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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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getestet. Das Zeug hat ihn umgebracht.«
    Er wartete gespannt, wie sein Gegenüber reagierte. Hatte der Trainer gewusst, dass Zach Dopingmittel nahm? Hatte er ihn dazu sogar ermutigt? Lawrence hatte letztes Jahr hier angefangen, nachdem sein Vorgänger drei Jahre lang keinen Titel gewinnen konnte. Highschool-Football kam in dieser Stadt fast einer Religion gleich, und die Leute hatten die Geduld verloren.
    Eine oder zwei Sekunden lang stand Lawrence da wie vom Schlag getroffen. Dann wirbelte er herum und schlug das Lehrbuch seitlich gegen einen metallenen Aktenschrank. Der Knall war so laut, dass Gabe zusammenzuckte.
    »Verdammter Mist!«, stieß der Trainer zwischen den Zähnen hervor. Er stand mit dem Profil zu Gabe. Wütend atmete er schnell ein und aus. »Gottverfluchte Scheiße!«
    »Wenn ich das richtig sehe, war Ihnen das neu«, sagte Gabe schließlich.
    Aus den eisblauen Augen des Trainers schienen tödliche Blitze zu schießen.
    »Wofür halten Sie mich eigentlich? Heilige Mutter Gottes…«
    »Ich weiß nur, unter welch großem Druck Sie hier stehen…«
    »He! Ich will die Meisterschaft genauso sehr gewinnen wie jeder andere in dieser Stadt, aber dafür würde ich niemals die Gesundheit eines Schülers aufs Spiel setzen.« Er warf Gabe einen weiteren finsteren Blick zu. »Es gibt Tausende von Trainerjobs an Highschools. So dringend brauche ich diesen hier bestimmt nicht.«
    Viele Menschen waren schon für weniger in Versuchung geraten. Aber Lawrence’ Reaktion schien aufrichtig. Einstweilen glaubte Gabe ihm. »Was ist mit den anderen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nur ein Einzelfall ist. So läuft das nun mal nicht.«
    Lawrence ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, auf dem er zuvor gesessen hatte. »Wenn es mir bei Gilbert nicht aufgefallen ist, kann es gut möglich sein, dass es mir bei anderen ebenso ergangen ist.« Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich habe beim allerersten Training im letzten Sommer meinen Standpunkt unmissverständlich klargemacht: null Toleranz.« Er zählte die Punkte an den Fingern ab. »Kein Alkohol, keine schlechten Noten, keine schwangeren Freundinnen, keine Drogen–und darunter verstehe ich auch leistungssteigernde Mittel, das habe ich laut und deutlich gesagt. Ein undisziplinierter Sportler ist ein unzuverlässiger Sportler.«
    Gabe nickte. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in der Beziehung ein wachsames Auge auf Ihre Mannschaft haben. Und bitten Sie Ihre Kollegen doch, dasselbe zu tun. Ich will wissen, ob wir da ein ernstes Problem in unserer Stadt haben.«
    Lawrence stand wieder auf. »Kein Problem. Darum werde ich mich kümmern, das können Sie mir glauben.«
    »Ich melde mich wieder«, sagte Gabe und schüttelte dem Mann die Hand.
    Auf seinem Weg nach draußen blieb er an der großen Tür zur Cafeteria stehen und sah hinein. Kleidung und Frisuren hatten sich verändert, doch wenn er kurz die Augen schlösse wie vorhin im Umkleideraum, würde ihn die Geräuschkulisse von Dutzenden von Unterhaltungen junger Menschen und der Geruch klebriger Spaghetti und verbrannter Knoblauchbrote schlagartig in seine eigene Zeit an der Highschool zurückversetzen.
    »Entschuldigung, brauchen Sie Hilfe?«
    Gabe drehte sich um; vor ihm stand eine junge Frau mit blondem Pferdeschwanz und einem Schildchen, das sie als Lehrerin auswies, und musterte ihn besorgt.
    Er kam sich vor wie ein Idiot. »Nein, danke. Ich wollte gerade gehen.«
    Lächelnd ging sie weiter in die Cafeteria.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er älter war als viele der Lehrer hier. Mann, wenn er so zurückdachte, damals waren ihm die Lehrer verdammt alt vorgekommen.
    In seinen wehmütigen Erinnerungen erschien ihm seine Jugend mit einem Mal wie eine ferne, lang vergangene Zeit. Unbehaglich versuchte er, die Erinnerungen zurückzudrängen.
    Doch dann kam ihm ein weiterer Gedanke. Als sein Vater 33 Jahre alt war, war Gabe zwölf. Er versuchte sich vorzustellen, er habe selbst einen zwölfjährigen Sohn. Wenn er so weitermachte wie bisher, würde er nie Vater werden.
    Hör auf damit, Wyatt!
    Als er sich gerade von der Tür zur Cafeteria wegdrehen wollte, bemerkte er Ethan, der ganz allein am Ende eines langen Tischs saß. Er bot ein solches Bild des Jammers, dass Gabe stehen blieb und ihn eine Zeit lang betrachtete. Der Junge hatte das Tablett mit dem Essen, das er nicht angerührt hatte, weggeschoben. Er hatte die Ellbogen aufgestützt und die Stirn in die Handballen gelegt. Am meisten nahm Gabe jedoch die

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