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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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einfach funktionieren!«
    Als er feststellte, daß der zweite Schuß fast eine halbe Meile weiter ging als der erste, machte er Luftsprünge und stimmte eine Art Triumphmarsch an, bei dem er
    lärmend mit den nackten Füßen auf das Deck trommel-
    te.
    »Ich bin ein Genie!« wiederholte er immer wieder.
    »Einfach ein Genie!«
    Caspar Reuter, der ihn vom Achterkastell aus betrachtete, kommentierte gleichmütig:
    »Du weißt ja, daß es gefährlich ist, sich vor Anbruch der Dunkelheit zu besaufen. Offenbar kriegst du gerade einen Sonnenstich, und du solltest damit nicht scher-zen.«
    »Mach dich nur lustig…!« lautete die Antwort. »Mal
    sehen, wie du dreinschaust, wenn meine >Feuerspuk-ker< hohle Granaten abschießen…«
    Zwei Tage später kehrte Pater Barbas zurück. Er war fast eine Woche mit seiner von ihm unzertrennlichen Eingeborenentruppe vorausmarschiert und sah aus, als hätte er drei Nächte kein Auge zugetan.
    »Wir sind bis zum einen Fort gelangt, das genau am
    Übergang zwischen Urwald und Savanne liegt«, war
    das erste, was er sagte. »Ab dort beginnt der Herr-
    schaftsbereich von Mulay-Ali. Wie es scheint, hat er ein halbes Dutzend ähnlicher Festungen am Fluß entlang errichtet. Die meisten Männer dieser Garnisonen sind vom Stamm der Yoruba, daher behandeln sie die
    Frauen der Region, die vom Stamm der Ibo sind,
    schlimmer als Schweine. Ibos und Yorubas sind sich
    schon seit ewigen Zeiten spinnefeind. Ibos brachten es fertig, in einer einzigen Nacht gut und gerne tausend Yorubas zu verspeisen.«
    »Zu verspeisen?« entsetzte sich Miguel Heredia.
    »Wollt Ihr uns weismachen, daß sie Kannibalen wa-
    ren?«
    »Von wegen >waren<…«, korrigierte der Ex-Jesuit.
    »Sie sind es immer noch. Benin liegt nur etwa acht Tagesmärsche entfernt und war schon immer eine Hoch-
    burg des Kannibalismus. Nicht, daß sie es aus reiner Notwendigkeit tun, weil sie satt werden müssen. Es
    handelt sich vielmehr um ein Ritual. Die Ibos glauben, wenn sie einen Yoruba verschlingen, dann kann kein
    anderer Yoruba sie mehr töten, denn er würde ja gewissermaßen teilweise einen von seinem eigenen Stamm
    umbringen.«
    »Was für eine Barbarei!« knurrte Mendana. »Das erinnert mich an die karibischen Inselbewohner, von denen mir mein Großvater erzählt hat.«
    »Wir konnten es damals kaum glauben«, fügte Gaspar
    Reuter hinzu.
    »Einen Augenblick…!« mischte sich Kapitän Buen-
    arrivo ins Gespräch. »Zu welchem Stamm gehören die
    Frauen, die uns begleiten?«
    »Die meisten sind Yorubas«, konstatierte der Navar-
    rese.
    »Wollt Ihr damit sagen, daß wir Yoruba-Frauen mit-
    gebracht haben, damit sie den Ibos als Abendessen dienen?« entsetzte sich der Venezianer.
    »Mitnichten…!« gab der Ex-Jesuit ungerührt zurück.
    »Um ehrlich zu sein, sie laufen nicht mehr Gefahr, als Abendessen zu dienen, als jeder einzelne von uns. In diesen Breiten sind es die Männer der Yoruba, die
    Frauen vom Stamm der Ibo versklaven und vergewal-
    tigen, aber da Mulay-Ali sehr schlau ist, hat er seine Kräfte verteilt. Im Westen sind es Soldaten der Ibo, die Yoruba-Frauen versklaven, schänden und gelegentlich verschlingen, während in den nördlichen Regionen die Fulbe die Kanuro unterdrücken und umgekehrt. Wir
    dürfen nicht vergessen, daß allein an der Sklavenküste zwei Dutzend verschiedene ethnische Gruppen zusam-menleben, die sehr unterschiedliche Dialekte sprechen.
    Die Sklavenjäger, Europäer wie Araber, wußten diese Umstände stets auszunutzen, indem sie alte Streitigkei-ten wieder anfachten oder neue provozierten. So hat ihnen der ständige Kampf zwischen Nachbarn stets Gefangene beschert. Sie brauchten nur ruhig an der Küste zu warten, und es kümmerte sie nicht, daß für jeden einzelnen dieser Gefangenen mindestens drei Männer
    in den Kriegen starben, die sie selbst angezettelt hatten.«
    »Das ist widerlich!« beklagte sich Sancho Mendafia.
    »So etwas Abscheuliches habe ich noch nie gehört. Dagegen kommen mir die Barbareien von Mombars, dem
    Todesengel, vor wie Bubenstreiche. Wenigstens war
    der nur ein Irrer, dem sich von Zeit zu Zeit das Hirn vernebelte, aber diese Hundesöhne handeln mit eiskalter Berechnung.«
    »Verstehst du jetzt, warum wir bis zum Ende gehen
    und ein für allemal mit diesem verfluchten König vom Niger Schluß machen müssen?« fragte Celeste bewußt.
    »Und wie lange wird es dauern, bis ein neuer >König vom Niger< geboren wird?« wollte der Margariteno wissen.
    »Keine Ahnung«, gestand

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