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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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ist es das, nun, Liebes, du musst es
wissen, wie auch immer, die Beisetzung wird in sechs Tagen sein, du
kannst dir ja überlegen, ob du kommen willst, jetzt ist Klara
doch geschockt, in sechs Tagen, fragt sie, er ist doch noch nicht
einmal tot, doch, Liebes, sagt Gertrud, morgen lass ich die Geräte
abschalten, ich habe das Ja von Kurt, der mit dem Chefarzt von
Sankt-Vitalis gesprochen hat, nach der Obduktion geht es dann auf den
Friedhof, alle Achtung, sagt Karla, du hast es ja sehr eilig, nicht
wahr, sagt Gertrud, aber wozu warten.

91
Wie
ein Schiff …

    … schiebt
sich die Hausecke in die Straßenkreuzung, hell erleuchtet ist
die Fensterfront, nicht viel los ist im Phillies , das Mädchen
von schräg gegenüber ist beim Anblick der Bar ins Träumen
geraten, nur ein paar Nachteulen in kaltem Neonlicht sitzen
gelangweilt am Tresen, ein Mann mit dem Rücken zu ihr, hinten in
der Ecke ein Pärchen, er ist für sein Alter zu seriös
angezogen, sie, im Kleidchen, etwas zu stark geschminkt, nur Harry
ist in Bewegung, er mixt Cocktails, kocht Kaffee oder wischt über
den Tresen, vielleicht, fragt sich das Mädchen von gegenüber,
ist das auch gar kein Pärchen, vielleicht sind sie getrennt
gekommen, haben sich zufällig nebeneinander gesetzt, sind ins
Gespräch geraten, vielleicht reden sie gar nicht miteinander,
sie kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, sie kuschelt sich in die
Sofaecke und schaut wieder hinüber zu dem Paar in der Bar, nur
ab und zu hebt einer von den beiden das Glas, hin und wieder gibt der
eine der anderen Feuer, vielleicht sind sich die beiden völlig
fremd und lernen sich gerade erst kennen, oder es sind Kollegen, die
nach der Arbeit noch etwas miteinander trinken gegangen sind,
vielleicht wollen sie etwas voneinander, vielleicht entdecken sie
gerade ihre Gefühle füreinander, das geht dem Mädchen
durch den Kopf, ihr gehen gerade nur solche Dinge durch den Kopf, sie
kann an überhaupt nichts anderes mehr denken, als dass irgendwo
irgendjemand sich trifft, sich findet, vertraut miteinander wird und
Vertraulichkeiten austauscht, so wie sie und Kevin neulich in der
Schule ... aber wer ist schon Kevin ... ein Gleichaltriger, kein
Ernstzunehmender, nicht so wie Joe, den sie letzten Samstag im Talk‘n
Dance kennen gelernt hat, ach Joe, Joe, Joey, der süße
Joey, der ist toll, der ist reif, der ist ein Mann, der ist schon
über dreißig, und der hat sie bemerkt,
getanzt hat er in ihrer Nähe, für sich, so wie sie mit
ihren Freundinnen, dann haben sie sich angeschaut, sie weiß gar
nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen, wer wen zuerst bemerkt hat,
aber gefunkt hat es zwischen ihnen sofort, sie ist rot geworden, von
Kopf bis Fuß, tanzend hat er sich ihr genähert, langsam,
fast zaghaft, ausweichend, als würde der Tanz ihm bestimmte
Richtungen vorgeben, das hat sie gereizt, obwohl sie es zu verbergen
versucht hat, abgewandt hat sie sich, ihm den Rücken gezeigt,
zwei Pilger im Gedränge der Tanzenden, dann haben sie sich
einander zugewandt und ihre Blicke sind sich nicht mehr ausgewichen,
sie haben miteinander getanzt und getanzt und getanzt, plötzlich
aber dann sind sie draußen gewesen, haben vor dem Eingang der
Disko auf einem Mäuerchen gesessen, dann, weil es kühl
wurde, in seinem Auto, und dann und dann und dann, ja, dann hatte er
sie geküsst, so richtig innig, ganz warm war ihr geworden,
überall, wie einfühlsam er gewesen war, so verletzlich
hatte er gewirkt, so, dass sie ihm hatte helfen können, ihn
hatte trösten dürfen, fast schon wie eine, ja, wie eine
Frau, oder, mehr noch, wie eine Mutter, sie, das Kind, bei ihm, dem
Mann, der fast schon wieder ihr Vater hätte sein können ...
erzählt hatte er, dass er sie unmöglich mit zu sich nehmen
könne, wegen seiner Schwester, die bei ihm wohne, weil sie sich
gerade von ihrem Mann getrennt habe, mit Sack und Pack, mit Kind und
Kegel sei sie bei ihm eingezogen, unmöglich also, dass sie zu
ihm in sein Loft käme, sein Loft , das musste man sich mal
vorstellen, ein Loft, ein Künstler war er, ein Kreativdirektor in einer Werbeagentur, sie wusste eigentlich gar nicht so genau, was
ein Kreativdirektor machte, aber dass er furchtbar wichtig war, dass
hatte sie schon begriffen, und begriffen hatte sie auch, wie er sich
für seine Schwester und deren Kinder in der Luft zerriss, wie er
sie aufnahm, begriffen hatte sie, dass ohne ihn gar nichts lief in
der Agentur, so wichtig war er, und so wenig wurde es ihm gelohnt, so
undankbar waren seine

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