
    Fertigkeiten,

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