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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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Schwester und deren Kinder, die auch Geld von
ihm annahmen, auf seine Kosten lebten und immer nur forderten,
genauso wie die Kollegen und sein Chef, die nicht sahen, dass er es
war, der den Laden schmiss, der die Kunden gewann, und er litt
darunter, in den Arm hatte sie ihn genommen, hatte seine Hand
genommen und auf ihr Herz gelegt, weil sie ihn beruhigen wollte,
allerdings war ihr das nicht gelungen, seine Hand hatte sich vielmehr
leicht kreisend bewegt, und nicht er war ruhig, sondern sie unruhig
geworden, erregt sogar, und dann war es geschehen, und schön war
es gewesen, obwohl es auf der engen Rückbank seines Wagens doch
auch ein wenig ungemütlich gewesen war, aber schönschönschön
war es gewesen und es hatte nur ein ganz klein wenig weh getan, fast
gar nicht, obwohl sie einen kleinen Seufzer, oder war es sogar ein
leiser Schrei gewesen, nicht hatte unterdrücken können, und
Joey hatte ihr dafür die Wange gestreichelt, Jungfrau, hatte er
gesagt, du bist ja noch Jungfrau gewesen, geredet hatten sie noch ein
bisschen, eine Zigarette hatten sie geraucht, wie in Filmen, dann
hatten sie Telefonnummern ausgetauscht, sie hatte ihm ihre, er ihr
seine gegeben, aber er hatte nicht angerufen, die ganze lange Woche
nicht, und gestern, als sie es nicht mehr ausgehalten und schließlich
seine Nummer gewählt hatte, da war eine Frau Müller am
Apparat gewesen, hatte er ihr tatsächlich eine falsche Nummer
gegeben, das konnte nicht sein, zumindest nicht absichtlich, nicht
er, gewiss nicht, aber wie sollte sie ihn jetzt wiederfinden, sie
kannte ja nur seinen Vornamen, Joe, wenn es nicht nur sein Spitzname
war, Joey, vielleicht hieß er ja Joachim oder Johannes oder
Joseph, Gott, wie altmodisch das wäre, aber finden würde
sie ihn, sie hatten sich in der Disko gefunden, sie würden sich
auch hier in dieser kleinen Stadt wiederfinden, sie sieht wieder
hinaus, auf die Straße, hinüber zur Bar, zu dem Pärchen
am Tresen, auf Harry, den Barkeeper, den sie kennt, weil sie da
drüben bei ihm ab und zu Zigaretten kauft, er ist einer der
wenigen, der sie nicht nach ihrem Alter fragt, manchmal lässt er
einfach ein Päckchen auf der Theke liegen, in der leeren Bar, am
frühen Nachmittag, wenn sie auf dem Heimweg von der Schule bei
ihm reinschaut, dann sagt er betont ironisch, Fräulein Räto,
ich gehe mal kurz für kleine Mädchen, pass doch mal auf den
Laden auf, er klopft mit dem Zeigefinger auf die Theke, und wenn er
wiederkommt, hat sie sein Päckchen Zigaretten längst
eingesteckt, er fragt dann beiläufig, hast du vielleicht meine
Zicken gesehen, Julchen, nö, sagt sie und geht nach Hause, nein,
Harry ist in Ordnung, auch jetzt wischt er wieder den Tresen ab und
spült ein paar Gläser aus, wenn jetzt ihr Joey das Lokal
beträte, das wäre was, bittebitte, lieber Gott, lass ihn da
reingehen, und tatsächlich, gerade betritt jemand das Phillies ,
ein Mann im gelben Anzug, es könnte sogar ihr Joey sein, aber
der da sieht irgendwie geknickt aus, heruntergekommen, fast schon
schäbig, das kann ihr Joey nicht sein, denn der ist ja ihr Held,
und überhaupt gibt‘s solche Zufälle ja gar nicht,
dass der jetzt ausgerechnet in die Bar gegenüber gehen sollte,
nee, das gibt‘s ja gar nicht, und so träumt sie noch ein
wenig weiter und macht dann das Licht aus, um schlafen zu gehen,
schließlich ist es schon spät und sie erst vierzehn.

92
Der
amerikanische Reporter …

    … Charly
Winer sitzt mit Alice Mura, einer Journalistin des Tagesanzeigers, an
der Bar des Phillies und trinkt einen Bourbon, er ist
achtundzwanzig Jahre alt, wiegt hundertfünfundsiebzig Pfund bei
einer Größe von einsvierundachtzig und verfügt über
ein sonniges Gemüt, ein Sanguiniker ist er, der mit einem
Jahresgehalt von rund fünfundvierzigtausend Dollar nicht
schlecht verdient, er stammt aus Maine, in Deutschland ist er, um
mehr über seinen Urgroßonkel zu erfahren, he was a writer,
you know, sagt er zu Alice, bei der er übernachtet, ihre Zeitung
und seine Zeitung pflegen Beziehungen, so kam der Kontakt zustande,
er hat irgendwann mit ihr telefoniert, wegen irgend einer Sache, es
ging um internationale Bildungspolitik, und der Kontakt blieb
bestehen, er sprach schon damals etwas deutsch, wieso das, hatte sie
ihn gefragt, und er hatte gesagt, dass er deutsche Vorfahren habe,
seine Großmutter hatte ihm erzählt, dass darunter auch ein
Schriftsteller gewesen sei, dann aber hatte sie nicht mehr allzu viel
von ihm berichtet, weil er wohl, wie sie sagte,

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