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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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ihr
mitzuteilen, als sie in ihrer Mutter eine Freundin und Gefährtin
zu finden gehofft hatte, die auf ihrer Seite gegenüber diesem
bedrohlichen Mann stünde, den sie als Kind und junges Mädchen
sosehr gefürchtet hatte, du klingst mitgenommen, sagt Karla,
wirklich, Liebes, fragt ihre Mutter zurück, ist das ein Wunder,
fragt sie, aber sie hört sich noch immer, ja, sogar mehr als
zuvor so an, als handele es sich bei dem Trauerfall allenfalls um
einen Nachbarn, ist da noch etwas, fragt Karla zögernd, sie
tastet sich heran, an das, was sie da noch vermutet, ach, fast
nichts, sagt ihre Mutter, eine Kleinigkeit vielleicht, Gertrud macht
eine Pause und Karla wartet ab, dein Vater hat mich betrogen, jetzt
ist es raus, denkt Karla, das war ja klar, das hat sie über
sechstausend Kilometer gegen den Wind gerochen, mit seiner
Sekretärin, schickt die Mutter hinterher, mit der Ruf, fragt
Karla, liegt das nicht Jahre zurück, das habe ich auch gedacht,
sagt die Mutter, vergessen und vergeben hatte ich das Vergangene,
aber tatsächlich hat das nie geendet, er hat einfach weiter
gemacht, er hat uns, Liebes, betrogen, Karla stutzt, billig der
Versuch der Mutter, sie ins Boot der Betrogenen zu ziehen, was hat
sie damit zu tun, früher, als sie der Mutter klagte, wie
aufdringlich der Vater sei, wie wenig er Grenzen zu wahren wusste,
wie bedrängend er zu sein vermochte, da hatte die Mutter die
Augen verschlossen, es hatte einfach nicht sein dürfen, doch
jetzt, jetzt, da es ihr zupass kommt, soll die Tochter Gewehr bei Fuß
an ihrer Seite stehen, woher weißt du das mit der Ruf, fragt
Karla, Briefe, sagt die Mutter, die ganze Schublade voll, und Bilder,
ekelhaft, e-k-e-l-h-a-f-t, was, fragt Karla, sagt Philipp dazu, ach
Philipp, sagt die Mutter, dein Bruder ist wieder ganz hin- und
hergerissen, er kann sich mal wieder nicht entscheiden, jetzt gerade
ist er bei seinem Vater und hält schon mal prophylaktisch
Totenwache, Robert Carlos schläft oben, wenn ich daran denke,
dass alles ganz anders hätte laufen können, wenn dieser
Mann nur ein wenig mehr bei sich und seiner Familie gewesen wäre,
aha, denkt Klara, ein zweiter Versuch, der Mann war ja nicht bei
sich, vielleicht war er sogar verrückt, Karla schüttelt den
Kopf, ihre Mutter hat sich ihrem Vater Jahre um des Scheines, um des
lieben Friedens Willen untergeordnet und dieser Haus- und Staatsräson
das gesamte Wohlergehen ihrer Kinder geopfert, Philipp ist ein
verzärtelter Knabe gewesen und geblieben, ewig unreif, ewig
unfähig fürs Leben, sie selbst, ja, sie selbst hat sich auf
der Suche nach einer angemessenen Lebensform beinahe vollständig
verloren, sie hat sich jahrelang gefragt, was mit ihr nicht in
Ordnung sein könnte, sie hat sich gezwungen, eine Freundschaft
einzugehen, mit einem Jungen, der kaum älter, aber bei weitem
nicht so intelligent wie sie gewesen ist, und von so einem hatte sie
dieses dümmliche Dominierenwollen hinnehmen sollen, dieses
äffische Guck-mal-da-ist-mein-Zauberstab-Gehabe, widerlich war
es gewesen, genauso wie der Beischlaf, nicht nachvollziehen können
hatte sie das Schmachten ihrer Freundinnen nach Männern,
gedauert hatte es, bis sie sich von diesem und mit ihm von allen
Männern verabschiedet hatte, und selbst dann waren noch Jahre
vergangen, bis sie sich endlich eingestanden hatte, dass sie etwas
für eine Kommilitonin empfand und diese auch für sie, da
war sie bereits in den Staaten gewesen, an der Columbia, an der sie
noch immer als wissenschaftliche Angestellte beschäftigt ist,
Mama, sagt Karla, Papa ist wie er ist, und so war er immer schon, du
wusstest das, und alle nachträglichen Versuche, ihn als abartig
hinzustellen, sind genauso verfehlt, wie deine damalige Methode, vor
allem die Augen zu verschließen, so, sagt Gertrud, so, meinst
du, ich hätte mir mehr Verständnis erhofft, gerade von dir,
wirklich, fragt Karla zurück, hast du mir denn damals
Verständnis entgegengebracht, habe ich es dir denn verweigert,
fragt wiederum Gertrud, schon, sagt Karla schonungslos, ignoriert
hast du mich, so, sagt die Mutter kalt, so wie du mich jetzt, nein,
Mama, sagt Karla, keineswegs, aber ich will mich nicht
instrumentalisieren lassen für eine Sache, die nicht die meine
ist, du hast dich damals fein herausgehalten, und das tue ich jetzt
auch, denn du willst einfach nur eine Verbündete gegen
einen, der bereits mit einem Fuß im Grab steht, ich brauchte eine gegen einen übermächtigen Vater, das ist etwas
anderes, so, fragt Gertrud,

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