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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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er verdient, dann mache ich es. Mir glaubt sonst ja doch keiner.«
    Gabe sah auf seine Uhr. Fast zwei. Er gab Ethan einen Klaps auf den Rücken und ging zum Ende des Geländers.
    Maddie würde ihn an einen Baum nageln, wenn sie wüsste, was er tat–weshalb Ethan sich auch geweigert hatte, sie anzurufen. Er hatte Gabe überzeugt, dass sie–wenn nicht gerade ein Feuer ausbrechen sollte–bis zum Morgen mit Sicherheit nicht mitbekommen würde, dass er nicht da war. Und bis dahin wäre er wieder unbeschadet zu Hause.
    Gabe verbarg sich in den Büschen direkt neben der Brücke, wo die Böschung zum Bach hin abfiel. Er hatte ein ungutes Gefühl.
    Ethan saß über ihm auf dem Geländer, ein bisschen mehr zum Ende der Brücke hin.
    Das Murmeln des Wassers sechs Meter unter ihnen bildete das nächtliche Hintergrundgeräusch für das Zirpen der Grillen und das Quaken der Maulfrösche. Alles war friedlich, nur sie beide waren höchst angespannt.
    Er zog seine Waffe aus dem Holster. Außer auf dem Schießstand hatte er sie noch nie einsetzen müssen, und er hätte auch nicht damit gerechnet, dass dies heute Abend nötig sein könnte. Aber auf gar keinen Fall würde er zulassen, dass Maddies tapferem Sohn etwas passierte.
    Vermutlich hätte Gabe anrufen und um Verstärkung bitten sollen. Aber es war schon schwierig genug, einen einzelnen Wagen zu verstecken, und die Zeit lief ihnen davon. Er musste wachsam bleiben–Ethans Leben lag jetzt ausschließlich in seiner Hand.
    Mit dem Rücken zu Gabe fragte der Junge: »Was glauben Sie, warum er das gemacht hat?«
    »Ich weiß es nicht.« Hatte Steve herausgefunden, dass Todd seinen Stiefbruder misshandelte? Oder hatte er entdeckt, dass Todd dealte? Vielleicht hatte er auch bemerkt, dass Todd selbst Anabolika nahm.
    »Ich meine…« – Ethans Stimme klang viel ruhiger, als Gabe sich fühlte –, »…wenn er extra den Berg raufgestiegen ist…dann muss er das doch geplant haben, oder?«
    »Sieht so aus.« Vorsätzlicher Mord ließ sich kaum mit sprunghaftem, launischem Verhalten aufgrund von Anabolikamissbrauch erklären.
    Während die Minuten verstrichen, machte Gabe sich Gedanken über das Motiv. Keiner der üblichen Gründe, die einen Menschen zum Mörder werden ließen–Eifersucht, Liebe, Geld, Macht, Rache–,schien zuzutreffen. Vielleicht würde Todds Klinikaufenthalt nach dem Tod seiner Mutter die Erklärung liefern. Es war nicht auszuschließen, dass Todd schon länger ein ernsthaftes psychisches Problem hatte.
    Ethans Stimme durchbrach die Stille. »Vielleicht kommt er nicht.«
    »Zu Hause war er jedenfalls nicht.« Und er ging nicht an sein Handy. Kate war so nervös gewesen, als ob es einen Grund gäbe, sich Sorgen zu machen. Warum sonst hätte sie voll bekleidet im Dunkeln sitzen sollen?
    Wo war Todd? Gabe hatte der Einsatzzentrale den Auftrag gegeben, sowohl seine Leute als auch die Stadtpolizei sollten Todd auf keinen Fall vor zwei Uhr fünfzehn anhalten.
    Sein eigenes Funkgerät hatte Gabe abgeschaltet, doch jetzt ging er das Risiko ein, es kurz anzumachen. Zu Ethan sagte er: »Sobald du Scheinwerfer siehst, sag mir Bescheid.«
    »Okay.«
    Die Einsatzzentrale bestätigte, dass bisher niemand Todd gesehen oder verhaftet hatte. Gabe stellte das Funkgerät aus.
    »Erzähl mir noch mal, was er zu dir gesagt hat«, bat er.
    Ethan blieb locker auf dem Geländer sitzen und beobachtete aufmerksam die Straße. »Er wollte mich warnen, weil seine Stiefmutter glaubt, ich hätte Mr McP umgebracht, und weil sie Jordan dazu gebracht hat, allen zu erzählen, ich hätte es getan. Und er an meiner Stelle würde sofort abhauen.«
    So fest überzeugt, wie Kate Anfang der Woche von Ethans Schuld gewesen war, hätte sie Gabe garantiert noch im selben Moment angerufen, in dem Jordan irgendetwas in dieser Richtung gesagt hätte.
    Ethan fuhr fort: »Er sagte, er wüsste, dass ich es nicht getan habe.«
    »Hat er auch gesagt, woher er das weiß?«
    »Weil ich keinen Grund hätte, seinen Dad umzubringen. Er glaubt, man gibt mir die Schuld, weil ich nicht aus der Gegend bin. Er meinte, wenn ich abhaue, hätte er Zeit, die Leute zu überzeugen, dass sie weitersuchen müssen. Er wollte nicht, dass der Mörder seines Vaters davonkommt.«
    Todd klang viel zu mitfühlend. Ethan war zu recht misstrauisch geworden. Und Todd konnte offensichtlich sehr gut Leute manipulieren. Gabe fragte sich, wie weit Kates Überzeugung, dass Ethan der Schuldige war, wohl darauf beruhte, dass ihr Stiefsohn es ihr

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