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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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Art und Weise mit, wie er die Schultern hängen ließ, so als gäbe es keine Hoffnung mehr.
    Beinahe wäre er zu ihm gegangen, besann sich jedoch eines Besseren. Sicher, er wollte mit Ethan noch einmal über das reden, was auf dem Berg geschehen war, aber dies hier war weder die Zeit noch der Ort dafür. Der Junge hatte auch so schon genug Probleme, ohne dass Gabe ihn vor der ganzen Schule mitnahm.
    Außerdem: Wenn er wartete, bis Ethan zu Hause war, hatte er eine Entschuldigung, Maddie zu sehen.
    Der Druck in Ethans Kopf wurde allmählich unerträglich. Jeder Pulsschlag ließ ihm die Augen anschwellen. Damit sie ihm nicht aus den Höhlen sprangen, presste er die Handballen dagegen. Er konnte schon fast bildlich sehen, wie seine Schädeldecke abhob und Blut und Hirnmasse über die Wand der Cafeteria verteilt wurden.
    Blut und Hirnmasse…Blut und Hirnmasse…wie bei Mr McP.
    Der Gedanke kreiste unaufhörlich durch seinen Kopf, und der Druck wurde immer stärker.
    Er wollte nicht mehr länger daran denken. Seit zwei Tagen versuchte er nun schon, einfach gar nichts mehr zu denken. Doch er konnte weder Schlaf noch Erleichterung finden, es schien keinen Ausweg zu geben.
    Von Anfang an hatte er Jordan beschützen wollen. Als Ethan ihn zum ersten Mal sah, hatte er an einen geprügelten Hund denken müssen. Nähe war gleichbedeutend mit Schikanen und Bestrafung, und so schreckte er instinktiv zurück. Dieses Gefühl kannte Ethan nur zu gut.
    Aber während das Leben Ethan stark gemacht hatte, schien es Jordan jede Härte ausgetrieben zu haben.
    Kennengelernt hatte er ihn in der ersten Woche nach ihrem Umzug:
    Ethan ging zu der Skateboard-Halfpipe in der öffentlichen Anlage. Er hatte zwar kein Board. Doch als er die coolen Dinger sah, dachte er, vielleicht könne er sich eins zu seinem Geburtstag nächste Woche wünschen. M war ihm schon auf den Wecker gefallen mit ihrer Fragerei, was er denn gern hätte. Da sie ihm das, was er wirklich wollte, nicht geben konnte–in der neunten Klasse nicht schon seinen 15. Geburtstag zu feiern–, wäre ein Skateboard vielleicht ganz nett.
    Besonders viel war in der eingezäunten Anlage nicht los, nur ein, zwei Jungen übten auf ihren Brettern. Ethan lehnte sich mit den Ellbogen auf den Drahtzaun und sah ihnen zu. Beide waren jünger als er, und die Halfpipe beherrschten sie nicht schlecht. Einer machte sogar recht gewagte Luftsprünge.
    Dann entdeckte Ethan auf einer Bank unmittelbar vor dem Tor einen mageren Jungen. Sein Skateboard, auf das er mit den Fingern trommelte, hatte er quer über die Knie gelegt, die dauernd auf und nieder wippten. Den Kopf hielt er gesenkt, er schaute auf alles, nur nicht zu den beiden Jungs innerhalb des Zauns.
    Diese Haltung, den Wunsch, sich unsichtbar zu machen, erkannte Ethan auf den ersten Blick. Die erste Zeit seines Lebens auf der Straße hatte er es nicht anders gemacht.
    Er ging um die eingezäunte Fläche herum und setzte sich neben den Jungen. Dessen Alter war schwer zu schätzen. Er sah aus wie zwölf oder dreizehn, aber so blass und dürr, wie er war, konnte er auch gut älter sein.
    »Hey!«, sagte Ethan. »Gehst du nicht rein?«
    Der Junge hob kurz den Kopf, dann blickte er sofort wieder auf seinen Schoß. Er zuckte mit den Schultern. »Später vielleicht.«
    Ethan deutete auf das Skateboard. Es war neu, die Räder zeigten kaum Spuren. »Sieht prima aus.«
    »Danke.« Er sprach das Wort so leise aus, dass es durch den Lärm der Skateboards kaum zu hören war.
    »He, du Flasche, haben wir nicht gesagt, du sollst dich verziehen«, rief einer der Skater.
    Ethan sah, dass sein Banknachbar sich zusammenzog wie eine verängstigte Schildkröte, den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern steckte.
    Der zweite Skater gab seinem Brett einen Tritt, fing es auf und kam an den Zaun. »Genau. Du hast doch eh zu viel Angst, um irgendwas zu probieren. Was hängst du dann hier überhaupt rum?«
    Ethan schaute hoch. »Wie wär’s, wenn ihr ihn in Ruhe lasst? Er stört euch doch nicht.«
    »Falsch. Der nervt ohne Ende. Der kleine Streber hat doch keine Ahnung, wie man damit fährt.«
    »Er hat’s doch gerade erst bekommen«, sagte Ethan.
    »Tja, dann ist er eben zu feige dafür.«
    Ethan sah zu dem Jungen neben ihm, der voll darauf konzentriert war, mit den Fingern am Rad seines Boards rumzuspielen.
    »Haben sie dich da rausgeworfen?«, fragte Ethan ganz ruhig.
    Eine Schulter hob sich kurz. Dann drehte er den Kopf zu Ethan, ohne jedoch den Blick zu heben.

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